Das Lied der Sirenen
Kehle des Opfers wurde durchschnitten, der Körper verstümmelt. Wer auch immer dieses scheußliche Verbrechen begangen hat, er ist ein gewalttätiger und gefährlicher Mann. Die Art der Wunden läßt darauf schließen, daß der Mörder blutbefleckt gewesen sein muß.
Wir gehen davon aus, daß der Mord nicht am Fundort begangen wurde und die Leiche irgendwann im Verlauf der Nacht in der Parkanlage abgelegt worden ist.
Wir fordern alle Mitbürger, die in der vergangenen Nacht im Bezirk Crompton Gardens in Temple Fields gewesen sind, auf, sich bei der Polizei zu melden, damit sie als Täter ausgeschlossen werden können. Sämtliche Informationen werden streng vertraulich behandelt.«
Robbie Greaves, 28 , der städtische Arbeiter, der die Leiche gefunden hat, sagte: »Ich hatte gerade mit der Arbeit angefangen. Es war kurz nach halb neun. Ich benutzte meinen Stachelstock, um rumliegendes Papier aufzusammeln. Als ich auf die Leiche stieß, dachte ich zuerst, es wäre eine tote Katze oder ein toter Hund. Dann zog ich ein paar
Zweige zur Seite und sah den Körper eines Mannes da liegen.
Es war schrecklich. Ich mußte mich übergeben, dann bin ich zur nächsten Telefonzelle gerannt. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so was gesehen, und ich hoffe, es passiert mir nicht noch mal.«
Nun ja, sie hatten wenigstens eines richtig dargestellt. Der Mann war woanders getötet und seine Leiche dann in Crompton Gardens abgelegt worden. Was aber den Rest anging … Wenn das bezeichnend für die Fähigkeiten der Polizei war, hatte ich wohl nicht allzuviel zu befürchten. Mir sollte es recht sein. Ich wollte auf keinen Fall verhaftet werden, denn ich hatte Adams Nachfolger bereits ausgesucht. Paul, das wußte ich, würde anders sein. Diesmal mußte es nicht mit dem Tod enden.
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7
Alle seine Bekannten beschrieben hinterher seine Fassade als so glaubwürdig und perfekt, daß er zum Beispiel, wenn er durch die Straßen der Stadt … eilte und unbeabsichtigt eine andere Person anstieß, stehenblieb und sich wie ein Gentleman entschuldigte; während in seinem teuflischen Herzen bereits die höllischste aller Absichten brodelte, nahm er sich dennoch die Zeit, sich freundlichst zu entschuldigen, in der Hoffnung, daß das schwere Bleirohr unter seinem eleganten Surtout, das er in Erwartung des kleinen Geschäftes, welches er in neunzig Minuten zu erledigen beabsichtigte, dem Fremden, mit dem er zusammengestoßen war, nicht etwa irgendeinen Schmerz verursacht hatte.
C arol bog von der Hauptstraße ab und fuhr in einer Abkürzung durch Nebenstraßen nach Crompton Gardens. »Dort drüben hat man Adam Scott gefunden«, sagte sie und zeigte auf eine Stelle etwa in der Mitte der Buschreihe.
Tony nickte. »Würden Sie bitte langsam den Platz umrunden und dann an der Mauer halten, an der Stelle, wo die Leiche gefunden wurde?«
Carol tat, was Tony gewünscht hatte, während sich dieser aufmerksam die Gegend anschaute und sich mehrmals umdrehte, damit er das eine oder andere noch genauer sehen konnte. Als Carol anhielt, stieg er sofort aus. Ohne auf Carol zu warten, ging er über den Bürgersteig zur Ecke der Parkanlage. Carol folgte ihm, sich bemühend, das zu sehen, was er sah.
Weder die Morde noch das kühle Wetter hatte die Gewohnheiten derer, die regelmäßig Temple Fields aufsuchten, ändern können. In Torwegen und Eingängen zu Kellerwohnungen trieben es stöhnende Pärchen miteinander, sowohl hetero- als auch homosexuelle. Einige wenige erstarrten beim Klicken von Carols hohen Absätzen auf dem Pflaster, aber die meisten ließen sich dadurch nicht stören. Ein toller Ort, wenn man sich was aus Voyeurismus macht, dachte Carol zynisch.
Tony kam zum Ende der Häuserreihe und ging über die Straße zur Front der Geschäfte und Bars. Hier waren keine Menschen zu sehen, die es gerade miteinander trieben. Die Verbrechensrate der Stadt gebot schwere Rolläden und Gitter vor Fenstern und Türen. Aber das interessierte Tony nicht. Er schaute hinüber zu der Parkanlage in der Mitte des Platzes und brachte den realen Anblick in Übereinstimmung mit den Fotos, die er gesehen hatte. Es gab keine Büsche auf dieser Seite, nur die niedrige Mauer. Er beachtete die beiden an ihm vorbeigehenden Männer, die sich wie Ringkämpfer umklammerten, nicht. Sein Interesse galt einzig und allein Handy Andy.
Du bist hiergewesen, sagte er im Geiste zu Handy Andy. Du bist nicht aufs Geratewohl zu diesem Ort gefahren, nicht wahr? Du bist über diesen
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