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Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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haben wir eine Woche verloren.«
    Johnston schnaufte, dann verfiel er in nachdenkliches Schweigen.
    »Also gut«, sagte er schließlich. »Wir nehmen die andere Route.«
    Marie, die das Gespräch der Männer mitbekommen hatte, schnappte erschrocken nach Luft. Also mussten sie jetzt doch durch das Banditenland!
    »Wann wird es weitergehen?«, fragte Klara, die unruhig mit ihren Zöpfen spielte. »Hast du irgendwas mitbekommen, Marie?«
    »Sie werden eine andere Route wählen. Der Weg vor uns ist vollkommen aufgeweicht.«
    »Gut, Hauptsache, es geht weiter.«
    Ella blickte Marie prüfend an. »Haben die Männer noch was anderes gesagt? Du siehst aus, als hättest du in eine Zitrone gebissen.«
    »Nein, es ist nichts. Mir ist nur ein wenig unwohl, sonst nichts.« Marie wusste genau, dass es nichts brachte, die Frauen zu beunruhigen.
    »Dann leg dich ein wenig hin, du kriegst ohnehin zu wenig Schlaf.«
    Während sich Marie auf die Armeedecke bettete, lauschte sie den Geräuschen ihrer Wagengenossinnen und den Rufen der Männer. Irgendwann gab Johnstons markante Stimme den Befehl weiterzufahren. Nach einem kurzen Schwenk fuhren die Wagen auf unwegsames Gelände, aus dem schließlich doch ein fester Weg wurde.

7. Kapitel

    Während der nächsten zwei Tage kamen sie gut voran, doch das Gerücht, durch Banditenland zu fahren, drückte die Stimmung auf den Wagen enorm. Eine der Frauen vom zweiten Wagen, die ein wenig besser Englisch sprach als die anderen, wollte gehört haben, wie sich zwei Begleitreiter darüber unterhalten hatten, dass sie jetzt besonders wachsam sein mussten. Man konnte ja nicht wissen, wann der nächste Strauchdieb auftauchte. In Windeseile hatte sich die Geschichte verbreitet. Seitdem spähten die Frauen ängstlich aus den Wagen. Angus Johnston wurde es schon bald zu viel, dass einige von ihnen meinten, etwas Ungewöhnliches gesehen zu haben.
    Ella gehörte zu den wenigen, die nicht an das glaubten, was sich die Männer erzählten. »Wahrscheinlich wollen sie die langweilige Reise ein bisschen interessanter machten, indem sie sich Geschichten erzählen. So, wie du den Kindern auf dem Schiff Geschichten erzählt hast.«
    »Das ist nicht dasselbe«, entgegnete Marie, die damit beschäftigt war, den Saum ihres Unterrocks zu flicken. Beim morgendlichen Herunterklettern vom Wagen war sie an einem vorstehenden Nagel hängen geblieben und hatte sich den ohnehin schon porösen Stoff armlang aufgeschlitzt. »Auf dem Schiff habe ich versucht, die Kinder durch meine Geschichten zu beruhigen. Die Geschichten, die jetzt umgehen, sorgen eher für Unruhe.«
    »Und was meinst du dazu? Gibt es hier Banditen oder nicht?«
    »Ebenso wie wir alle war auch ich noch nicht hier, also kann ich es nicht beurteilen.« Wieder hatte sie Johnstons besorgte Miene vor sich. »Mr Johnston wird mit seinen Leuten schon dafür sorgen, dass uns nichts geschieht.«
    Ein Krachen ließ sie verstummen.
    »Was war das?«, fragte Klara ängstlich. »Ein Gewitter?«
    Marie schlug das Herz bis zum Hals. Eine unangenehme Erinnerung ließ ihren Magen schmerzen. War das möglich?
    Als sich das Krachen wiederholte, wurde auch den anderen klar, dass dieses Geräusch keine natürliche Ursache hatte.
    Marie wirbelte herum und steckte den Kopf durch die Plane.
    »Bist du verrückt?«, rief Ella, die versuchte, sie wieder ins Wageninnere zu zerren. »Willst du von den Banditen getroffen werden?«
    »Die Schüsse sind noch ein Stück entfernt«, entgegnete Marie unbeirrt, während sie zwischen den Bäumen nach Anzeichen der Banditen suchte. »Ich sehe jedenfalls niemanden. Vielleicht sind es ja nur ein paar Jäger.«
    Doch die Hektik, die nun bei den Reitern und den Wagenlenkern ausbrach, sprach eine andere Sprache. Laute Rufe mischten sich mit Peitschenknallen, die Pferde preschten ohne Rücksicht auf den Untergrund voran, wodurch die Wagen heftig durchgeschüttelt wurden.
    »Wird gleich ein bisschen ungemütlich, Ladys!«, rief der Wagenlenker, während sein Begleiter sein Gewehr durchlud. »Haltet am besten die Köpfe unten. Wir werden mit dem Pack schon fertig.«
    Jetzt zog sich auch Marie wieder zurück.
    »Und was, wenn sie nicht damit fertig werden?«, fragte Ella in der Gewissheit, dass die Männer kein Deutsch verstanden.
    »Sie haben Erfahrung mit Banditenangriffen«, beruhigte Marie sie. »Ich habe vor ein paar Tagen ein Gespräch belauscht.«
    »Ah, deshalb hast du so bedrückt dreingeschaut.«
    Marie nickte. »Ich wollte euch nicht

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