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Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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als sie voranschritt. In den Zelten ringsherum war alles still. Von einer noch glimmenden Feuerstelle stieg ein wenig Rauch auf, Nebel hing in den Bäumen, die das Lager umgaben.
    Eine Lichtquelle zwischen den Bäumen zog Maries Aufmerksamkeit auf sich. Würde sie dort Onawah finden?
    Als Marie voranschritt, vernahm sie auf einmal das Heulen eines Wolfes. Angst ergriff sie, doch sie blieb nicht stehen. Immer tiefer drang sie in den Wald vor, gewillt, den Ursprung des Lichts zu finden. Ringsherum ertönten seltsame Geräusche, das Heulen des Wolfes kam näher. Ich bin auf dem richtigen Weg, dachte sie, als das Licht plötzlich vor ihr auftauchte. Ein riesiges Feuer loderte funkensprühend zwischen den Bäumen in die Höhe und beleuchtete einen Felsen, auf dem der weiße Wolf saß, den sie am Lagerfeuer des Trecks beobachtet hatte. Von Onawah sah sie keine Spur. Dafür bemerkte der Wolf sie jetzt und sprang von dem Felsen herunter.
    Da sie annahm, dass er sie angreifen wollte, wirbelte Marie herum, doch hinter ihr hatte sich ein undurchdringliches Gestrüpp gebildet.
    »Mari!«, vernahm sie hinter sich eine Stimme. Keuchend wandte sie sich um. Der Wolf kam direkt auf sie zu. Mitten im Lauf verwandelte er sich plötzlich in eine Frau mit langem weißen Haar und Wolfsfellen auf der Schulter. Ihre gelben Augen leuchteten auf, als sie die Hand ausstreckte, die mit langen Krallen bewehrt war …
    Marie schreckte hoch. An den Schmerzen in ihren Armen und im Rücken erkannte sie, dass sie nur geträumt hatte. Es wäre ihr unmöglich gewesen, sich von ihrem Lager zu erheben. Der Zelteingang war verschlossen, ringsherum war alles ruhig. Dass ein Wolf geheult hatte, wollte sie nicht ausschließen, doch weder dämmerte es draußen, noch war Onawah verschwunden. Leise schnarchend ruhte sie auf ihrem Lager, während in der Feuerstelle das letzte Glimmen im verbrannten Holz erlosch.
    Seufzend ließ sich Marie wieder auf ihr Lager sinken. Die Augen schließen wollte sie allerdings nicht, denn sie befürchtete, dass der seltsame Traum zurückkehren könnte. Stattdessen starrte sie auf die Zeltplanen. Was hatte der Traum zu bedeuten?
    Zwei Tage, nachdem sie sich allein von ihrem Lager erheben konnte, hielt es Onawah für angemessen, Marie der Stammesgemeinschaft vorzustellen.
    »Krieger, die dich gefunden, schon fragen nach dir«, erklärte die Heilerin mit einem verschmitzten Lächeln.
    Unsicherheit überkam Marie. Wie sollte sie ihren Rettern begegnen? Obwohl sie bisher nur den Blick aus dem Zelt kannte und sich noch nicht ins Dorf gewagt hatte, hatte sie bereits mitbekommen, dass die Menschen hier ein wenig andere Regeln hatten und wesentlich freier im Umgang miteinander waren. Unverhohlen hatten jene, die sich in der Nähe des Heilerinnen-Zelts befanden, sie angestarrt und manchmal auch angelächelt. Einmal war eine alte Frau zu Onawah gekommen, die ohne Zögern nach Maries Haar gegriffen und etwas dazu bemerkt hatte, das sie nicht verstand.
    Auch Onawah kannte keine Berührungsängste. Erschrocken hatte Marie reagiert, als sie sie am ganzen Körper waschen wollte. Über ihre Gegenwehr hatte die Heilerin nur gelacht. »Du bist eine Frau wie ich. Du hast nichts an dir, was ich nicht auch habe.«
    So nah würden ihr die Krieger und anderen Dorfleute zwar nicht kommen; dennoch wollte sie einen guten Eindruck hinterlassen und beim ersten Treffen nichts falsch machen.
    »Was soll ich tun?«, fragte Marie deshalb nach. »Wie soll ich den Kriegern danken?«
    Onawah winkte ab. »Wenn du wieder gesund, bring ihnen eine Mahlzeit. Besser als Worte.«
    »Und die anderen Leute? Wie soll ich ihnen begegnen? Habt ihr einen bestimmten Gruß?«
    »Es reicht, wenn du nickst und zulässt, dass andere dich berühren. Wenn sie das tun, dann nehmen sie dich auf.«
    Das letzte Wort beunruhigte Marie. Aufnehmen? Sollte sie zu dem Stamm gehören?
    Die Geschichten von weißen Frauen, die sich freiwillig einem Indianerstamm anschlossen, gingen ihr wieder durch den Sinn. In Boston hatten die Revolverblätter hin und wieder über etwas Derartiges berichtet.
    Eine andere Sorge drängte sich plötzlich vor. Was sollte sie anziehen?
    Etwa Stammeskleidung? Ihr Kleid, das sie auf der Reise getragen hatte, war verschwunden, auf ihrem Bett lag sie in Unterkleidern. Als sie sich suchend umsah, brachte Onawah ihr bereits ein Stoffbündel.
    »Dein Kleid war kaputt, aber ich habe es geflickt, so gut ich konnte.«
    Tatsächlich, es war ihr Kleid! Die zerrissenen Stellen

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