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Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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Isbel schnell: »Miss Blumfeld hat bei dem Überfall auf ihren Treck leider ihre gesamte Habe verloren, doch sie soll ordentlich vor ihre Klasse treten, damit uns die besorgten Mütter nicht auf den Kopf kommen. Da ich sehe, dass ihr beide ungefähr die gleiche Kleidergröße habt, wollte ich dich bitten, ihr eines deiner Kleider zu leihen.«
    Allisons herzliches Lächeln linderte das Brennen auf Maries Wangen ein wenig. »Aber natürlich. Ich glaube, ich habe sogar genau das passende Kleid für Sie. Kommen Sie.«
    Marie folgte der Lehrersgattin durch die kleine, aber hübsch eingerichtete Wohnung. Besonders beeindruckend fand Marie ein großes Bücherregal, das hinter einem schweren dunklen Schreibtisch emporragte. Ein dicker, weicher Teppich dämpfte ihre Schritte zum gemeinsamen Schlafzimmer von Mr und Mrs Isbel. Ohne lange danach zu suchen, zog Allison ein dunkelblaues Trägerkleid und eine weiße Bluse aus dem Schrank. Beides wirkte so neu, dass es wahrscheinlich erst ganz selten getragen worden war.
    »Das hier sollte Ihnen perfekt stehen. Ich habe es aus einer Laune heraus anfertigen lassen und dann festgestellt, dass ich darin furchtbar blass wirke. Doch Sie mit Ihrer zarten Haut und dem blonden Haar passen bestimmt sehr gut hinein.«
    Als Allison das Kleid auf der Bettdecke ausbreitete, konnte Marie nicht anders, als fasziniert über den Rock zu streichen. Der leicht glänzende Stoff glitt angenehm weich unter ihren Fingerkuppen hindurch.
    »Was sagen Sie dazu?«, fragte Allison, die sie weiterhin lächelnd beobachtete.
    »Wunderschön! Fast ein bisschen zu fein für eine Lehrerin.«
    »Unsinn! Ich bin die Frau eines Lehrers; wenn es für mich nicht zu fein ist, dann ist es für Sie auch vollkommen in Ordnung. Dass ich es nicht trage, liegt nur daran, dass es nicht vorteilhaft für mich ist. Wenn Sie wollen, schenke ich es Ihnen.«
    Marie schnappte nach Luft. »Das kann ich nicht annehmen, es war sicher sehr teuer.«
    »Die Schneiderin ist eine gute Freundin von mir, der Preis, den sie verlangt hat, hat uns nicht arm gemacht. Betrachten Sie es als Willkommensgeschenk. Sie wissen ja gar nicht, wie froh ich bin, dass James endlich ein bisschen Unterstützung hat. Er brennt für seinen Beruf, aber manchmal wünsche ich mir ein bisschen mehr von ihm.«
    »Das kann ich verstehen. Und ich werde alles dafür tun, dass Sie mehr von Ihrem Mann haben.« Maries Stimme zitterte vor lauter Aufregung.
    »Das glaube ich Ihnen, Liebes.« Allison legte sanft ihre Hand auf ihren Arm. »Ich lasse Sie jetzt allein, damit Sie es anprobieren können. Wenn mich nicht alles täuscht, kommen in einer Stunde die Kinder, bis dahin sollten Sie auch gefrühstückt haben, denn die Arbeit verlangt viel Kraft.«
    Damit eilte sie aus dem Raum und schloss die Flügeltür hinter sich.
    Erst jetzt kam Marie dazu, sich umzusehen. Schrank und Bett waren aus schwerem Holz gefertigt, an den Wänden hingen filigrane Stickbildchen, die Mrs Isbel wohl selbst angefertigt hatte. Das Plaid auf dem Bett war über und über mit aufgestickten Rosen bedeckt.
    Rasch entledigte sich Marie ihres Kleides. Ein wenig schämte sie sich, dass sie in ihrer abgetragenen Unterwäsche in das neue Kleid schlüpfen musste, doch das würde sich ändern, sobald sie ihren ersten Lohn hatte.
    Mr Isbels Augenmaß war richtig gewesen, das Kleid saß trotz des schlechten Korsetts wie angegossen, was wohl auch daran lag, dass sie während der Reise und des Aufenthalts bei den Cree ein wenig abgenommen hatte.
    Als Marie vor den Spiegel trat, verschlug es ihr den Atem. Aus dem goldfarbenen Rahmen blickte sie eine ganz andere Frau an. Nur die Frisur erinnerte noch an die alte Marie Blumfeld. Sogar ihr Gesicht wirkte unter dem cremigen Weiß der Bluse verändert – wesentlich ebenmäßiger und schöner. Oder hatte sie nur vergessen, wie sie aussah?
    »Alles in Ordnung bei Ihnen oder brauchen Sie Hilfe?«
    Marie zuckte zusammen und strich hektisch den Rock glatt. »Alles bestens, ich … ich komme gleich!«
    Schnell klaubte sie das alte Kleid vom Boden auf, dann eilte sie zur Tür. Allison, die davor stand, schaute sie zunächst überrascht an, dann lächelte sie.
    »Ich muss schon sagen, dass mein Urteilsvermögen gut ist. Das Kleid steht Ihnen noch besser, als ich es erwartet hätte. Schau her, James, was meinst du?«
    Als Isbel in der Tür auftauchte, setzte er einen verwunderten Blick auf.
    »Stimmt etwas nicht, Schatz?«, fragte Allison, die ihn erwartungsvoll ansah.
    »Ich

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