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Das Lied des Achill

Das Lied des Achill

Titel: Das Lied des Achill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Miller
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Männer würden sterben und mit ihnen seine Ehre. Gnadenlos. Und doch suche ich verzweifelt weiter nach einer Möglichkeit, ihn zu besänftigen und umzustimmen.
    Ich knie vor ihm nieder und presse seine Hände auf mein Gesicht. Noch immer strömen mir Tränen über die Wangen. »Tu’s für mich«, bitte ich. »Schone sie mir zuliebe. Ich weiß, was ich dir damit abverlange, und bitte dich trotzdem. Tu es für mich.«
    Er schaut auf mich herab, und ich sehe den inneren Kampf in seinen Augen. Er schluckt.
    »Alles«, erwidert er. »Alles, nur das nicht. Es ist mir unmöglich.«
    Ich blicke in sein schönes, versteinertes Gesicht und verzweifle. »Wenn du mich liebst –«
    »Nein!«, presst er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich kann es nicht. Wenn ich nachgebe, kann mich Agamemnon nach Belieben zurücksetzen. Keiner der anderen Könige wird mich respektieren, die Soldaten ebenso wenig.« Er ringt nach Luft, als hätte er sich im Wettlauf verausgabt. »Glaubst du etwa, es wäre mir egal, dass so viele sterben? Aber ich kann es nicht. Ich kann und werde nicht zulassen, dass er mich zum Narren hält!«
    »Dann schick wenigstens die Myrmidonen ins Feld. Lass mich deinen Platz einnehmen. Gib mir deine Rüstung, und ich werde unsere Männer anführen.« Meine Worte schockieren uns beide gleichermaßen. Sie kommen nicht von mir, sondern scheinen von einem Gott durch meinen Mund ausgesprochen worden zu sein. Trotzdem halte ich daran fest; es ist wie der letzte Atemzug eines Ertrinkenden. »Verstehst du? Du musst deinen Eid nicht brechen und kannst doch die Griechen retten.«
    Er starrt mich an. »Aber du kannst nicht kämpfen«, sagt er.
    »Das wird nicht nötig sein. Man wird mich für dich halten und vor Angst die Flucht ergreifen.«
    »Nein«, entgegnet er. »Das ist zu gefährlich.«
    »Bitte.« Ich zerre an ihm. »Es ist nicht gefährlich. Ich werde Abstand halten zum Feind und geschützt sein von Automedon und unseren Kriegern. Ich verstehe, dass du selbst nicht kämpfen kannst, aber rette, was zu retten ist, auf diese Weise. Lass es mich tun. Du hast doch gesagt, mir alles gewähren zu wollen.«
    »Aber –«
    Ich lasse ihn nicht zu Wort kommen. »Bedenke, Agamemnon wird wissen, dass du dich ihm weiter verweigerst, aber die Männer werden dich lieben. Es gibt keinen größeren Ruhm als diesen – du wirst allen beweisen, dass selbst dein Phantom mächtiger ist als das ganze Heer Agamemnons.«
    Er merkt auf.
    »Nicht deine Kampfkraft, sondern allein dein großer Name wird sie retten, und umso größer wird Agamemnons Niederlage sein. Verstehst du?«
    Ich sehe seiner Miene an, dass sein Widerwille allmählich abnimmt. Er stellt sich vor, wie die Trojaner vor seinem Schatten fliehen würden. Wie ihm die Männer auf Knien danken würden.
    Er hebt seine Hand. »Schwöre«, sagt er. »Schwör mir, nicht selbst zu kämpfen, wenn du hinausziehst. Dass du bei Automedon im Streitwagen bleibst und die Myrmidonen vor dir marschieren lässt.«
    »Ja.« Ich drücke meine Hand auf seine. »Etwas anderes käme mir nicht in den Sinn. Ich werde dem Feind Angst einjagen, das ist alles.« Mir schwindelt. Habe ich doch endlich einen Weg gefunden, vorbei an seinem Stolz und seiner Wut. Ich würde die Männer retten und nicht zuletzt ihn vor sich selbst schützen. »Du bist also einverstanden?«
    Er zögert noch einen Moment und erforscht mich mit seinen grünen Augen. Dann aber nickt er bedächtig mit dem Kopf.
    Im Knien gürtet er mich, so schnell, dass ich seinen Bewegungen kaum folgen kann, und ich spüre nur den zunehmenden Druck der Schnallen und Riemen. Stück für Stück legt er mir die Rüstung an, den bronzenen Brustpanzer, die Beinschienen und den Lederschurz. Währenddessen gibt er mir Ratschläge und Anweisungen, mit leiser Stimme, aber doch präzise. Ich dürfe unter keinen Umständen von Automedons Seite weichen oder gar auf eigene Faust handeln. Denen, die fliehen, könne ich zwar nachsetzen, aber nie selbst in den Kampf eingreifen, und vor allen Dingen solle ich mich von den Bogenschützen auf den Mauern Trojas fernhalten.
    »Es wird anders sein als in den Tagen, als ich unsere Reihen angeführt habe«, sagt er.
    »Ich weiß.« Ich versuche, meine Schultern anzuheben. Die Rüstung ist steif und schwer. Ich sage ihm, dass ich mir vorkäme wie Daphne, gefangen in ihrer Lorbeerhaut. Er lächelt nicht, sondern reicht mir zwei Speere mit glänzenden Spitzen. Als ich sie entgegennehme, rauscht mir das Blut in den

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