Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
Vom Netzwerk:
sich mit frischem Cidre und fauligen Pfirsichen zu trösten, und von dort nach Newark, wo er den Geist in einem Zustand der Heiligkeit aufgab - annäherungsweise zumindest.« Corbett lächelte - der liebe Großvater war das schwarze Schaf der Plantagenets gewesen, er hatte weder heilig gelebt, noch war er wie ein Heiliger gestorben.
    »Wie sahen diese Schätze aus?« fragte Corbett.
    »Ein Riesenvermögen«, antwortete Edward langsam. »Dutzende Gold- und Silberbecher, Kannen, Becken, Kandelaber, Anhänger und mit Edelsteinen verzierte Gürtel. Die Krönungsjuwelen«, Edward seufzte, »und, was noch schlimmer ist, auch die der lieben Ururgroßmutter Matilda aus der Zeit, als sie noch Kaiserin des fränkischen Reiches war: eine große edelsteinbesetzte Krone, purpurne Roben, ein goldenes Zepter und das Schwert Tristans.« Edward rieb sich mit der Hand den Bauch und stöhnte auf. »Ein Vermögen«, murmelte er. »Ein verdammtes Vermögen, das einfach ins Meer fiel!«
    »Hat man den Versuch gemacht, es wiederzufinden?«
    »Ihr könnt Euch das Durcheinander vorstellen, das auf Großvaters Tod folgte. Alle gegen alle, und den letzten beißen die Hunde, so ungefähr. Vater war der einzige Thronerbe. Er hatte Mühe, die Krone zu behalten, und andere Sorgen, als nach verlorenen Schätzen zu suchen!«
    »Wieso hat dann Monck mit dieser Sache zu tun?«
    Jetzt antwortete de Warenne: »Meine Familie hat sich immer für die Katastrophe, die den König in der Wash-Bucht befallen hat, geschämt. Mein Großvater war für die Packpferde verantwortlich, müßt Ihr wissen.«
    Er schaute Corbett finster an. Er wartete nur darauf, daß dieser lächeln würde, denn umsichtiges Verhalten und andere Fähigkeiten des Geistes waren bei den Surreys immer selten gewesen. Corbett hielt es jedoch nicht für nötig, darauf hinzuweisen. »Gut!« sagte de Warenne leise. »Also, der Schatz ist verloren. John stirbt. Alle vergessen die Geschichte mehr oder weniger, bis vor einem Jahr Walter Denuglis, einer der führenden Goldschmiede in London, von einem Pfandleiher einen goldenen Teller mit Johns Wappen darauf kaufte.« De Warenne schaute nachdenklich auf seinen Becher. »Denuglis brachte den Teller zum Schatzamt. Dann tauchten zwei weitere sehr ähnliche Stücke auf. Die Beamten des Schatzamtes studierten die Urkunden aus Johns Zeit, und, keine Frage, alle drei Teller stammten aus Johns Schatz.«
    »Aber«, unterbrach ihn Corbett, »ich dachte, alles sei verlorengegangen. Ist es möglich, daß die Stücke irgendwo angeschwemmt, von einem Hausierer gefunden und in London verkauft worden sind?«
    »Das ist unwahrscheinlich«, entgegnete der König. »Wenn es sich wirklich um einen Hausierer gehandelt hat, hat er seine Spuren auf jeden Fall sehr gut verwischt. Was wichtiger ist, Corbett, es gibt bei Hofe eine Legende, daß die Katastrophe König Johns in der Wash-Bucht geplant war. Nicht einmal der liebe Großvater, der zugegebenermaßen etwas begriffsstutzig sein konnte, hätte die Wash-Bucht ohne kundige Führer überquert. Sie bedienten sich damals, wie wir aus den Urkunden wissen, eines Mannes aus der Gegend, der John Holcombe hieß. Er kannte das Mündungsgebiet sehr gut. Der durchaus glaubwürdige Bericht besagt, daß er bei der Tragödie ums Leben kam.« Edward spitzte die Lippen. »Die Legende der Gegend weiß jedoch auch, daß er mit einer Reihe von Packpferden entkam.«
    »Was ist aus ihm geworden?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte de Warenne. »Unsere Beamten haben die Register sämtlicher Gerichte durchgesehen. Nirgendwo gibt es einen Hinweis darauf, daß ein John Holcombe überlebt haben könnte.«
    »Seid Ihr Euch da ganz sicher?« beharrte Corbett. »Das Schatzamt wird nach Johns Tod solchen Gerüchten doch ganz sicher gründlich nachgegangen sein?«
    »Das war auch der Fall«, entgegnete de Warenne. »Sie bekamen jedoch nur eine sehr unzusammenhängende Geschichte zu hören, daß jemand Holcombe irgendwo nördlich von Walpole St. Andrew, irgendwo zwischen diesem Dorf und Bishop’s Lynn gesehen hatte. Danach verliert sich seine Spur vollkommen.«
    De Warenne machte eine Pause, als die Glocke des Klosters zur
    Vesper rief. Corbett dachte über die bruchstückhafte Geschichte nach, die die beiden ihm erzählt hatten.
    »Hat jemand die Katastrophe in der Wash-Bucht überlebt?« fragte er.
    »O ja«, antwortete de Warenne. »Nur die Pferde und Wagen mit den Schätzen gingen verloren. Der König, der Hof und die Eskorte entkamen.«
    »War

Weitere Kostenlose Bücher