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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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gnädig!«
    »Und Cerdic?«
    »Oh, der kam eines Morgens. Er wohnte der Messe bei, sah sich unsere Kirche an und ging dann wieder.«
    »Das ist alles?«
    »Natürlich.«
    »Und die Frau des Bäckers«, fragte Corbett, »Amelia Fourbour?«
    »Die arme Frau, sie ritt oft an unserem Tor vorbei.« Lady Cecily spielte mit dem goldenen Armreif, der ihr klobiges Handgelenk umschloß. »Aber wir wußten nichts über sie.«
    Corbett hatte den bestimmten Eindruck, daß er nicht mehr aus ihr herausholen würde. Er trank seinen Wein aus und stellte den Kelch vorsichtig wieder auf den Tisch neben sich.
    »Lady Cecily, ich reite jetzt nach Walsingham. Seine königliche Hoheit werden über die Gastfreundschaft erfreut sein, die Ihr mir gewährt habt.«
    Lady Cecily lächelte mit den Lippen, aber ihre Augen waren besorgt.
    »Ich würde gerne in Eurem Gästehaus übernachten«, erklärte Corbett.
    Die Priorin schlug ihre Hände in einer gespielt mädchenhaften Geste zusammen. »Aber natürlich, Ihr sollt uns ein willkommener Gast sein.«
    Corbett dankte ihr, verließ ihr Gemach und ging zurück zu den Ställen. Er kündigte dem Stallburschen an, daß er in einer Stunde wieder zurück sei - er mußte einfach ausreiten, sich entspannen und seine Gedanken ordnen. Als er das Tor des Klosters hinter sich hatte, lenkte er sein Pferd in Richtung der
    Landzunge. Er war entschlossen, das letzte Licht des Tages auszunutzen. Als erstes fand er den langen, gewundenen Pfad, der hinab an den Strand führte. Der Nebel wurde dichter, und die Flut kam immer näher, die Wellen schlugen bereits an den Fuß des Kliffs. Er kehrte um und führte sein Pferd das Kliff entlang. Der Wind war so stark, daß er das Gesicht abwenden mußte. Er ging vorsichtig weiter, da der Untergrund heimtückisch war, und sah schließlich das Kloster, das sich in eine Senke zu schmiegen schien, eine Reihe von Gebäuden, weitläufig und von einer Ringmauer umgeben. Er ging weiter hinaus auf die Landzunge und schaute übers Meer. Hier war der Wind noch stärker. Sein Pferd wurde unruhig, also ließ er es grasen und ging allein bis zu dem Punkt weiter, an dem Schwester Agnes gestanden haben mußte. Es wurde nun sehr schnell dunkel, und er war froh, daß ein warmes Bett auf ihn wartete -die Nacht würde pechschwarz werden, ohne Sterne oder den Mond am Himmel, und der Wind, der jetzt schon sein Haar zerzauste und seine Augen tränen machte, wurde zunehmend stärker.
    Er stand eine Weile reglos. Er konnte verstehen, wie Schwester Agnes ausgerutscht war, aber was hatte eine Nonne mittleren Alters hier mitten in der Nacht zu suchen? Was hatte sie auf dem Meer zu sehen gehofft? Er versuchte immer noch, die Rätsel dieser Gegend zu ergründen. Warum waren Monck und Cerdic hierhergekommen? Corbett wollte sich gerade abwenden, als er ein schwaches Licht auf See bemerkte. Er sah länger dorthin und machte sich klar, daß trotz des Nebels und der Einsamkeit auf den Schiffahrtsrouten hinter dem Horizont ein ziemlicher Betrieb sein mußte. Fischerboote und Handelsschiffe auf dem Weg von oder nach Hull, anderen Häfen im Osten oder den vielen Fischerdörfern an der Küste. Corbett ging weiter. Er entfernte sich immer weiter vom Kloster und bemerkte, daß hier unterhalb des Kliffs eine Reihe kleiner Buchten und natürlicher Häfen lagen. Zufrieden ging er zu seinem Pferd zurück und ritt wieder zum Kloster. Er sah dem Stallburschen zu, wie er den Sattel vom Pferd nahm und es für die Nacht in einen Stall brachte, und gab ihm ein Geldstück.
    »Kümmere dich gut um mein Pferd«, drängte er ihn. »Morgen muß ich weit reiten und das schnell.«
    »Wohin, Sir?«
    »Nach Walsingham.«
    Der Mann kratzte sich am Kopf. »Dann reitet Ihr am besten zum Dorf zurück und nehmt die Straße von dort. Wenn Ihr sie nicht verfehlt und das Wetter einigermaßen gut ist, solltet Ihr bis zum Nachmittag dort sein.«
    Corbett dankte ihm. »Oh, übrigens, Schwester Agnes, die Nonne, die abstürzte...«
    »Gott sei ihrer Seele gnädig, Sir, ich kannte sie gut.«
    »Ging sie oft auf dem Kliff spazieren?«
    »O nein, nur gelegentlich. Und sie war immer sehr vorsichtig, hatte einen Spazierstock und eine Laterne, aber, und da sieht man es mal wieder, sie war eine sehr vielbeschäftigte Frau.« Der Stallbursche grinste, so daß seine sämtlichen Zahnlücken zu sehen waren. »Dieses Kloster ist wie ein Bienenstock, mit seiner Landwirtschaft, seinen Schafen und seiner Wolle.«
    »Sie machte diese Spaziergänge aber nicht mit

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