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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Grund?«
    »Öffentliche Sicherheit und Landfrieden.«
    »Warum? Meint Ihr, daß die Pastoureaux für die Morde verantwortlich sind?«
    »Das könnte sein. Aber ich habe einfach ein ungutes Gefühl, wenn ich höre, daß Fremde sich irgendwo ansiedeln und junge Leute mit Traumgespinsten von Reisen in fremde Länder in ihren Bann ziehen.«
    Edward nickte.
    »Aber Monck hält sich nicht wegen der Pastoureaux in Hunstanton auf«, fuhr Corbett fort. »Eure Hoheit, werdet Ihr mir die Wahrheit sagen, oder soll ich meine Dienstsiegel zurückgeben und mich wie Sir Simon Gurney auf meinen Landsitz zurückziehen?«
    Edward beugte sich vor und legte, eine plötzliche freundschaftliche Geste, Corbett eine Hand aufs Knie. In seinen blauen Augen standen die Tränen. Nicht auch das noch, dachte Corbett. Nicht wieder diese alte Leier, daß er jetzt im Alter von allen seinen Freunden verlassen wird. Er wußte, was der König sagen würde.
    »Hugh«, die Stimme des Monarchen klang heiser, »Ihr seid müde.«
    »Nehmt seinen Rücktritt doch an«, höhnte de Warenne. »Verschwindet, Surrey!« brüllte Edward, »verschwindet, oder haltet endlich den Mund!«
    Er stand auf, seine Stimmung schlug um. Er ging zu de Warenne hinüber und beugte sich über ihn.
    »Das habt Ihr uns eingebrockt!« brüllte er. »Ich habe Euch das vorher gesagt. Aber nein, Ihr mußtet ja unbedingt Monck schicken!«
    De Warenne wich seinem Blick nicht aus. Der König zwinkerte ihm zu. Der Earl seufzte. Seit ihrer Kindheit hatte er den Sündenbock des Königs spielen müssen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als auch diese gespielte Tirade des Königs hinzunehmen. Corbett starrte aus dem Fenster. Er mußte ein Grinsen unterdrücken. Er wußte, daß der König und de Warenne nur Theater spielten. Jetzt konnte er die weitere Entwicklung jedoch ruhig abwarten: Er würde zumindest einen Teil der Wahrheit erfahren.
    Edward ging zum Tisch hinüber, füllte drei Becher mit Weißwein und gab Corbett und de Warenne je einen. Dann setzte er sich halb abgewandt wieder ans Fenster und trank schlürfend aus seinem Becher. Unter seinen buschigen Augenbrauen hervor schaute er Corbett an.
    »Ich werde Euch heute abend einen Brief geben«, sagte er. »Ihr sollt Monck ablösen.« Er schnalzte mit der Zunge. »Jetzt, Surrey, solltet Ihr meinem guten Freund Hugh hier vielleicht sagen, was Monck in Mortlake Manor zu suchen hat.«
    De Warenne stand auf, zog seinen Stuhl näher zu den beiden anderen heran und klopfte Corbett auf die Schulter.
    »Nichts für ungut, Hugh.«
    »Ich bitte Euch, edler Herr.«
    De Warenne schaute in seinen Becher. »Die Geschichte beginnt im Oktober 1216 im letzten Jahr der Regierung von König John, dem edlen und mächtigen Großvater unseres gegenwärtigen Monarchen.«
    »Etwas weniger von diesem verdammten Sarkasmus, wenn ich bitten darf.« unterbrach ihn Edward.
    »Die Geschichte geht folgendermaßen. John verbrachte den größten Teil seiner Herrschaft damit, gegen seine Barone zu kämpfen, im Land uruherzuziehen und zu versuchen, diesen
    Earl oder jenen hohen Herren zu zwingen, sich zu unterwerfen. Er starb in Newark-on-Trent. Manch einer denkt, daß er vergiftet wurde, andere wiederum, daß es ihm das Herz gebrochen hatte, daß er all seine Schätze und Regalien in der Wash-Bucht verloren hatte.« Er lächelte, als er den veränderten Gesichtsausdruck Corbetts bemerkte. »Ah, Ihr habt die Geschichte also gehört. Erlaubt mir dann, daß ich Euer Gedächtnis etwas auffrische. John kam aus dem Norden, aus Bishop’s Lynn. Er reiste mit dem gesamten Hof, und eine Reihe von Packpferden trug seine Schätze. Er versuchte gerade die Mündung der Nene zu überqueren, als er sämtliche Wagen, Karren und Packpferde inklusive Schätze, wertvolle Gefäße und alles andere, was ihm teuer war, verlor. Das berichtet zumindest die Chronik.« De Warenne machte eine Pause und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Dem Chronisten Florence of Worcester zufolge, dessen Schriften meine Beamten studiert haben, öffnete sich die Erde, worauf mächtige Strudel Männer, Pferde, einfach alles, verschlangen.«
    »Was jedoch passierte«, erklärte Edward, »ist folgendes: Der liebe Großvater versuchte, die Mündung zu spät am Tag zu überqueren. Ihr kennt doch die Gegend? Dort gibt es gelegentlich Springfluten. Die Wellen brausten heran, und das Gefolge mit den Schätzen ging verloren.«
    Edward zuckte mit den Achseln. »Der liebe Großvater zog zur Swynesford Abbey, um

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