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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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abzusuchen, aber sie können ihn nicht finden.«
    »Und Ranulf?« fragte Corbett.
    »Er und Maltote haben sich bereits zu Bett begeben. Sie sagten, sie seien erschöpft.«
    Corbett nickte und streckte seine schmerzenden Füße in Richtung des Feuers. Er schaute auf die andere Seite des Kamins. Hier saßen Lady Alice und Selditch und tranken Glühwein. »Hat Monck Euch jemals gesagt«, fing Corbett mit leiser Stimme an, »warum er wirklich hier ist?«
    »Er sagte wegen der Pastoureaux.«
    Corbett stand auf und schloß die Türen der Halle. Dann ging er zurück, setzte sich jedoch nicht wieder hin, sondern schaute Gurney, seine Frau und den verschlagenen und wortkargen Arzt an.
    »Lavinius Monck kam nicht etwa wegen der Pastoureaux nach Mortlake Manor«, erklärte Corbett, »sondern wegen einer viel länger zurückliegenden Sache, dem verlorenen Schatz König Johns.«
    Das hatte ins Schwarze getroffen. Lady Alice schaute erschreckt auf. Der Arzt senkte den Kopf, um seinen Gesichtsausdruck zu verbergen. Gurney fuhr sich sofort mit der Hand an die Stirn, als wolle er sein ängstliches Stirnrunzeln wegwischen. Corbett setzte sich.
    »Ihr wußtet das? Ihr wußtet das, oder hattet Ihr zumindest einen Verdacht?«
    »Ja.« Gurney zuckte mit den Achseln. »Natürlich. Sofort nach ihrer Ankunft wollten Monck und Lickspittle die Akten und Urkunden des Herrenhauses und des Gerichts sehen.«
    »Warum?« fragte Corbett. »Steht da etwas über den verlorenen Schatz drin?«
    Gurney schüttelte den Kopf.
    »Sir Simon«, beharrte Corbett. »Ihr kennt die Geschichte. Euer Großvater begleitete König John bei seinem Ritt durch die Wash-Bucht. Er begleitete ihn bis zur Swynesford Abbey und kehrte dann hierher zurück. Ihr müßt die Legenden über John Holcombe gehört haben, den Führer, der vielleicht mit einem Teil des Schatzes den Wellen entkommen ist. Der König ist fest entschlossen, diesen Schatz wiederzufinden. Hat Monck Euch gesagt, warum?« .
    Wieder schüttelte Gurney den Kopf, hatte den Blick aber weiterhin auf Corbett gerichtet.
    »Weil einige der Teller, die eigentlich im Sand der Wash-Bucht liegen sollten, unlängst in London wieder bei Goldschmieden aufgetaucht sind. Jemand weiß, wo der Schatz versteckt ist, und verkauft ihn.«
    Die drei Zuhörer saßen wie versteinert auf ihren Stühlen.
    »Ich glaube«, fuhr Corbett fort, »daß jemand hier im Herrenhaus den Schatz verkauft. Ich will die Wahrheit wissen. Schreckliche Todesfälle ereignen sich, fürchterliche Morde. Ich erinnere Euch an den Treueschwur dem König gegenüber, Sir Simon, wißt Ihr etwas über den Schatz?«
    »Nein, er weiß nichts, aber ich!« Selditch sprang auf.
    »Giles, das ist nicht nötig!« sagte Gurney.
    Der Arzt fuhr sich mit der Hand ans Kinn. »Ich sage es lieber Corbett als Monck. Gegen Euch soll keine Anklage erhoben werden.«
    »Master Selditch!« befahl Gurney. »Setzt Euch und haltet den Mund!«
    Der Arzt sah Corbett an.
    »Ihr hättet es ohnehin früher oder später herausgefunden«, sagte er. »Ihr, mit Euren scharfen Augen und Eurer ruhigen Art. Ich habe die Teller in London verkauft.« Er lachte gezwungen. »Schließlich bin ich Arzt. Ich reise regelmäßig nach London, um meine Freunde zu treffen und um einzukaufen. Gewisse Tinkturen und Puder kann man nur dort bekommen. Außerdem komme ich aus London, das hättet Ihr auch bald herausgefunden, und kenne deswegen die Stadt gut.« Selditchs Stimme klang bitter. »Besonders die Pfandleiher. Ich stamme aus armen Verhältnissen. Meine Eltern konnten sich meine Ausbildung eigentlich nicht leisten. Diese elenden kleinen Händler kannten mich also gut.«
    »Das ist nicht nötig«, unterbrach ihn Gurney mit leiser Stimme. »Doch, Sir Simon, es tut mir leid. Das ist bitter nötig.« Selditch holte tief Luft. »Sir Hugh, ich gehöre zu Sir Simons Haushalt. Er ist ein sehr großzügiger Dienstherr. Als wir die Dienste des Königs verließen, machte er sein Zuhause zu meinem.« Der
    Arzt hielt inne und schaute sich in der aufwendig möblierten Halle um. »Die Gegend faszinierte mich. Ich habe jeden Winkel erforscht und jedes Dokument im Archiv des Herrenhauses gelesen, bis ich auf Mortlakes großes Geheimnis stieß.« Selditch schaute Gurney an. »Corbett sollte erfahren, was wir wissen.«
    Gurney stimmte ihm rasch zu. Er forderte seine Frau auf, in der Halle zu warten, und führte einen erstaunten Corbett zusammen mit Selditch hinunter in die unterirdischen Gänge. Fackeln wurden angezündet. Sie

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