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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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hatte schließlich Holcombe den Auftrag gegeben, und diese Tatsache hätten sich seine Feinde zunutze gemacht. Die, die ihm übelwollten, hätten behaupten können, er hätte mit Holcombe unter einer Decke gesteckt.«
    »Und was wurde aus dem Schatz?«
    »Hier fangen die Fragen an. Sir Richard hatte in dieser Angelegenheit wenig Verständnis. Er ließ Holcombe in dem Kerker foltern, an dem Ihr gerade vorbeigekommen seid, bevor er gehenkt wurde. Dieser weigerte sich, das Versteck preiszugeben, gab jedoch zu, einen Komplizen zu haben, einen zweiten Führer, der Alan of the Marsh hieß und damals Verwalter des Herrenhauses hier war. Holcombe zufolge wußte Alan, wo der Schatz versteckt ist. Die Bekenntnisse meines Großvaters, die er seinem Sohn diktierte, besagen jedoch, daß weder dieser Alan noch das Versteck des Schatzes je gefunden wurden.«
    Corbett zeigte mit dem Finger auf Selditch. »Aber Ihr habt doch drei Stücke in London verkauft?«
    »Ach das!« Gurney kniete sich hin und legte wieder den Deckel auf den Sarg. Er schaute zu Corbett hoch. »Die Katastrophe in der Wash-Bucht geschah im Oktober 1216. Mein Großvater erwischte Holcombe erst im Februar darauf. Das war draußen im Moor. Holcombe hatte einen Lederbeutel bei sich, in dem sich diese drei Teller befanden. Seinen Bekenntnissen zufolge war mein Großvater der Meinung, Holcombe sei auf dem Weg zu einem der Häfen gewesen, um von dort ein Schiff nach London oder auch ins Ausland zu nehmen, um die drei Stücke zu verkaufen.« Gurney stand auf. »Mein Großvater hatte Holcombe also mit einem sehr kleinen Teil der Beute erwischt. Was sollte er tun? Wenn er ihn der Gerichtsbarkeit übergab, konnte Holcombe ihn aus reiner Bösartigkeit der Mittäterschaft an diesem schrecklichen Verbrechen beschuldigen. Und was sollte Sir Richard mit diesen Tellern schon anfangen? Sollte er sie dem Schatzamt in London schicken und behaupten, er hätte sie gefunden? Nein. Er begrub sie einfach in Holcombes Grab in dieser Höhle. Kein Holcombe, kein Grab, kein Schatz. Sir Richard diktierte seine Bekenntnisse, verriet seinem Erben aber nicht, wo Holcombe be- und die wertvollen Teller vergraben seien.«
    Gurney verstummte, und Corbett schaute auf Selditch. »Und was habt Ihr mit dieser Sache zu tun?«
    Selditch stieß einen langen Seufzer aus.
    »Ich fing an, mich für die Geschichte des Mortlake Manor zu interessieren, für seine Geheimnisse und Legenden. Ich öffnete die unterirdischen Gänge, fand diese Höhle und entdeckte, daß sich jemand an den Steinen hier in der Ecke zu schaffen gemacht hatte. Schließlich zog ich Holcombes Sarg hervor. Darin fand
    ich Sir Richards Bekenntnisse und die drei goldenen Teller. Ich erzählte Sir Simon davon. Dieser sagte, ich solle die Teller wieder dorthin legen, wo ich sie gefunden hätte. Das tat ich auch, weil ich seinen guten Namen schützen wollte. Aber dann unterbanden die Kriege des Königs den Handel. Sir Simon geriet in die Fänge von Geldleihern. Ich erinnerte mich an die Goldteller, holte sie wieder hervor, reiste unter einem Vorwand nach London und bekam genug Gold und Silber zusammen, um seine Gläubiger zufriedenzustellen.« Selditch breitete die Hände aus. »Was ich tat, war falsch. Ich sagte es Sir Simon erst nach meiner Rückkehr.« Der Arzt lächelte. »Er war wütend, aber was konnte er schon tun? Die Teller waren verkauft, seine Gläubiger bezahlt.« Selditch zuckte mit den Achseln. »Und ich hatte eine alte Schuld beglichen.«
    Corbett schaute ihn an.
    »Was werdet Ihr tun, Hugh?« fragte Gurney.
    Corbett verzog das Gesicht. »Warum sollte man damit den König behelligen?« sagte er. »Schließlich hat er die drei Teller bereits. Was mich mehr beunruhigt, ist, wer sonst noch auf der Suche nach dem Schatz sein könnte. Ob diese geheimnisvollen Morde damit zu tun haben?« Corbett steckte den Lederbeutel in seinen Gürtel, streckte eine Hand aus und legte sie auf Gurneys Arm. »Warum sollte ich Euch bestrafen, Sir Simon? Der König würde es ohnehin nicht glauben. Was Euren Arzt angeht, so hat er einen dummen, aber wohlmeinenden Fehler gemacht.« Er hielt die Hand hoch. »Aber diese Urkunden gehören jetzt mir, und Monck darf nichts davon erfahren.«
    Gurneys und Selditchs Dankbarkeit brachte ihn in größte Verlegenheit. Sie schworen alle, daß außer Lady Alice, Ranulf und Maltote niemand davon erfahren würde. Schließlich war Corbett froh, die Stollen hinter sich zu haben und wieder auf seinem Zimmer zu sein. Er war

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