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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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erschöpft nach der Reise und der angespannten Konfrontation in dem unterirdischen Labyrinth.
    Er schaute auf seine beiden Gefährten, die friedlich in ihren Betten schnarchten, und setzte sich hin, um das Manuskript zu studieren, das er Gurney abgenommen hatte.
    Gelegentlich fand Corbett es schwierig, die Sätze zu entziffern. Das Pergament war vergilbt, und Sir Richards Sohn hatte die Bekenntnisse seines Vaters in einer unordentlichen, fast unleserlichen Handschrift niedergeschrieben. Corbett las den ersten Satz: »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, bekenne ich, Sir Richard Gurney of Mortlake Manor, dies in aller Heimlichkeit, aber trotzdem wahrheitsgemäß. Ich rufe Christus, die gesegnete Mutter Gottes und alle Heiligen als meine Zeugen an.« Die Bekenntnisse handelten dann äußerst weitschweifig von der Überquerung der Wash-Bucht, Holcombes Verrat, der Schande Lord Richards, seiner heimlichen Verfolgung Holcombes, dessen Gefangennahme, Folter und langsamen Tod durch Erhängen am Galgen. Die meisten Einzelheiten kannte Corbett bereits, eine Aussage relativ weit am Ende erregte jedoch seine Aufmerksamkeit. Nach dieser war Holcombes Komplize Alan of the Marsh irgendwo in der Nähe von Hunstanton untergetaucht.
    Corbett las das Manuskript ein weiteres Mal, rollte es auf und legte es in seine Satteltasche. Dann ging er in dem Zimmer auf und ab und dachte über die ungelösten Fragen nach. Was war aus Alan of the Marsh geworden? Wo war der Schatz? Sagte Sir Simon die Wahrheit? Was wußte Robert, der Vogt? Was Master Joseph von den Pastoureaux? Corbett atmete tief durch, legte sich auf sein Bett und fragte sich, welche Rolle Monck in dieser Sache spielte.

Kapitel 8

    C orbett setzte sich auf und schaute auf Maltote und Ranulf, die friedlich in ihren Betten schliefen. Hatten sie irgend etwas während seiner Abwesenheit herausgefunden? Er wollte sie wach rütteln, aber das wäre dann doch zu unfreundlich gewesen. Er verließ das Bett, setzte sich an den Tisch und dachte über das Zusammentreffen mit dem König nach. Was wäre gewesen, wenn Edward seinen Rücktritt angenommen hätte? Was wäre dann aus Ranulf geworden? Könnten sie sich einfach auf ein Gut zurückziehen und Bauern werden? Ranulf war mittlerweile ebenfalls königlicher Beamter, war am Ziel seiner Wünsche. Corbett überlegte hin und her, ob er Maeves Rat folgen und einen größeren Teil seiner Arbeit an Ranulf-atte-Newgate delegieren sollte.
    »Das kann warten«, murmelte Corbett.
    Er legte für einige Sekunden den Kopf auf die Arme und schlief dann wieder ein. Er träumte von Leighton und von den grünen Wiesen hinter dem Herrenhaus, die bis zur Lea reichten. Andere Traumbilder tauchten auf. Er hörte jemanden seinen Namen rufen. Er öffnete die Augen und schaute auf. Ranulf stand über ihn gebeugt und grinste breit.
    »Herr, seid Ihr gestern abend noch zurückgekommen?« Corbett stöhnte und reckte seine schmerzenden Glieder. Er schaute aus dem Fenster.
    »Der Herr stehe uns bei, es ist bereits Morgen!« murmelte er.
    »Allerdings«, pflichtete ihm Ranulf bei. »Maltote und ich waren bereits in der Messe.« Darauf schien er sich wirklich etwas einzubilden. »Wir wollten Euch schon in Euer Bett legen, aber Ihr schlieft so behaglich. Wir wären auch wach geblieben, um Eure Rückkehr abzuwarten«, fuhr Ranulf fort, »aber ich habe Maltote ein neues Würfelspiel beigebracht. Wir tranken einen Krug Wein, zwei Mägde aus der Küche gesellten sich zu uns.« Ranulf zuckte mit den Achseln. »Ihr wißt doch, wie diese Dinge sind, Herr?«
    »Ja, das weiß ich verdammt gut!« gab Corbett zurück und stand auf.
    Hinter seinem Rücken verzog Ranulf sein Gesicht in Richtung Maltotes, der auf seiner Bettkante saß.
    Corbett zog sein Hemd aus, rasierte und wusch sich. Ranulf legte ihm frische Kleider hin. Während sich Corbett wieder ankleidete, erzählte er ihnen in kurzen Sätzen, was er am Vorabend in Erfahrung gebracht hatte, und berichtete auch von seinem Zusammentreffen mit dem König.
    Ranulf zwinkerte belustigt. »Dieser elende Monck wird sich zu Tode ärgern!« höhnte er. Er reichte Corbett seinen Schwertgürtel. »Der Schatz liegt also hier irgendwo?«
    »Ja, Ranulf, der Schatz des Königs. Wenn wir ihn finden, geht jeder Penny davon ans Schatzamt.«
    Nicht, wenn ich da ein Wort mitzureden habe, dachte Ranulf.
    »Gibt es da nicht ein Gesetz?« protestierte er und sah Maltote hilfesuchend an.
    Der Kurier nickte weise, obwohl er keine

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