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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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über den Tisch, um Maltote ein Stück Schinken unter der Nase wegzuziehen.
    Corbett schüttelte spöttisch-mißbilligend den Kopf und fuhr fort: »Ich frage mich jedoch, was Monck im Holy Cross Convent zu tun hatte und warum er wie ein Besessener durch Hunstanton galoppierte. Warum diese Eile? Wen wollte er treffen?« Corbett erhob sich. »Komm, Ranulf, du kannst nachher weiteressen. Wir wollen in Moncks Zimmer gehen, ehe jemand anderes auf diese Idee kommt.«
    Ranulf fluchte leise, griff sich ein Stück Brot und ein Stück Käse und folgte dann mit Maltote Corbett aus der Halle. Auf halber Treppe blieb Corbett stehen.
    »Übrigens, habt ihr irgend etwas herausgefunden, während ich weg war?«
    Ranulf zuckte mit den Achseln. »Niemand mochte Monck. Aber Euch mag auch niemand, Herr. Man hat hier nicht viel für Fremde übrig. Im Dorf wollen sie, daß Gilbert hängt. Sir Simon scheint ein guter Lehnsherr zu sein. Die Pastoureaux sind harmlos, die guten Schwestern des Holy Cross anmaßend und reich.«
    »Dann ist da auch noch diese Sache mit den Lichtem«, ergänzte Maltote.
    »O ja«, unterbrach ihn Ranulf hastig, um dem anderen jede Gelegenheit zu nehmen, die Geschichte selbst zu erzählen. »Wir sind in den Kerker hinabgestiegen, um mit Gilbert zu reden. Wir hatten einen Krug Wein und unsere Würfel dabei. Er ist ein Hasenfuß, Herr, er könnte keiner Fliege etwas zuleide tun. Etwas haben wir aber doch herausgefunden. Offensichtlich wildert Gilbert draußen auf dem Moor. Gelegentlich sieht er dann, besonders bei gutem Wetter, eine Laterne draußen auf See blinken, so als wollte ein Schiff jemandem an der Küste ein Signal geben.«
    »Das haben wir schon früher gehört«, sagte Corbett. »Catchpole berichtete ebenfalls, er habe diese Lichter gesehen.« Er unterbrach sich, da Lady Alice an ihm vorbeieilte. Sie lächelte ihn nervös und etwas kokett an. Ranulf und Maltote traten zur Seite. Ranulf fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, als er Alices Hüften unter ihrem braunroten Kleid aus Taft sich abzeichnen sah.
    Maltote machte sich diese Ablenkung zunutze, um selbst eine Information beizutragen. »Dann gingen wir in die Dorfschenke und sprachen mit einem alten und ziemlich geschwätzigen Fischer. Er behauptete, er hätte nicht nur die Lichter auf See, sondern auch Antwortsignale vom Kliff gesehen.«
    Corbett zog die Brauen hoch. »Das ist neu«, sagte er. »Catchpole hat kein Licht von Land gesehen. Also weiter, vielleicht geben uns Moncks Papiere ja einige Aufschlüsse.«
    Sein Spezialschlüssel öffnete ihnen die Tür zu Moncks Zimmer. Nichts hatte sich seit seinem letzten Besuch verändert. Ranulf zerschnitt die Verschnürung von Moncks Satteltaschen mit seinem Dolch, leerte ihren Inhalt aufs Bett, und Corbett fing an, die Gegenstände zu sichten.
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und Gurney trat ein.
    »Ihr hättet damit warten können!« rief er wütend.
    »Warum, Sir Simon?« fragte Corbett. »Um Eure Erlaubnis einzuholen?«
    »Das ist mein Haus«, entgegnete Gurney kurz angebunden.
    »Sir Simon, ich will Euch nicht zu nahe treten, aber vielleicht finden wir hier ja etwas, das uns Aufschluß darüber gibt, wer Monck ermordet hat und welchem Rätsel er auf der Spur war.«
    Gurney stürmte aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
    »Interessant«, murmelte Corbett. Er grinste Ranulf an. »Lady Alice muß geahnt haben, wohin wir auf dem Weg waren, und hat es sofort ihrem Mann erzählt. Ich frage mich, ob Sir Simon wegen unserer Unhöflichkeit so wütend war oder wegen etwas anderem? Wie auch immer, an die Arbeit.«
    Sie begannen, die Habseligkeiten des Beamten in Augenschein zu nehmen. Zwei Haarlocken, jede in einem kleinen Beutel aus Taft, ein Ehering und eine kleine, etwas mitgenommene Puppe waren die traurigen Andenken an Moncks Frau und an seine ermordete Tochter. Ein kurzer Brief, das Pergament vergilbt und brüchig, erwies sich als Liebesbotschaft seiner Frau und war zwanzig Jahre alt. Als er sie las, verspürte Corbett plötzlich großes Mitleid mit Monck.
    »Gott gebe deiner Seele Frieden, Lavinius«, flüsterte er. Er schüttelte sich, als hätte ihn jemand mit einer eisigen Hand im Nacken berührt. Würde ihm das auch einmal so gehen? Würde irgendein Beamter seine privaten Habseligkeiten sichten nach einem tödlichen Angriff aus dem Hinterhalt einer Londoner Gasse oder auf einer einsamen Landstraße?
    »Herr?« Ranulf schüttelte ihn sanft.
    »Ranulf, nimm alles mit in unser

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