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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Ahnung hatte, wovon die Rede war.
    »Welches Gesetz?« fuhr Corbett Ranulf an.
    »Daß von jedem Schatz ein Viertel dem Finder gehört? Das war damals auch so, als der alte Leofric, Ihr wißt, der halbverrückte Priester, der zur Untermiete beim Tower wohnt...«
    Ranulf unterbrach sich, da er von unten Rufe und eilige Schritte hörte. Ein Diener hämmerte an die Tür und stürmte dann ins Zimmer.
    »Was ist los, Mann?«
    »Sir Hugh, Ihr kommt am besten sofort! Catchpole ist zurückgekommen. Er hat Master Monck gebracht!«
    »Was meint Ihr damit?«
    »Monck ist tot, hat den Bolzen einer Armbrust im Herzen!« Corbett und seine beiden Gefährten eilten nach unten in den Hof. Sir Simon, Catchpole und seine anderen Getreuen standen im Scheunentor. Corbett drängte sich zwischen ihnen durch. Moncks Leiche lag mit ausgebreiteten Armen und Beinen, den Kopf im Nacken, auf einem Strohlager. Die Augen waren unter schweren Lidern halb geschlossen. Sein linker Mundwinkel war blutverkrustet, der Bolzen einer Armbrust steckte tief in seiner Brust.
    Corbett kniete sich hin und starrte in das wächserne Gesicht.
    »Was ist passiert?«
    »Gestern«, entgegnete Gurney, »ist Monck am Spätnachmittag aufgebrochen. Er hat Father Augustine in Hunstanton besucht und ist dann zum Holy Cross Convent weitergeritten.«
    »In der Nacht wurde er dann gesehen, wie er durch das Dorf galoppierte«, fuhr Catchpole fort, »er ritt, als würde er vom Leibhaftigen selbst und allen seinen Dämonen verfolgt.«
    »Wo habt Ihr ihn gefunden?«
    »Auf dem Moor, ins Gras hingestreckt. Keine Spur von seinem Pferd. Das kann überall sein.«
    »Wo auf dem Moor?« hakte Corbett nach.
    »Da, wo es besonders öde ist. Und um Euch die Frage zu ersparen, Sir Hugh, es fanden sich keine Anzeichen eines Kampfes oder weiterer Gewalt. Nur Moncks Leiche und die Hufabdrücke seines eigenen Pferdes. Das Tier muß davongaloppiert sein, nachdem sein Herr von ihm herabgefallen war.«
    Corbett schaute auf den rotäugigen Arzt. Er war unausgeschlafen und unrasiert. Sir Simon sah ebenfalls so aus, als hätte er in der vorangegangenen Nacht nicht geschlafen. Habt Ihr mir wirklich die Wahrheit gesagt? überlegte Corbett. Wenn dem so ist, warum habt Ihr Euch dann nicht zu Bett begeben? Warum seid Ihr die ganze Nacht aufgeblieben?
    »Irgendwas nicht in Ordnung?« fragte Selditch irritiert.
    Corbett zwang sich zu einem Lächeln. »Herr Arzt, was meint Ihr? Vielleicht solltet Ihr Monck untersuchen?« Corbett richtete sich wieder auf und betrachtete Moncks Stiefel, seine Gamaschen und seinen Mantel. Alles war schlammverkrustet. »Wo ist sein Schwertgürtel?« fragte Corbett plötzlich.
    »Er saß ziemlich lose«, erklärte Catchpole, »also habe ich ihn abgenommen und an meinen Sattelknauf gehängt.«
    Corbett nickte und schaute dem Toten ins Gesicht.
    »Der Friede Gottes sei mit Euch, Lavinius«, murmelte er. »Vielleicht habt Ihr jetzt Eure Seelenruhe gefunden!«
    Er ging aus der Scheune und untersuchte Moncks Schwertgürtel, der immer noch an Catchpoles Sattelknauf hing. Er war ziemlich abgenutzt. Corbett zog Dolch und Schwert aus ihren Scheiden. Diese waren schimmernd blank, also schob er sie wieder zurück.
    »Was ist los, Herr?« flüsterte Ranulf.
    Corbett schüttelte nur den Kopf und ging zur Wassertonne, um sich die Hände zu waschen. Dann trocknete er sie an seinem Wams. Er legte einen Finger an die Lippen und führte Maltote und Ranulf zurück in die Halle. Diener brachten Platten mit Brot, Käse und geschnittenem Schinken zum Frühstück. Corbett ließ sich auf die Bank sinken, Ranulf neben ihn.
    »Warum habt Ihr Euch den Schwertgürtel angesehen, Herr?«
    »Monck war ein geborener Kämpfer«, erklärte Corbett. »Er konnte ausgezeichnet mit Dolch und Schwert umgehen und war außerdem nicht dumm.« Er biß geistesabwesend in ein Stück Käse und schaute hoch auf Gurneys großes Wappen über dem Kamin. »Ich denke, daß er mit jemandem verabredet war und daß dieser Jemand eine Armbrust hatte. Moncks Schwertgürtel saß etwas lose. Ich stelle mir das Ganze folgendermaßen vor: Der Mörder Moncks kannte den Ruf, den dieser als Kämpfer genoß, und war deswegen vorsichtig. Er bedroht ihn also mit seiner Armbrust und fordert ihn auf, sein Schwert abzulegen. Als Monck die Schnalle löst, feuert er. Monck wird von seinem Pferd geworfen, das läuft davon, und der Mörder macht sich aus dem Staub, vermutlich zu Fuß.«
    Ranulf nickte zustimmend. Er stellte seinen Krug hin und langte

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