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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Magen hatte, aß jedoch mit Genuß ein Gericht mit Fleisch.
    Anschließend führte Ranulf Corbett zu einer großen Goldschmiedewerkstatt in der Conduit Street, deren schwarzes Fachwerk und rosaroter Putz frisch gestrichen waren. Vor der Werkstatt war ein großer Stand, der von einem Gesellen und zwei Lehrlingen bewacht wurde, die Corbett darüber unterrichteten, daß ihr Herr nicht im Geschäft sei. Corbett und Ranulf ignorierten ihre Rufe und betraten die Werkstatt. Der Goldschmied, ein humorloser Bursche mit einem griesgrämigen Gesicht, saß vor seinem Rechentisch, von Kästchen und Truhe umgeben. Corbett fühlte sich an das Bild eines Geizhalses erinnert, wie man es in einer Kirche finden mochte. Es hätte ihn nicht weiter verwundert, wenn der Teufel erschienen wäre, um den Mann in die Hölle zu schleifen. Orifab zog seinen pelzverbrämten Umhang enger um sich, musterte die beiden Besucher mit seinen Schweinsäuglein und rümpfte die Nase. Er hielt sie ganz klar seiner Aufmerksamkeit nicht für wert.
    »Was wollt Ihr?« fragte er unwirsch.
    »Etwas manierlich bitte«, entgegnete Ranulf gutgelaunt. »Hat Euch Eure Mutter nicht gesagt, daß Manieren das A und 0 sind?«
    »Ich habe zu tun«, schnauzte der Goldschmied und schob aufgeschichtete Münzen auf dem Tisch herum.
    Ranulf rüttelte an dem Tisch, und die Münzen gerieten durcheinander. Orifab sprang auf. Er bleckte die Zähne wie ein wütender Hund.
    »Meister Orifab«, mischte sich Corbett ein. »Mein Name ist Sir Hugh Corbett, und ich bin als Bevollmächtigter des Königs hier. Ich muß Euch einige Fragen stellen.«
    Der Goldschmied trat einen Schritt zurück und warf dabei seinen Stuhl um. Er lächelte und nickte so hastig, wie ein Hund mit dem Schwanz wedelt.
    »Das wußte ich nicht«, murmelte er.
    »Jetzt wißt Ihr es!« entgegnete Ranulf - er genoß es, die Hochmütigen und die Reichen im Beisein von Meister Langschädel zu reizen.
    »Was wollt Ihr? Wie kann ich Euch helfen?« stammelte Orifab. Der Goldschmied setzte sich und wies auf eine Bank, die vor seinem Tisch stand.
    Corbett blieb stehen.
    »Kennt Ihr Robert, den Vogt, aus dem Dorf Hunstanton?« Orifab preßte die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Er kam vor einigen Wochen hierher«, fuhr Corbett mit leiser Stimme fort, »um eine Erbschaft abzuholen.« per Goldschmied blinzelte und schaute auf seine Münzen.
    »Ja, ja, jetzt erinnere ich mich.«
    »Wer hatte ihm das Gold hinterlassen?« per Goldschmied faltete nervös die Hände und starrte sehnsüchtig aus dem Fenster.
    »Pas ist ein Geheimnis«, murmelte er. »Das kann ich Euch nicht
    sagen.«
    »Gut«, entgegnete Corbett und drehte sich um, um zu gehen. Ranulf schob sein Gesicht ganz nah an die bleiche Wange des Goldschmieds heran.
    »Meister Orifab«, zischte er, »noch vor Ende des Monats werdet Ihr eine Vorladung nach Westminster erhalten. Die Beamten des Schatzamtes werden auf Euer Kommen bestehen, um Euch diese Frage noch einmal zu stellen. Ich hoffe sehr, daß Ihr eine bessere Antwort für diese Herren habt als für Sir Hugh!«
    »Wartet! Wartet!« Der Goldschmied sprang auf. Die Aussicht auf eine lange und mühsame Reise nach London beunruhigte ihn. Er winkte Corbett zu sich heran. »Ich zeige es Euch«, flüsterte er. »Aber Ihr dürft es niemandem sagen, insbesondere nicht meiner Frau.«
    Corbett schnitt eine Grimasse in Richtung von Ranulf. Der Goldschmied eilte nach draußen, um seinem Gesellen aufzutragen, sich um die Werkstatt zu kümmern. Dann führte er Corbett und Ranulf die Tower Street entlang, an Greyfriars vorbei und zu einem großen, einzeln stehenden Haus. Orifab stieß das Gartentor auf. Er sah sich verstohlen um und klopfte an. Eine hübsche junge Magd öffnete und ließ sie eilig ein. Als die Tür hinter ihnen ins Schloß fiel, warf Ranulf einen kurzen Blick auf das spärlich bekleidete Mädchen, das nach oben hastete, und begann zu kichern. Sie gingen in einen kleinen Vorraum. Ranulf griff Corbett beim Arm.
    »Jemals in einem Luxusetablissement gewesen, Herr?« flüsterte er.
    Corbett sah ihn nachdenklich an.
    »Na, in einem Bordell!« zischte Ranulf.
    Corbett sah sich in dem kleinen Gemach um. Es war luxuriös eingerichtet mit bunten Teppichen auf dem Fußboden und einem offenen Kamin, in dem ein Feuer prasselte. Es gab mindestens vier Stühle, die alle gepolstert waren, und eine große polierte Truhe. Zwei Gobelins an der Wand überzeugten Corbett jedoch davon, daß Ranulf recht hatte. Beide zeigten nach

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