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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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verloren, sondern auch den Mann, den sie liebte. Sie sagte nur, daß etwas zu Ende war, was nie mehr weitergehen würde.« Culpeper wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen. »Jahre vergingen. Amelia verlor nie ein Wort über ihren Geliebten, und dieser machte ganz sicher nie den Versuch, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Jetzt war Master Fourbour ständig bei meiner Mühle, um Mehl für seine Bäckerei in Hunstanton zu kaufen. Er wußte über Amelias Vergangenheit Bescheid, hielt aber trotzdem um ihre Hand an. Sie willigte zu unserer Überraschung ein. Ich weiß nicht, warum.« Er zuckte mit den Achseln. »Den Rest wißt Ihr.«
    »War Amelia glücklich mit ihrem Mann?«
    »Sir, Amelia war nie glücklich. Fourbour liebte sie, und ich denke, daß sie ihn duldete. Um Euch die Frage zu ersparen: Sie sprach nie über die Tragödie, die sie erlebt hatte. Erst ganz kürzlich, als ich ihre Hinterlassenschaft durchschaute, fand ich ein Pergament in einem kleinen Samtbeutel. Hier, Ihr könnt es Euch ansehen.« Culpeper fingerte in seiner Brieftasche und zog einen kleinen dunkelblauen Samtbeutel daraus hervor und gab ihn Corbett. »Ich trage ihn immer bei mir.« Tränen erstickten fast seine Stimme. »Er ist das einzige Andenken, das ich habe.« Corbett öffnete den Beutel. Bei dem Pergament handelte es sich nur um einen kleinen Fetzen, der in Form eines Herzens zugeschnitten war. Darauf stand >Amor Haesitat< und darunter >Amor Currit<. Die vier ersten Buchstaben waren farblich unterlegt. »Liebe zögert«, übersetzte Corbett mit leiser Stimme, »Liebe stürmt.«
    »Ihr wißt also, was die Worte bedeuten, Sir Hugh?«
    Corbett lächelte den Müller mitleidig an.
    »Das ist eines dieser Andenken, Master Culpeper, die die Jugend und die Verliebten schätzen, aber gleichzeitig auch ein Rätsel.«
    »Ihr könnt es behalten«, murmelte Culpeper. Er nahm Corbetts Hand. »Behaltet es!« bedrängte er ihn. Er unterbrach sich, als zwei Beamte eintraten, die sich lautstark unterhielten und die Wendeltreppe aus Holz hinaufgingen.
    »Findet ihren Mörder!« flehte Culpeper. »Sorgt dafür, daß er seine gerechte Strafe bekommt. Laßt ihn hängen - wie meine arme Amelia!«
    Culpeper vergrub das Gesicht in den Händen. Corbett legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter und wartete, bis er die Fassung wiedergewonnen hatte.
    »Master Culpeper, habt Ihr den Namen Alan of the Marsh schon einmal gehört?«
    Der Müller schüttelte den Kopf.
    »Oder Holcombe?«
    »Nein, Sir Hugh, warum?«
    »Nichts. Habt Ihr von den Pastoureaux in Hunstanton gehört?«
    »O ja. Sie kommen oft hierher.«
    »Wer?«
    »Die Pastoureaux oder zumindest ihr Anführer, Master Joseph. Er kommt, um Vorräte zu kaufen, und verhandelt manchmal mit den Kapitänen wegen seiner jungen Leute, die in das Heilige Land reisen wollen. Ich sehe ihn oft in der Nähe des Zollhauses.«
    »Wer kommt sonst noch aus Hunstanton hierher?«
    »Gelegentlich Sir Simon Gurney und dieser sauertöpfische Gefolgsmann von ihm, Catch...«
    »Catchpole«, half ihm Corbett auf die Sprünge.
    »Und die Leute vom Convent kommen, um ihre Wolle zu verkaufen. O ja, und dann noch Sir Simons Arzt, ein fetter Mann namens Selditch. Warum fragt Ihr?«
    Corbett erhob sich. »Es kam mir nur so in den Sinn. Ihr seid in der Gegend geboren?«
    »Ja.«
    »Sagt Euch der Name Orifab etwas?«
    Der Müller schüttelte den Kopf.
    »Wird hier viel geschmuggelt?«
    Culpeper konnte sein Grinsen nicht unterdrücken. »Sir Hugh, ich sollte Euch das ja vielleicht nicht sagen, aber das ist das einträglichste Geschäft hier in der Gegend. Alle schmuggeln, aber sie zu erwischen und es ihnen zu beweisen ist eine andere Sache!«

Kapitel 10

    C orbett verabschiedete sich von Culpeper und ging wieder zum Gildehaus zurück. Auf den Stufen des Portals wartete Ranulf bereits auf ihn.
    »Was gefunden, Ranulf?«
    »Nein, überhaupt nichts, Herr. Der letzte Holcombe starb vor etwa vierzig Jahren. Ich habe jedoch unseren Goldschmied gefunden, Edward Orifab. Er besitzt eine große Werkstatt nur ein paar Ecken von hier. Unser Ratsherr hat mir den Weg beschrieben. Aber, Herr, ich sterbe fast vor Hunger!«
    Sie gingen in eine Schenke in der Nähe und setzten sich an den langen Tisch. Corbett schaute auf die Katze, die auf dem Tresen, auf dem auch das Fleisch vorbereitet wurde, entlangschlich, sah die großen Fettstücke, die auf dem Tisch lagen, und beschloß, sich mit Brot und Ale zu begnügen. Ranulf, der einen unverwüstlichen

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