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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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antiken Vorlagen mehr oder minder bekleidete junge Frauen, die ihre Reize lüstern dreinblickenden Satyrn vorführten.
    Eine große grauhaarige Dame trat ins Zimmer. Sie schaute ziemlich finster, und mit ihren scharfgeschnittenen Zügen und dem langen braunen Kleid machte sie einen ziemlich steifen Eindruck. Sie lächelte Orifab an, betrachtete Corbett und Ranulf jedoch mit Mißtrauen.
    »Ihr habt uns Gäste gebracht, Meister Orifab?«
    »Nein, Madam«, entgegnete Ranulf. Orifab trat von einem Fuß auf den anderen. »Wir sind Beamte des Königs.«
    Die Frau trat so hastig zurück, daß Corbett schon glaubte, sie wolle die Flucht ergreifen.
    »Kein Grund zur Beunruhigung«, sagte Corbett, »es ist mir auch vollkommen egal, was Ihr hier für ein Geschäft betreibt, aber ganz offensichtlich will Meister Orifab, daß wir hier jemanden treffen.«
    »Rohesia«, flüsterte der Goldschmied. »Sie wollen mit Rohesia sprechen, Mistress Quickly. Ich schlage vor, daß Ihr ihnen das gestattet.«
    Er flüsterte der Frau etwas ins Ohr. Diese schaute Corbett ängstlich an und verließ eilig das Zimmer. Ein paar Minuten später kam sie mit einer großen und wunderhübschen jungen Frau zurück, die ein grünes Kleid aus Taft und eine Haube in derselben Farbe auf ihrem flachsblonden Haar trug, die mit einer Goldborte verziert war. Edelsteine funkelten an ihren
    Fingern und Gold- und Silberreifen an ihren Handgelenken. Das enge Kleid betonte noch ihren üppigen Busen und ihre schlanke Taille. Sie sah so unschuldig und sanft aus wie ein junges Reh. Corbett dankte Gott, daß Maeve von diesem Teil ihrer Mission nie erfahren würde.
    »Ihr habt mich sprechen wollen, Herr?«
    »Allein.«
    Mistress Quickly und Orifab verließen eilig das Zimmer. Ranulf schloß hinter ihnen die Tür. Corbett bot der jungen Frau einen Stuhl an.
    »Ihr heißt Rohesia?«
    »Ja.«
    »Wißt Ihr, wer ich bin?«
    »Nein, das hat Mistress Quickly nicht gesagt.«
    »Ich bin Sir Hugh Corbett und in Angelegenheiten des Königs hier. Ich komme aus Hunstanton. Ich möchte wissen, warum Ihr dem Goldschmied Orifab eine beachtliche Geldsumme für Robert, den Vogt, aus diesem Dorf übergeben habt?«
    Die Veränderung der jungen Frau war erstaunlich. Ihre Augen wurden hart, sie preßte die üppigen Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, ihre rosige Gesichtsfarbe wurde bleich.
    »Das geht Euch nichts an, Sir.«
    »Ihr werdet Schwierigkeiten bekommen, wenn Ihr nicht antwortet. Warum habt Ihr Robert, dem Vogt, Geld vermacht?«
    »Ein Kunde bat mich darum.«
    Corbett strich sich mit der Hand über das Kinn und sah sie lange an.
    »Ich finde, Ihr solltet mit mir zurückkommen«, sagte er leise. »Zurück nach Hunstanton.« Er sah die Tränen in den Augen des Mädchens. »Ich habe schlechte Nachrichten für Euch. Marina ist ermordet worden.«
    Rohesia stöhnte kurz und gequält auf. Dann schlug sie die Hände vors Gesicht und schluchzte unkontrolliert.
    Den restlichen Tag verbrachten Corbett, Ranulf und Maltote am Pier. Am folgenden Morgen verließen sie Bishop’s Lynn und ritten am Bordell vorbei, wo die junge Frau, die sich Rohesia nannte, bereits auf sie wartete. Sie trug einen weiten Mantel mit Kapuze. Corbett erlaubte es Ranulf und Maltote nicht, sie zu befragen oder auch nur über sie zu sprechen.
    Der Ritt zurück verlief ohne besondere Vorfälle. Corbett war erleichtert, daß sie auf ihrem Weg nach Mortlake Manor nicht durch das Dorf kamen. Sir Simon und Alice kamen auf den Hof, um sie zu begrüßen. Corbett nickte nur kurz mit dem Kopf. Er war sich immer noch nicht sicher, wer versucht hatte, sie im Moor zu ermorden. Er verlangte für Rohesia ein Zimmer und Essen, aber niemand außer ihm dürfe mit ihr sprechen. »Außerdem möchte ich Catchpole hier sehen«, sagte er, »und jeden Diener in Livree, den Ihr entbehren könnt. Sie sollen Ranulf beritten und bewaffnet zur Eremitage begleiten und Master Joseph und Philip Nettler sofort hierherbringen. Er hat bereits seine Befehle.«
    »Was soll das alles?« fragte Gurney. »Das hier ist mein Besitz, Sir Hugh.«
    »Ja, aber die Haftbefehle des Königs gelten auch hier. Ich will, daß beide Männer sofort nach Mortlake gebracht werden. Erst dann werdet Ihr den Grund dafür erfahren.«
    Gurney willigte zögernd ein, und keine Stunde später galoppierten Catchpole und Ranulf, begleitet von einem Dutzend bewaffneter Gefolgsleute Sir Simons, aus dem Hof. Maltote packte ihre Taschen aus. Corbett besuchte Rohesia und ging dann in die

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