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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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gelingt, Euch einzufangen und zu töten, werden das schon andere besorgen. Wie soll ein Mädchen aus Hunstanton von Marseille nach Dieppe kommen? Sie kann kein Wort Französisch, und falls es ihr doch gelänge, ihre Geschichte zu erzählen, wer würde ihr schon glauben? Unsere Freunde hier würden einfach behaupten, daß sie einfach von Bord abgehauen ist oder - ihrer religiösen Berufung müde - ihr Glück anderswo gesucht hätte. Und selbst wenn man ihr Glauben schenken würde, würde es Jahre dauern, das alles zu beweisen. In der Zwischenzeit hätte Master Joseph schon längst seinen Namen ein weiteres Mal geändert und wäre in einen anderen Teil des Landes gezogen oder in ein anderes christliches Land. Gott behüte uns, Sir Simon, Ihr wißt selbst, wie lange es dauert, Gerechtigkeit zu erlangen, auch wenn es nur um eine Nichtigkeit geht!«
    »Was ist dann schiefgegangen?« fragte Gurney.
    »Das mit mir ist schiefgegangen.« Blanche drehte sich um, bleich vor Wut. »Und Sir Hugh hat recht. Schaut mich an, Sir Simon. Ich schäme mich so sehr, daß ich es nicht wage, nach Hause zurückzukehren. Wer würde mir dort schon glauben? Und warum sollte ich diese Schande über meine Eltern bringen? Ich schloß mich den Pastoureaux an, und dieses Schwein hier, dieser Höllenhund, vereinbarte meine Reise ins Ausland. Aber ich hatte Glück.« Blanche schluckte. »An Bord des Schiffes hörte ich zufällig, wie sich der Kapitän mit dem Ersten Offizier unterhielt. Sie wußten nicht, daß ich achtem im Schatten wartete, hingekauert wie ein Hund, und dem lauschte, was über meine Zukunft beschlossen wurde.«
    Sie durchquerte den Raum und spuckte Master Joseph ins Gesicht.
    »Sie redeten über mich wie über eine Handelsware. Ich hatte bereits einen Verdacht, allerdings nur vage, weil der Kapitän mich immer so sonderbar anschaute. Ich wies diesen Verdacht jedoch als einen unreinen Gedanken von mir.« Ihr fehlten einen Augenblick lang die Worte, und sie schaute Corbett an. »Es war bereits Herbst, und ein schon ungemütlicher Sturm wurde noch stärker, so daß das Schiff gezwungen war, in der Themse Schutz zu suchen. Ich sprang in der Nähe von Queenshithe von Bord -alle in Norfolk sind gute Schwimmer - und schwarum ans Ufer.« Blanche preßte die Handflächen gegeneinander. »Am Anfang bettelte ich. Die Patres und einige der Nonnen waren gut zu mir.« Sie zuckte mit den Achseln. »Aber in London gibt es so viele hungrige Münder. Eines Abends versuchte ein Seemann mich zu vergewaltigen. Er war betrunken. Ich stahl seine Silbermünzen und kaufte mir ein paar neue Kleider. Dann traf ich einen Kaufmann in Cheapside.« Sie senkte den Kopf. »In wenigen Monaten hatte ich genug Silber verdient, um nach Bishop’s Lynn zurückzureisen. Ich schämte mich jedoch zu sehr, um nach Hause zurückzukehren. Wie gesagt, wer hätte mir schon geglaubt? Aber ich wollte Rache. Ich hätte bald genug Geld beisammen gehabt, um diesen Teufel und seinen Genossen töten zu lassen!« Blanche spielte mit dem Saum ihres Ärmels. »Einer meiner Kunden war Goldschmied. Durch ihn ließ ich meiner Familie Geld zukommen und Marina eine Nachricht. Ich gab sie einem Hausierer und versprach ihm weitere Münzen, wenn er zurückkäme und Gilbert und die alte Eiche beschreiben könne.« Blanche ließ sich auf einen Hocker sinken. »Ich hätte das nicht tun sollen«, sagte sie mit schwacher Stimme. »Marina versuchte zu entkommen.«
    Corbett ging auf Master Joseph zu, holte aus und schlug ihm mit aller Kraft ins Gesicht.
    »Ihr habt es nicht besser verdient«, sagte er leise. Er schlug wieder zu. Die Unterlippe des Mannes platzte blutig auf. »Das war für Marina, die Ihr ohne jeden Zweifel ermordet habt!«
    »Das ist eine Lüge!« schrie Master Joseph.
    »Nein, das ist es nicht, du Schwein!« zischte Corbett.
    Dann ging er zu Philip Nettler hinüber. »Ihr werdet hängen, weißt du das? Ihr alle beide!«
    Nettler wimmerte nur als Antwort. Corbett kniete sich neben ihn.
    »Du wirst hängen«, flüsterte er. »Und wenn die Richter des Königs von dieser Sache hören, werden sie eine gründliche Untersuchung anordnen. Du wirst so lange gefoltert, bis du uns alles sagst - die Kapitäne der Schiffe, ihre Zielhäfen und wo ihr euren unrechtmäßig erworbenen Profit versteckt habt. Und erst wenn sie mit euch fertig sind, wird das Urteil vollstreckt. Er hat Marina ermordet, nicht wahr?«
    Nettler nickte.
    »Halt die Schnauze, du Hurensohn!« schrie Master Joseph und machte

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