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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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allgemeinen Klatsch noch angefacht worden. Gilbert war wie ein Held, der aus den Kriegen zurückkommt, nach Hunstanton zurückgekehrt, und die Dorfbewohner hatten die Eremitage vermutlich bereits geplündert. Die Mitglieder der Gemeinschaft waren sofort geflüchtet Sie mußten darauf bedacht sein, mit den schwerwiegenden Vorwürfen gegen ihre Anführer nicht in Verbindung gebracht zu werden. Blanche war bereits mit zwei Männern aus Gurneys Gefolge aufgebrochen. Maltote hatte sie ebenfalls begleitet er war bei der Aussicht, durch so grauenhaftes Wetter zu reiten, etwas unwillig gewesen. Ranulf gefiel der Gedanke, daß der glücklose Kurier es jetzt etwas unbequem hatte. Corbett ließ dessen schadenfrohes Grinsen jedoch schon bald verschwinden.
    »Du hast in der Eremitage nichts über Alan of the Marsh herausgefunden?«
    »Nein, Herr.«
    »Dann nimm dein Pferd und reite die Küste entlang - nicht auf dem Kliff, sondern unten am Strand. Es ist gerade Ebbe.«
    »Wonach soll ich Ausschau halten?«
    »Das wirst du schon wissen, wenn du es siehst.«
    Ranulf verließ ungehalten das Zimmer. Er verwünschte halblaut den alten Meister Langschädel. Corbett kehrte zu seinen Überlegungen zurück, dann begab er sich zu den Kerkern, um Master Joseph zu befragen. Der Anführer der Pastoureaux war sich jedoch bewußt, daß er in der stärkeren Position war.
    »Je weniger ich sage«, erwiderte er Corbett höhnisch, »desto mehr habe ich in der Hand.«
    Corbett lächelte, um seine Verzweiflung zu verbergen. Der Schuft hatte recht. Corbett wußte, daß die Beamten des Schatzamtes sich auf jeden Handel, jedes Zugeständnis einlassen würden, wenn sie nur eine Möglichkeit sahen, das Vermögen des Königs zu mehren. Wenn eine Begnadigung Master Josephs den König reicher machen konnte, dann würden sie diesen Preis freudig zahlen.
    »Ärgert es Euch nicht, Corbett«, spottete der Verbrecher, »daß Ihr wißt, daß irgendwo hier ein riesiger Schatz versteckt ist?«
    »Wo ist Alan of the Marsh?« fauchte Corbett ihn an.
    »Ich habe es Euch schon einmal gesagt. Sucht in der Eremitage. Vielleicht ist er ja noch immer dort.«
    Corbett stand auf.
    »Oh, Bevollmächtigter!« Master Josephs grün und blau geschlagenes Gesicht verzog sich zu einem Hohnlächeln. »Meine alleruntertänigsten Grüße an unsere mollige Priorin. Oh, und noch etwas, Bevollmächtigter!«
    Corbett hatte keine Lust, sich noch einmal umzudrehen.
    »Ich würde an Eurer Stelle niemandem trauen!«
    Corbett schlug die Tür hinter sich zu. Er vergewisserte sich, daß die Wache sie verschloß und den Riegel vorschob, bevor er sein Glück bei Philip Nettler versuchte. Dieser war jedoch ebenfalls sehr einsilbig.
    »Ich rede, wenn ich die Begnadigung des Königs unterzeichnet und mit Siegel in der Hand halte. Bis dahin könnt Ihr dahin gehen, wo der Pfeffer wächst!«
    Corbett überließ die beiden Verbrecher sich selbst und kehrte in sein Zimmer zurück. Gurney war im Dorf, und im Haus war es still. Der Regen hatte nachgelassen, und Corbett zog seine Reitstiefel an, nahm seinen Mantel, sattelte sein Pferd und ritt über das Moor zur Eremitage. Das Gebäude war inzwischen verlassen, jemand hatte sogar das Tor entfernt. Corbett hielt im Hof an und schaute sich um. Ein grauer Tag mit tiefhängenden Wolken, der sehr gut zu seiner Stimmung paßte. Er hatte das unbehagliche Gefühl, daß ihm jemand gefolgt war. Jahrelange Erfahrung hatte ihn das gelehrt. Er saß auf seinem Pferd, und die Ruhe wurde nur vom Knirschen seines Sattels und vom Wiehern seines Pferdes gestört. Er schaute über die Schulter, aber das regennasse Moor war menschenleer. Er stieg ab, band sein Pferd fest und machte sich daran, das Gebäude zu untersuchen. Jeder einzelne Raum war geplündert worden. Corbett hatte solche Szenen während der Kriege des Königs an der schottischen Grenze bereits gesehen. Er hatte die Fähigkeiten der Bauern, was das Plündern anging, auf eine gewisse Art immer bewundert. Türen, Scharniere, alles, was sich entfernen ließ, war verschwunden, sogar Lumpen, Gefäße und das Bettstroh. Außer einigen zerbrochenen Tonschalen war kaum etwas übrig, was darauf hinwies, daß hier noch vor kürzester Zeit Menschen gelebt hatten.
    Corbett besichtigte auch die oberen Räume. Obwohl alles leergeräumt war, konnte kein Zweifel daran bestehen, daß Master Joseph und Nettler die besten Zimmer bewohnt hatten. Die Wände waren weiß gekalkt, und die Spuren auf dem Fußboden deuteten darauf hin, daß

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