Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
Vom Netzwerk:
Anstalten, seinen ehemaligen Gefolgsmann anzufallen. Aber die Ketten an seinen Knöcheln und die Handschellen hinderten ihn an jeder Bewegung. Der Anführer der Pastoureaux fiel auf die Knie. Ranulf zerrte ihn wieder auf die Füße. »Du hast das Mädchen umgebracht!« sagte er leise. »Sie floh vor dir. Floh über das neblige Moor. Gott weiß wohin. Zu ihrer Familie? Zum Herrenhaus hier? Du wußtest, daß etwas nicht in Ordnung war, und du holtest sie ein. Du hast das arme Mädchen vergewaltigt und erdrosselt!« Ranulf zog ihn näher an sich heran. »Vielleicht ist mein Herr ja gut zu mir«, flüsterte er. »Vielleicht überträgt er ja mir die Aufgabe, dich nach London zu bringen!«
    Master Joseph verzog sein Gesicht zu einem Hohnlächeln.
    »Ihr dürft bei der ganzen Sache Gilbert nicht vergessen«, spottete er.
    »O ja, der arme Gilbert.« Corbett ließ Nettler stehen und stellte sich neben Ranulf. »Du hast die armselige Halskette des Mädchens an dich gebracht und bist zu Gilberts Hütte gegangen. In der Zwischenzeit waren der arme Bursche und seine Mutter bereits geflohen. Die geflüsterten Vorwürfe gegen sie hatten ihnen angst gemacht. Du hast die Halskette einfach durch die Tür geworfen und bist gemächlich wieder zur Eremitage zurückgegangen. Du hast eine alte Frau zum Tode durch Ertränken verurteilt und hättest, wäre Gott nicht gnädig gewesen, ihren Sohn dazu verurteilt, zu hängen.« Corbett sah zu Gurney hinüber, der bleich geworden war. »Erinnert Ihr Euch nicht, Sir Simon, als Ihr in der Gemeindekirche zu Gericht saßt? Master Joseph ging unvermittelt. Ich dachte damals, daß es seltsam sei, daß der Führer einer religiösen Gemeinschaft die Leiche einer seiner Anhängerinnen so schnell im Stich läßt. Aber dann, warum sollte er sich auch weiter um sie kümmern? Marina war für ihn keinen Penny mehr wert.«
    »Und wie seid Ihr der Wahrheit auf die Spur gekommen?« fragte Gurney.
    »Das Geld, das man Robert, dem Vogt, vermacht hatte, hatte mich nachdenklich gemacht. Warum sollte ein geheimnisvoller Wohltäter einem Goldschmied in Bishop’s Lynn Geld für den armen Vogt eines Fischerdorfes geben?« Corbett ging zu Blanche und legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. »Euer Vater hat vermutlich einen Verdacht.« Er schaute über die Schulter. »Sir Simon, ich bin mit diesen Teufeln fertig. Ihr habt doch Platz für sie in Euren Kerkern?«
    Gurney nickte.
    »Sperrt sie dort ein, aber jeden für sich. Nettler hier könnte sich dazu entschließen, Kronzeuge zu werden und an die Gnade des Königs zu appellieren. Er könnte uns die Daten, Namen und Zeiten nennen. Wenn er das tut, wer weiß, welche milde Strafe wir für ihn empfehlen?«
    Nettler schaute mit einem verschlagenen Ausdruck in den Augen auf. Master Joseph fluchte und versuchte, Nettler einen Hieb zu versetzen, fiel aber mit scheppernden Ketten zu Boden. Gurney war schon halb durch die Tür, um seine Gefolgsleute zu rufen, als Master Joseph wieder auf die Füße kam.
    »Wartet!« rief er.
    Corbett drehte sich mit hochgezogenen Brauen um.
    »Ein volles Geständnis, Master Joseph?«
    »Verpißt Euch!«
    »Was dann?«
    »Informationen.«
    Corbett trat näher an ihn heran. »Worüber?«
    »Den Schatz.«
    »Welchen Schatz?« fragte Corbett.
    Der Mann hob seine gefesselten Hände hoch, um sich das Blut vom Mund zu wischen, und starrte Corbett bösartig an.
    »Erst müßt Ihr mir Euer Wort geben.«
    »Für Euch wird es keine Gnade geben, Master Joseph oder Hubert Mugwell oder wie Ihr Euch immer nennen wollt 1 Ihr werdet hängen!«
    »Oh, ich mache mir keine Sorgen um mich. Ich steige gutgelaunt aufs Schafott. Der Tod schreckt mich nicht. Ich fahre zur Hölle und werde dort mit dem Teufel tanzen und auf Euch warten, Corbett!«
    »Was dann?«
    »Ich habe ein Haus, eine Frau und ein Kind in Lothbury. Ihr werdet ihnen früher oder später ohnehin auf die Spur kommen. Ihnen darf nichts passieren, und ihr Besitz darf nicht beschlagnahmt werden.«
    »Dort habe ich Euch auch gesehen!« unterbrach ihn Ranulf plötzlich. »Vor Jahren. In London, in einem Freudenhaus im schlechten Teil von Southwark. Wie habt Ihr Euch damals genannt? Irgendein französischer Name? Ach ja, Alphonse. Ich war dabei. Ihr hattet gewissermaßen die Leitung des Gelages.« Ranulf trat näher an ihn heran. »Ich vergesse nie ein Gesicht, aber ich konnte mich nicht mehr genau erinnern«, Ranulf lächelte Corbett entschuldigend an, »denn die Erinnerungen an diesen Abend sind sehr

Weitere Kostenlose Bücher