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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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unsicher machen, weiter ihre Hände in Unschuld waschen und es beteuern.« Er verzog sein Gesicht zu einem schiefen Lächeln. »Leighton Manor ist vielleicht ein beschaulicher Ort, Sir Hugh, aber das ist der Friedhof auch.«
    Corbett berührte vorsichtig seinen malträtierten Hinterkopf und zuckte zusammen.
    »Die klugen Worte des Mannes von der Straße«, murmelte er.
    »Wenn einem so etwas zustößt, Herr, muß man ebenso klug und verschlagen sein wie die, hinter denen man her ist.«
    Corbett schaute ihn durchdringend an. »Was meinst du damit, Ranulf?«
    »Nun, zum Beispiel unser fetter Arztfreund. Oder Sir Simon Gurney. Was haben sie gemacht, nachdem sie einen Teil von König Johns Schatz gefunden hatten?«
    »Die Sachen verkauft«
    Ranulf setzte sich auf die Bettkante.
    »Und was denkt Ihr, Herr, würden sie tun, wenn sie den Rest fänden?«
    Corbett sah nachdenklich aus. »Meinst du, daß sie danach suchen?«
    »Sie kennen auf jeden Fall das Geheimnis des Schatzes. Meint Ihr nicht, daß sie ihn gern auch finden würden?«
    »Aber wenn sie das tun und den König davon nicht unterrichten, dann ist das ein Schwerverbrechen, ja sogar Hochverrat«
    »Oh, natürlich würden sie den König informieren«, sagte Ranulf, »und dann, wie es das Gesetz vorsieht, ihren Teil fordern. Wieviel war das noch mal, ein Viertel des Schatzes? Sir Simon, seine Frau und sein Arzt sind ja möglicherweise unschuldig, so fleckenlos wie frischgefallener Schnee. Sie haben vielleicht wirklich nichts mit diesen Morden zu tun. Oder sie sind so schuldig wie Kain.« Ranulf lachte kurz auf. »Aber ich kann einfach nicht glauben, daß sie nicht nach dem Schatz suchen.«
    »Sprich weiter«, murmelte Corbett.
    Ranulf grinste Maltote zufrieden über die Schulter hinweg an. »Es war unser junger Kurier hier, der mich auf diese Idee brachte. Maltote stammt aus einer Bauernfamilie. Sein Vater war Leibeigener auf einem großen Gut, oder so etwas. Ihr kennt das System dieser großen Güter, alles wird festgehalten, niedergeschrieben. Ganz sicher hat doch unser fetter Arzt mit seiner Liebe für Altertümer etwas über Alan of the Marsh herausgefunden.«
    Corbett warf die Decken beiseite und stand vorsichtig auf.
    »Ich werde mich rasieren und ankleiden«, erklärte er. »Dann will ich Selditch hier sehen.«
    Eine Stunde später, Corbett hatte sich inzwischen fertiggemacht, führte Ranulf Selditch ins Zimmer. Die Nervosität des Arztes nahm noch zu, als er sah, daß Corbett angezogen war und auf ihn wartete.
    »Master Selditch«, begann Corbett, »ich will ohne Umschweife zur Sache kommen. Ich habe den Verdacht, daß Alan of the Marsh hier Pächter war und vielleicht Holcombe auch. Was habt Ihr über dieses ehrenwerte Paar herausgefunden?«
    Der Arzt wollte ihm schon die Antwort verweigern, da beugte sich Corbett zu ihm vor und ergriff seine Hand.
    »Ich will das wissen«, sagte er mit leiser Stimme. »Ich will alles wissen. Sonst beschlagnahme ich sämtliche Urkunden Sir Simons - seine Verzeichnisse über Pacht, Steuern und Abgaben. Ich werde Tage brauchen, sie durchzugehen. Wenn ich jedoch auf etwas stoße, was Ihr mir verschwiegen habt, dann, Gott ist mein Zeuge, werdet Ihr Eures Lebens nicht mehr froh!« Corbett berührte seinen Hinterkopf. »Gestern hat man mich beinahe ermordet. Meine Geduld nimmt allmählich ein Ende!«
    Selditch krampfte nervös die Finger ineinander.
    »Holcombe war Bauer vor den Toren von Bishop’s Lynn«, entgegnete er langsam. »Alan stammte hier aus der Gegend. Die Urkunden sagen wirklich nur sehr wenig aus.« Er scharrte mit den Füßen.
    »Wie hat Alan sein Brot verdient?« fragte Ranulf.
    »Er war Verwalter des Herrenhauses.«
    »Und was bedeutet das?« fragte Corbett.
    »Er ritt herum und zog die Abgaben für den Grundbesitzer ein, außerdem überbrachte er Nachrichten und Befehle.«
    »Er kannte die Gegend also sehr gut?«
    »O ja.«
    »Und alle Verstecke und Zufluchtsorte?«
    Selditch nickte.
    »Gibt es noch etwas, was ich wissen sollte?«
    Der Arzt blinzelte. »Bestimmten Akten des lokalen Gerichts zufolge«, sagte er zögernd, »klagte man Alan zwei Jahre, bevor König John seinen Schatz in der Wash-Bucht verlor, an, Schmuggler zu sein.«
    Corbett stöhnte auf und verbarg sein Gesicht in den Händen. Dann schaute er wieder den Arzt an.
    »Noch etwas?«
    Selditch schüttelte den Kopf, und Corbett entließ ihn.
    »Was ist los?« fragte Ranulf ängstlich, als der Arzt die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    »Oh,

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