Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
Vom Netzwerk:
verdammt noch mal, Ranulf! Begreifst du denn nicht? Alan of the Marsh und Holcombe planten, den Schatz König Johns zu stehlen. Ein eiliger, ungenauer Plan, vermutlich in dem Moment entstanden, als Holcombe erfuhr, daß er die Packpferde mit dem Schatz über die Wash-Bucht führen sollte. Der Plan ist trotzdem erfolgreich. Holcombe stiehlt den Schatz und trifft seinen Komplizen an einem einsamen Ort. Sie verstecken das meiste der Beute, einiges nehmen sie mit, vielleicht um es in Bargeld zu verwandeln.« Corbett unterbrach sich, um seine Gedanken zu ordnen. »Holcombe gerät jedoch in Verdacht. Er wird von Gurney gestellt, verhört und hingerichtet. Sein Leichnam wird mit den paar Wertsachen, die er bei sich trägt, verscharrt.« Corbett hielt inne und fuhr mit der flachen Hand über die Tischplatte. »Natürlich soll das alles geheim bleiben, aber es wird geklatscht, und Gerüchte verbreiten sich. Alan of the Marsh entschließt sich zu fliehen. Er versteckt den Schatz.« Corbett schaute Ranulf an. »Was hat er vermutlich als nächstes getan?«
    »Er hat vielleicht versucht, das Land zu verlassen?«
    »Richtig. Er ist Schmuggler, wie viele hier in der Gegend. Er sieht sich jedoch einer Reihe von Schwierigkeiten gegenüber -wo soll er sich verstecken, wie soll er die Überfahrt arrangieren und dann auch den Schatz transportieren, ohne daß jemand davon Wind bekommt? Das ist alles sehr gefährlich, da er weiß, daß er gesucht wird.«
    Ranulf zuckte mit den Achseln. »Vielleicht starb er ja ganz einfach?«
    Corbett schüttelte den Kopf. »Was ist mit der anderen Möglichkeit? Was wäre, wenn Alan of the Marsh Erfolg gehabt hätte? Was, wenn er mit dem Schatz ins Ausland geflüchtet wäre und dann jenseits des Rheins oder in Südfrankreich ein Leben in Saus und Braus geführt hätte? Ist dir klar, Ranulf, daß wir vielleicht einem Irrlicht nachjagen?«
    »Warum dann aber diese ganzen Rätsel?« rief Ranulf. »Warum dann diese Morde?«
    Corbett rieb sich das Kinn. »Das kann ich auch nicht beantworten. Ich glaube nur, das noch jemand oder noch einige Leute ebenfalls nach dem Schatz suchen.« Er seufzte. »Sie jagen jedoch möglicherweise ebenfalls einem Irrlicht nach.« Corbett nahm ein Stück Pergament. »Wir müssen in dem allen ein System erkennen. Aber was haben wir schon in der Hand? Ein paar welke Blumen unter einem Galgen. Eine arme ermordete Bäckersfrau. Cerdic Lickspittle geköpft, seine Leiche auf den Strand geworfen. Gräber geplündert und Monck ermordet auf dem Moor.«
    »Zumindest«, unterbrach ihn Maltote, »haben wir die Anführer der Pastoureaux festgenommen und herausgefunden, wer für den Mord an Marina verantwortlich ist.«
    Corbett kaute an der Nagelhaut seines Daumens.
    »Ja, das haben wir«, murmelte er. »Aber diese Schweine haben vielleicht ebenfalls nach dem Schatz gesucht.« Er legte sich wieder aufs Bett und starrte an die Balkendecke.
    »Wir dürfen auch die Lichter, die seltsamen Signale zwischen Schiffen und der Küste, nicht vergessen«, sagte Ranulf.
    »Nein, nein«, murmelte Corbett. Er drehte sich zur Wand. »Ich habe eine Erklärung dafür, obwohl sie schwer zu schlucken sein wird. Laßt mich jetzt eine Weile allein.«
    Ranulf und Maltote gingen in die Halle hinunter und unterhielten sich flüsternd und erregt über die seltsame Laune ihres Herrn. Corbett nagte an seiner Unterlippe und starrte an die Decke. Er mußte immer wieder an die Liebesbotschaft denken, die ihm der Müller Culpeper gegeben hatte: Amor Haesitat, Amor Currit. Und war da nicht doch noch etwas? Hatte er das wenigstens gesehen oder bereits darüber nachgedacht, als er den Strand entlanggerannt war? Corbett schloß die Augen. Was hatte ihm Ranulf noch über das Boot erzählt, das jemand etwas versteckt an den Strand gezogen hatte? Er lächelte, als er sich an die Logik erinnerte, die er in der Schule gelernt hatte: »Wenn man alles auf einen Punkt bringt und immer wieder zu demselben Schluß kommt, dann ist dieser Schluß der einzig richtige. Folglich ist man auf die Wahrheit gestoßen.«
    »Ich muß es also ausprobieren«, murmelte Corbett.
    Er setzte sich auf die Bettkante, nahm seine Reitstiefel und seinen Mantel und ging nach draußen. Dort rief er nach Ranulf und Maltote.
    Gemeinsam ritten sie über das Moor zur Eremitage hinüber. Während Maltote auf die Pferde aufpaßte, gingen Corbett und Ranulf in die alte Mälzerei. Ranulf schnupperte.
    »Ich rieche Parfüm. Ein ziemlich starkes sogar. Es ist dem von Lady

Weitere Kostenlose Bücher