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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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und hob die Hand. »Oh, ich bin da ganz Eurer Meinung, es ging da alles mit rechten Dingen zu, aber Lady Agnes wurde langsam alt. Vielleicht war das Kliff an dieser Stelle auch brüchig oder der Wind zu stark? Auf jeden Fall stolperte die gute Schwester und stolperte zu Tode.« Corbett lächelte. »Sie war die Schatzmeisterin dieses Ordens und wird sicher ersetzt werden, wenn es an der Zeit ist. Und Euer Schmuggeln wird sicherlich auch weitergehen, sobald die neugierigen königlichen Beamten erst einmal wieder das Feld geräumt haben.«
    »Das könnt Ihr nicht beweisen«, fauchte die Priorin.
    »Aber das habe ich bereits«, log Corbett. »Ich habe mit einem der Kapitäne gesprochen. Er hat alles gestanden.« Corbett spielte mit dem Griff seines Dolches. »Vielleicht sollte ich auch mit einigen der Männer sprechen, die in Euren Diensten stehen, insbesondere mit denen, die so gut dafür bezahlt werden, daß sie das Boot hinausrudern.«
    Lady Cecily konnte nicht noch mehr verkraften. Sie legte den Kopf in die Hände und schluchzte auf.
    »Madam«, sagte Corbett leise.
    Lady Cecily hob ihr tränenüberströmtes Gesicht »Das haben wir immer so gemacht«, flüsterte sie. »Und, Sir Hugh, könnt Ihr uns dafür tadeln? Die Steuern sind so hoch, daß wir fast nichts mehr verdienen.«
    Corbett sah sich in dem luxuriös eingerichteten Zimmer um. »Ihr könntet sparen«, murmelte er.
    Lady Cecily bekam sich wieder in die Gewalt. »Was werdet Ihr tun, Sir Hugh? Werdet Ihr den König unterrichten?«
    »Das ist vielleicht nicht notwendig«, entgegnete Corbett, »unter zwei Bedingungen.« Er bemerkte den Hoffnungsschimmer in den schwarzen Knopfaugen der Priorin.
    »Die wären?«
    »Erstens daß das Schmuggeln unverzüglich aufhört, zweitens daß Ihr mir sagt was Ihr über Alan of the Marsh wißt.«
    Lady Cecily brach erneut in Tränen aus. Sie wurde so sehr vom Schluchzen geschüttelt daß selbst Ranulf Mitleid mit ihr hatte.

Kapitel 12

    M adam«, fragte Corbett, »warum sollte ein Mann, der vor so vielen Jahren starb, Euch so leid tun?«
    Lady Cecily stand auf. Sie faßte nach einem Schlüsselring, der von ihrem Gürtel herabhing, ging zu einer eisenbeschlagenen Truhe und öffnete sie. Sie gab Corbett eine kleine vergilbte Pergamentrolle.
    »Lest das, Sir Hugh. Es handelt sich um den Teil der Klosterchronik, den nur die amtierende Priorin lesen darf.«
    Corbett ging mit dem Pergament zum Fenster. Hier war das Licht stärker. Die Chronik bestand offensichtlich aus einzelnen Pergamentstücken, die zusammengenäht waren. Ein Teil der Chronik war so entfernt worden, daß es möglich gewesen war, die Enden der übrigen Schriftstücke wieder so zusammenzufügen, daß das Fehlen des Abschnitts nicht bemerkt würde.
    Lady Cecily ging zur Tür. »Ich komme zurück«, sagte sie. »Ich muß Euch noch etwas zeigen.«
    Corbett zuckte mit den Achseln und fing an zu lesen. Der lateinische Text, den er mühelos übersetzte, war mit blaugrüner Tinte geschrieben.
    »Ist von Alan of the Marsh die Rede?« fragte Ranulf.
    »Nein.«
    »Nützt uns das Pergament dann überhaupt?«
    »Allerdings. Hör zu. Es ist mit August 1217 datiert, also fast ein Jahr, nachdem König John seinen Schatz in der Wash-Bucht verlor. In diesem Monat suchte ein Flüchtling hier im Kloster Schutz. Er kam in die Kapelle, klammerte sich am Altar fest und verlangte Asyl. Dieses wurde ihm von der damaligen Priorin auch gewährt. Der Flüchtling forderte weiterhin Wasser und Brot und bestand darauf, vierzigTage zu bleiben. Das ist Gesetz. Aber hör zu, Ranulf, es wird noch interessanter. Sir Ralph Gurney kam etwas später ebenfalls ins Kloster und suchte dort einen Flüchtigen, den er für das Verschwinden eines Priesters mit Namen James verantwortlich machte. Die Priorin sagt ihm, daß sie über einen solchen Schwerverbrecher nichts weiß.« Corbett ging zum Tisch und warf das Pergament darauf.
    »Ist das alles?« rief Ranulf.
    »Das ist genug«, entgegnete Corbett. »Aber ich bin mir sicher, daß uns Lady Cecily noch mehr erzählen kann.«
    »Wer ist dieser Priester, Father James?« fragte Ranulf.
    »Das weiß der Himmel!« entgegnete Corbett finster.
    »Warum haben sie einen solchen Vorfall in ihre Chronik aufgenommen«, Ranulf ließ nicht locker, »nur um ihn dann anschließend wieder aus ihr zu tilgen?«
    Corbett legte ihm väterlich einen Arm um die Schulter. »Eine gute Frage, Ranulf. Ich habe den Verdacht, daß etwas passierte, nachdem der Flüchtige um Asyl

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