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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Alice sehr ähnlich.«
    »Ja«, sagte Corbett. »Ich habe das auch gerochen, kurz bevor man mir auf den Kopf geschlagen hat. Komm, ich zeige dir, was ich gefunden habe.«
    Er raffte etwas Stroh zusammen, führte Ranulf hinunter in den Keller, legte es an die Kellerwand und entzündete es. Sein Erstaunen war kaum zu beschreiben: Was er bei seinem letzten Besuch gesehen hatte, war verschwunden, mit einer Fackel geschwärzt worden.
    »Jemand hat eine Fackel benutzt«, murmelte er. »Jemand hat eine Fackel angezündet und sie gegen die Wand gehalten.« Corbett deutete auf die Brandspuren und beschrieb, was er gesehen hatte.
    »Was auch immer das war, es war sicher wichtig«, sagte Ranulf. Sie kehrten auf den Hof zurück.
    »Laß uns einmal annehmen«, fing Corbett an und schaute auf die Möwen, die sich aufgeschreckt laut schreiend erhoben, »laß uns annehmen, wir hätten das Gold gestohlen. Wo würdest du es verstecken?«
    »Auf jeden Fall nicht hier«, entgegnete Ranulf.
    »Warum nicht?«
    »Jeder Ort, der auch von anderen aufgesucht wird, ist gefährlich. Früher oder später hat jemand das Glück oder Geschick, dein Versteck zu finden.«
    »Aber den Schatz auf dem Moor zu vergraben wäre ebenfalls gefährlich«, entgegnete Corbett. »Jemand könnte dich dabei beobachten, oder du könntest vergessen, wo du ihn vergraben hast.« Er stieg wieder auf sein Pferd. »Aber jetzt, Ranulf, begeben wir uns auf eine andere Art von Grabung - laß uns die Priorin ärgern.«
    Sie kamen zum Holy Cross Convent, und Lady Cecily ließ sie eine Weile in einem Vorraum warten. Als sie endlich in ihr
    Zimmer geführt wurden, begrüßte sie sie mit einem so falschen Lächeln, daß es Ranulf den Magen umdrehte.
    »Wie können wir Euch heute helfen, Sir Hugh?« säuselte sie. »Ich war über die Neuigkeiten über die Pastoureaux schockiert. So eine fürchterliche Geschichte. Was für böse Menschen!«
    »Ja, Schmuggler«, sagte Corbett, »sie schmuggelten Menschen, um sie auf den Märkten der Welt zu verkaufen, auf denen der Teufel das Sagen hat.« Er beugte sich vor. »Schmuggeln ist doch eine Sünde, oder?«
    Das teigige Gesicht der Priorin wurde noch bleicher.
    »Ja, eine Sünde«, fuhr Corbett fort, »und ein Verbrechen - da dadurch Steuern hinterzogen werden und die Machtvollkommenheit des Königs beschränkt wird. Hierbei könnt Ihr mir helfen. Ihr könnt mir sagen, warum Ihr schmuggelt.«
    Lady Cecily mußte sich an ihrem Schreibtisch festhalten.
    »Was wollt Ihr von mir?« stotterte sie.
    Ranulf wünschte sich, daß Maltote bei ihnen wäre, statt die Pferde auf dem Stallhof zu bewachen. Lady Cecily öffnete den Mund und schloß ihn dann wieder.
    »Klagt Ihr mich der Schmuggelei an?«
    »Ja«, entgegnete Corbett und hoffte, daß seine Schlußfolgerungen richtig gewesen waren.
    »Was, bitte schön, soll ich schmuggeln?«
    »Das kann ich Euch - bitte schön - erklären. Außerdem solltet Ihr um die Milde des Königs bitten und um die Vergebung Eures Bischofs.« Er beugte sich wieder zu ihr vor. »Ihr seid eine Schmugglerin. Ihr habt Schafe, Ihr habt Schuppen, in denen diese Schafe geschoren werden, Ihr packt die Wolle zu Ballen, und Eure Fuhrleute bringen sie zum Zollhaus nach Bishop’s Lynn. Nehmen wir einmal an, es handelt sich um dreihundert Ballen. Davon gehen zweihundertfünfzig durch den Zoll und werden in Bishop’s Lynn auf ein Schiff verladen. Das Schiff verläßt den Hafen vermutlich mit der abendlichen Flut. Es hält
    Kurs auf Flandern. Aber statt über den Kanal zu segeln, ankert es vor der Küste von Norfolk und nimmt die restlichen fünfzig Ballen an Bord. Ob es ein Boot zur Küste schickt oder ob man von hier zu dem Segelschiff hinausrudert, das weiß ich nicht. Ihr werdet bar bezahlt und müßt keinen Zoll bezahlen. Der Kapitän des Schiffes macht in einem flämischen Hafen ebenfalls einen satten Gewinn.«
    »Das ist lächerlich«, rief die Priorin.
    »Nein, das ist die Wahrheit. Jetzt kommen wir zum Tod von Lady Agnes. Sie war die Schatzmeisterin dieses Klosters und ging ab und zu auf dem Kliff spazieren. Sie hatte einen Wanderstab und eine Laterne. Die meisten hielten sie einfach nur für exzentrisch. In Wirklichkeit signalisierte sie einem Schiff. Ich glaube, daß Ihr auch ein kleines Boot in einer Bucht liegen hattet, das Euch bei diesem ruchlosen Geschäft von Nutzen war.« Corbett erhob sich, ging durchs Zimmer und schaute sich ein Gemälde an. »Eines Nachts kam es jedoch zu einer Tragödie.« Er drehte sich um

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