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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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verholfen, das sie dazu trank. Den Wein schüttete sie aus dem Fenster.
    Es war ganz sicher kein Zufall, dass man ihr die sehr stark gewürzten, scharfen und salzigen Speisen gebracht hatte. Sie sollte durstig den Wein trinken und noch benommener werden. Irgendwas würde in den nächsten Stunden geschehen.
    Wieder und wieder fragte sie sich, was Mertens Auftritt zu bedeuten hatte. Lore hatte ihn der Lüge bezichtigt. Also hatte er wohl nicht die Absicht, ihr zu helfen. Seine Auseinandersetzung mit dem Hausherrn war vermutlich gespielt gewesen.
    Hoffentlich hatten sie Lore nicht erwischt.
    Jetzt war es wieder die Ungeduld, die Alyss umtrieb. Lange stand sie am Fenster und blickte in die Freiheit.
    Der graue Tag ging in eine graue Dämmerung über, doch als die Sonne unterging, riss der Himmel auf, und ein flammendes Rot brachte den Wolkensaum zum Erglühen. Sie lauschte dem abendlichen Gesang der Vögel, und mit einem leisen Erstaunen vernahm sie den Ruf des Kuckucks darunter. Amseln, Finken, tschilpende Spatzen, gurrende Tauben, die alle hatte sie zu unterscheiden gelernt. Der Kuckuck war ein neuer Gast in dem gefiederten Chor.
    Noch zweimal rief er, dann verstummte auch nach und nach das Zwitschern und Tschilpen, und nur eine Nachtigall flötete in einem fernen Gebüsch. Blau, dunkler wurde der Himmel, und die Sterne flimmerten in der klaren, kühlen Luft. Sie schaute hinaus, voller Sehnsucht, und so bemerkte sie auch den dunklen Schatten, der lautlos um den Turm schwebte.
    »Du, mein Freund?«, wisperte sie, und als ob der große Vogel sie gehört hatte, stieß er sein hallendes Uhuuu, Uhuuu aus.
    Schon manches Mal hatte ein großer Uhu ihr schicksalhafte Wendungen gekündet. Mochte es Zufall sein oder ein ihr gesandtes Zeichen, sie vertraute seinem Ruf.
    Etwas kam auf sie zu, und es mochten Tod und Gewalt warten.
    »Uhuuu, uhuuu.«
    Der dunkle Schatten erhob sich in den Himmel und glitt davon. Alyss hüllte sich fröstelnd in ihre Decke und dachte an ihre Freunde, die vielleicht dort draußen auf eine Gelegenheit warteten, sie zu befreien.
    In ihren Träumereien hätte sie fast das Scharren des Riegels überhört. Rasch nahm sie wieder ihre schlaffe Haltung ein und setzte eine teilnahmslose Miene auf.
    »Liebelein, es ist Zeit. Komm, wir wollen uns hübsch machen.«
    Duretta stellte ihre Lampe auf den Tisch und holte ein raschelndes Seidengewand aus ihren Korb. Flammend rot war es, wie der Abendhimmel. Eine kostbare Farbe, ein wertvolles Kleid, mit Gold und Perlen bestickt. Vermutlich eines ihrer eigenen. Willig ließ Alyss sich die Haare bürsten, ein fein gewebtes Leinenhemd anziehen, unterdrückte ihren Ekel vor Durettas gierigen Händen und ihrem ständigen Gesäusel.
    »Heb die Arme, Schätzelein, damit ich dir das Gewand überziehen kann.«
    Träge, wie im Halbschlaf, gehorchte Alyss ihr, ließ sie die Nesteln schnüren, an den Säumen zupfen und Falten glätten.
    »Gibs ein Fest?«, nuschelte sie dann.
    »Oh ja, Liebschen. Ein schönes Fest. Und du bist die Braut. Komm, Schätzelein, wir gehen zur Kapelle. Alle warten schon auf dich.«
    »Meine Familie?«
    »Alle, alle. Viele Freunde. Und dein Bräutigam. Komm, ich stütze dich.«
    Alyss machte sich extra schwer, und Duretta hatte einige Mühe, sie die Wendeltreppe hinunterzubugsieren. Dass die Säuselsuse dabei ein paar Mal gegen Kanten und Ecken gestoßen wurde, ließ sich nicht vermeiden. Auch ihre hohe Haube verrutschte dabei leider.
    Willig ließ Alyss sich dann auch durch den Gang führen, über einen gepflasterten Pfad zu der kleinen Kapelle, deren Glocke sie zwar immer gehört, die sie aber von ihrem Turm aus nie gesehen hatte. Die Fenster waren schwach erleuchtet, die Tür weit geöffnet, ein leichter Duft von Weihrauch wehte sie an. Offenbar hatte man einen Priester gefunden, der bestechlich genug war, diese Posse mitzuspielen.
    »Is Mette?«, murmelte sie und stolperte wieder gegen Duretta, sodass die in eine Pfütze treten musste.
    »Ja, Schätzchen, eine Messe«, zischte die, jetzt erbost.
    Flackernder Kerzenschein empfing sie, als sie von Duretta durch die Tür geschubst wurde. Unter halb gesenkten Lidern sah Alyss sich um. Ein Priester in weiter Robe stand am Altar, der von zwei hohen, silbernen Kerzenleuchtern flankiert war. Ein Mann in einem goldbestickten, knielangen Rock und einer pelzbesetzten Kappe stand neben dem Leuchter. Zwei weitere Gecken warteten im Hintergrund.
    »Mein Bruder, der Herr Edgar von Isenburg«, ließ sich Duretta

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