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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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vernehmen, und Alyss erkannte in ihm den Mann, der Merten aus der Kemenate geprügelt hatte. Der verbeugte sich nun geschmeidig und lächelte sie an. Ein Schneidezahn fehlte ihm.
    Und als er sprach, lispelte er.
    »Mein Lieb, Alyßß.«
    Er sank auf die Knie.
    »Wängelein weißß und klar …«
    »Rosenklar«, zischte Duretta.
    »Äh … wohlgeßtalteß Kinn,
    Augen roßßenrot …«
    »Lauterklar«, fauchte es leise.
    Hüsteln.
    »Minnigliche ßßtirne
    Hat ßie, die mir geschickt die Kränk…«
    »Die mir kränket Leib und Sinne!«
    »Hey ßelig Weib!«, röhrte er jetzt über Durettas Flüstern, »tu du vertreiben mir daßß Leid!«
    So grausig die Szene auch sein mochte, Alyss hatte Mühe, ein Kichern zu unterdrücken. Dieser Edgar von Isenburg war nicht eben ein helles Licht. Schon eine der beiden Kerzen überstrahlte ihn bei Weitem.
    »ßßönes Dicht«, nuschelte sie und schwankte heftig an Durettas Arm.
    »Ja, ein schönes Gedicht. Mein Bruder verehrt dich von Herzen, Liebelein, und darum wird dieser nette Priester, der Pater Matthäus, euch jetzt miteinander vermählen.«
    »Mählen, ja, ja …«
    Und damit begann der Possenreißer am Altar einen eintönigen Singsang, der entfernt an Latein erinnerte – aber nur sehr entfernt – und der aus völlig sinnentleerten Silben bestand.
    Blödkopp!
    Plötzlich flackerten die Kerzen, durch die Tür kam ein weiterer Mann gestürzt und brüllte: »Was geht hier vor?«
    Merten.
    Noch so ein Possenreißer.
    Mit dramatischer Geste hob Isenburg seine Arme und donnerte: »Verlaßße die Kapelle. Meine Hochßeit wirßt du nicht verhindern. Hicks.«
    »Hochzeit? Wahnsinniger! Frau Alyss, wollt Ihr diesen Tölpel ehelichen?«
    Jetzt wurde es lustig. Alyss wackelte mit dem Kopf und stammelte: »Weiß nich.«
    »Du hast sie entführt, Hundsfott. Du willst sie zwingen!«
    »Ich – äh …«
    Merten sprang den Isenburg an und schlug ihn nieder.
    Der Priester wedelte hilflos mit den langen Ärmeln.
    Duretta quietschte.
    »Pater Matthäus, schnell, sprecht die Trauformel. Ich nehme Frau Alyss zum Weib, damit sie in Sicherheit vor diesen Verbrechern ist.«
    Der Priester schien sich schnell an die neue Situation zu gewöhnen. Weit schneller, als es schicklich war.
    »Im Namen des Vaters …«
    Die Kerzen flackerten noch einmal, und dann steckte in jedem der weiten Ärmel der Robe des Paters ein Pfeil. Er war an den Altar genagelt.
    »Sag einfach nein, Schwesterlieb«, kam eine sanfte Stimme von der Tür der Kapelle.
    Marian!
    Alyss straffte sich, machte einen Schritt nach vorne, packte den rechten Kerzenleuchter, drehte sich mit Schwung um und rammte ihn samt Kerze Duretta in den Magen.
    »Das war für das Schätzelein!«, sagte sie. Duretta knickte zusammen. Alyss ließ den Kerzenleuchter fallen, riss ihr die Haube vom Kopf, krallte mit wilder Wut in ihre Haare und knallte ihren Kopf gegen die Wand.
    »Das war für das Liebschen.«
    Dann trat sie ihr noch einmal kräftig gegen die Knie und fauchte: »Und das für jedes Liebelein.«
    Als sie aufsah, schlug John dem wiederauferstandenen Isenburg krachend die Faust ins Gesicht, Marian rang mit einem der Gecken. Zwei Wachmänner kamen mit Hellebarden in den Händen angestürmt, draußen ertönten Schreie. John setzte sich dem ersten zur Wehr, Frieder sprang dem zweiten ins Genick. Merten aber rammte dem am Boden liegenden Isenburg einen langen Dolch in den Hals.
    Alyss schrie.
    »Raus hier, Schwester!«, brüllte Marian und drückte seinem Gegner die Kehle zu. Der röchelte. Alyss wollte gerade über Duretta steigen, als sich ihr ein Arm um den Hals legte, ein anderer um die Taille, und sie rücklings zur Tür gezerrt wurde.
    »John!«, schrie sie, dann versagte ihr die Stimme, denn ihr wurde die Luft knapp.
    »Ich bringe sie um!«, hörte sie Merten brüllen. »Lasst mich gehen, oder ich bringe sie um!«
    John, der zu ihr aufgeblickt hatte, wurde von einem der Wachmänner angegriffen und konnte gerade noch dem Hieb mit der Hellebarde ausweichen. Marian trat dem Gecken ins Gemächt, ließ ihn los und wollte zu ihr eilen. Doch plötzlich blieb er stehen und lächelte strahlend.
    »Arrr …«, schrie Merten und ließ den Arm sinken. Alyss holte tief Luft und schlug mit dem Ellenbogen nach hinten.
    Merten stolperte. Drehte sich um und stieß Gislindis nieder. Aus seinem Arm ragte ein Messergriff. Ein zweites Messer schwirrte durch die Luft, und der Wachmann ließ die Hellebarde fallen. John fing sie auf und zog ihm den Schaft über den

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