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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sie in der Scheune der Witwe gelagert und von dort an Reinaldus Pauli verkauft.«
    Seine Mutter gab einen unwirschen Laut von sich.
    »Ihr habt darüber geschwiegen.«
    »Ja, haben wir. Was wusste Frau Franziska darüber?«
    »Viel dummes Zeug. Die Buhle hat eine Magd, die häufig im Gasthaus vorbeikommt, wenn sie den Kappes zum Markt bringt. Ein eitles Ding offensichtlich und ebenso hinter den Männern her wie ihre Herrin. Franziska hat sich ihren Tratsch angehört und glaubt, deine Schwester sei so wütend über diese Buhlschaft gewesen, dass sie ihrerseits mit einem Rheinschiffer auf und davon gelaufen sei.«
    »Als wir noch Kinder waren, hat die Wirtin Alyss und mich mit süßen Kuchen gefüttert, und wir haben mit ihren Bälgern gespielt. Warum ist sie plötzlich so bitter gegen Alyss?«
    Frau Almut seufzte leise.
    »Sie sieht nicht gerne Fehler ein, Marian. Damals wollte sie Yskalt für ihre Tochter haben, ein starker, nicht eben heller Mann schien ihr wünschenswert. Und dann habt ihr ihn des Mordes überführt. Sie gibt euch die Schuld daran, dass Stina dann den Nagelschmied geheiratet hat, der sie mit dem Kind hat sitzen lassen.«
    »Sie ist doch wieder schwanger?«
    »Von einem Handelsknecht, der auch abhandengekommen ist.«
    »Ein bisschen irre ist sie schon, die Adlerwirtin.«
    Seine Mutter zuckte mit den Schultern.
    »Die Wirtschaft führt sie gut, aber was ihre Familie anbelangt, hat sie einige blinde Flecken auf ihren Augen.«
    »Könnte diese Buhle in Riehl Alyss etwas angetan haben? Solche Gerüchte sind zwar irrwitzig, aber irgendeinen wahren Kern könnten sie haben.«
    »Dann sucht sie auf. Marian, jeder Weg kann uns zu deiner Schwester führen. Ich mache mir solche Sorgen um sie.«
    »Ich auch, Mama.«

16. Kapitel
    Z wei Tage hatte sich Duretta nicht blicken lassen. Nachdem Alyss in ihrer Verzweiflung den Wein ausgetrunken hatte, war sie in einen von quälenden Träumen durchsetzten Schlaf gefallen. Der Wasserspeier war lebendig geworden, und seine drohende Fratze hatte sie verfolgt, als sie durch endlose Gänge zu fliehen versuchte. Er hatte sie ans Ufer des Rheins getrieben, und dort hatte sie wieder und wieder versucht, den kalten Leib ihres kleinen Sohnes aus dem Wasser zu bergen.
    Verstört war sie erwacht und hatte dem Regen gelauscht, der wieder auf das Dach trommelte.
    Mühsam versammelten sich ihre Gedanken und formten die Erinnerung.
    Sie hatte von dem mit einem Rauschmittel versetzten Wein getrunken, weil sie zutiefst unglücklich gewesen war. Geholfen hatte es ihr nicht. Sie schalt sich selbst dumm und schwach. Besser, sie stellte sich den Erkenntnissen, die sie bisher gewonnen hatte, und sann über die Gründe ihrer misslichen Lage nach. Sie hatte einige schwarze Stunden durchlebt, nun aber gewann ihr Lebenswille wieder die Oberhand.
    Ihre Kleider hatte man ihr genommen, um ihre Familie glauben zu lassen, sie sei ertrunken. Vielleicht sogar selbst ins Wasser gegangen, weil sie den Verlust von Kind und Mann nicht hatte ertragen können.
    Viele würden es für wahr halten.
    Aber nicht alle würden unbesehen glauben, was die Entführer ihnen vorgaukeln wollten. Darauf musste sie einfach vertrauen.
    Also begann sie wieder, das Wasser aus dem Wasserspeier aufzufangen und zu trinken. Man ließ sie jedoch hungern, und nur der angetrocknete Wecken lag noch in dem Körbchen. Sie aß ihn, und sein Genuss zeitigte keine Folgen.
    Wohl aber die Einsamkeit. Das Gefühl des Ausgeliefertseins zerrte an ihrem Gemüt.
    Du musst etwas tun, sagte sie sich und starrte trübsinnig aus der Fensteröffnung. Tagtäglich war sie bisher ihren Pflichten nachgekommen, hatte Menschen und Tiere ihres Hauswesens versorgt, ihre Bücher geführt, ihren Weinhandel betrieben, sich der Nöte und Sorgen der ihr Anvertrauten angenommen, den Weingarten gepflegt und den Falken fliegen lassen.
    Freiheit!
    Da draußen unter den grauen Wolken lag die Freiheit.
    Freiheit war, seiner Arbeit nachgehen zu können. Nicht die Muße machte den Menschen frei.
    Sie brauchte etwas, um sich zu beschäftigen. Nicht nur ihre Hände, sondern auch ihren Geist.
    Die Kemenate war wohnlich eingerichtet, aber was halfen ihr silberne Leuchter und zierlich geschnitzte Wandschirme, samtbezogene Polster und weiche Felle?
    Unruhig erhob sie sich aus der Fensternische und wanderte auf und ab. Wenn sie wenigstens Nähzeug hätte, um sich aus der Decke eine Jacke zu schneidern …
    Eine Schere würde man ihr nie überlassen, befürchtete sie. Aus gutem

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