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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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rauswächst, braucht unser Haus nicht. Jeder, der um Hilfe bittet, wird erhört, jedem die Tür geöffnet. Beweg deine maroden Knochen aus meinen Augen. Wir sprechen uns noch.«
    »Bringen wir Gislindis in Alyss’ alte Kammer«, sagte der Herr Marian ruhig. Und die Frau Herrin lief voraus, um ihnen die Tür zu öffnen. Ein schönes Bett stand da, und eilig wurde die Decke zur Seite gezogen und die Schlyfferstochter daraufgelegt. Noch immer floss das Blut über ihr Gesicht und versickerte in ihrem hübschen, blauen Kleid.
    »W… wird sie sterben?«
    »Nein, Lore. Ich werde ihr helfen. Wir brauchen Wasser, Leinen und meine Salben, Frau Mutter.«
    »Sofort.«
    Während der Herr vorsichtig die Nesteln des Kleides löste, stöhnte die Verletzte leise auf.
    »Gislindis, Ihr seid in Sicherheit. Gislindis, hört Ihr mich?«
    Ihre Augenlider flatterten.
    »Herr Marian?«
    »Eben der. Ihr habt einen Stein an den Kopf bekommen, sagt Lore. Tut Euch sonst noch etwas weh?«
    »Bein. Rippen.«
    »Lore und meine Mutter werden Euch ausziehen müssen. Und ich …«
    »Thys, er hat Alyss über den Rhein gerudert.«
    »Gislindis?!«
    »Hört. War Samstag vor zwei Wochen. Nach der Vesper. Drei Männer mit einem Sack. Haben den Thys bezahlt, dass er ihn rüberbringt. Hat gezappelt. Hat gesagt, es seien Hühner drin gewesen.«
    »Was für Männer?«
    »Ein Herr, zwei Knechte. Einer mit dickem Ohr.«
    »Gislindis, mein Lieb, Ihr seid wundervoll. Damit werden wir Alyss finden. Und nun schweigt, ich will Eure Wunden verbinden.«
    Lore half der Frau Herrin, das Gewand zu lösen, dann machte sie sich ganz klein in einer Ecke, denn der Herr Marian und seine Mutter versorgten sehr geschickt die Verletzungen.
    Sie würde wohl wirklich nicht sterben, die Zaubersche.
    Sie flößten ihr warmen Wein ein und deckten sie sanft zu.
    »Bevor Ihr einschlaft, Gislindis – wer hat Euch das angetan?«
    »Die Trudlin, Thys’ Weib. Sie war gesprächig. Aber sie wollte, dass ich ihr aus der Hand lese. Ich wollte es nicht, aber sie bestand darauf. Also habe ich ihr mit Worten schöne Bilder gemalt. Aber dann … dann kam die Sicht über mich. Und was ich der Trudlin sagte, gefiel ihr nicht. Sie jagte mich aus dem Haus und beschuldigte mich, eine Zaubersche zu sein. Die Nachbarn stimmten ein und begannen, Dinge zu werfen. Lore hat mich gerettet.«
    »Trudlin und Thys werden von den Wachen abgeholt. Frau Mutter, jemand sollte Mats herholen. Sonst macht er sich Sorgen um seine Tochter.«
    »Ich schicke einen der Knechte. Und nun, Lore, kommst du mit in die Küche und erzählst mir, warum gerade du Gislindis gefunden hast.«
    Lore begann zu zittern. Es war doch ihre Schuld, dass die Zaubersche verletzt worden war.
    »Lore, steh auf.«
    »Wird … wird der Herr mit mir grollen?«
    »Nein, mein Kind, das wird er nicht. Und auch ich nicht. Gleichgültig, was du getan hast, du hast einer guten und klugen Frau in ihrer Not geholfen. Das ist zumindest einen süßen Käferwecken wert.«
    Die Aussicht auf die Nascherei beruhigte Lore ein bisschen. Noch einmal trat sie an das Bett der Schlyfferstochter, die nun die Augen geschlossen hatte. Sacht strich sie ihr über die Hand.
    »Ist sie wirklich eine Zaubersche, Frau Herrin?«
    »Sie ist eine zauberhafte Frau, Lore. Und sie hat uns sehr geholfen.«
    Folgsam trottete Lore hinter der hochedlen Herrin her. Nur noch ein bisschen Furcht nistete in ihrer Seele, und sie hoffte, der hohe Herr würde ihr nicht begegnen.
    Aber hochedle Herren saßen ja nicht in der Küche, oder?
    Darin aber täuschte sie sich.
    Der Herr Ivo saß nämlich dort und ließ ein grandioses Gewitter auf seinen Haushofmeister niederprasseln.
    Ihr schenkte er ein anerkennendes Nicken und murmelte: »›Meine Augen sehen nach den Treuen im Lande, dass sie bei mir wohnen; ich habe gerne fromme Diener.‹«
    Das waren seltsame Worte, aber das feine Lächeln, das um seine Augen spielte, machte Lore irgendwie glücklich. Vielleicht hatte sie ja doch nichts falsch gemacht.
    Und der Käferwecken mit Honig war verdamp jut!

21. Kapitel
    E dward hatte die Nachricht mitgebracht, dass Cons tantin vamme Thurme sich in der heimischen Burg aufhielt und zusammen mit seinem Vater und einigen Kumpanen der Kaninchenjagd frönte.
    Gleichzeitig hatte John von Catrin einiges über die Verbindung des jungen Gockels zu Frau Ella erfahren, und Marian hatte ihm von Gislindis’ Erkenntnissen zu Thys und dem blumenkohlohrigen Knecht Seitz berichtet. Der zweite Knecht, so hatte die

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