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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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schon verstehen.
    »Wie komm ich zu den Gemächern der Frau Herrin? Sagst du mir das?«
    »Die sind im Turm. Musst du durch den Gang ganz durch, am Ende ist eine Tür, und dahinter geht die Treppe hoch.«
    »Danke«, sagte Lore höflich, hüpfte über die Stiefel und stiefelte davon.
    Sie hatte eben die erste Treppe wieder erreicht, als eine Tür geöffnet wurde und zwei Männer aus dem dahinterliegenden Raum traten.
    »Sicher, Pater Matthäus. Ich zeige Euch die Kapelle.«
    Verdamp, das war die Stimme von Merten!
    Lore drückte sich neben den Schrank an die Wand und hoffte, dass die beiden sie nicht bemerkten. Der Priester lachte leise, als er an ihr vorbeiging und dann sagte: »Ich habe mir schon ein paar salbungsvolle Worte zurechtgelegt, mein Freund.«
    »Passt auf, sie kennt die biblischen Verse recht gut.«
    »Keine Sorge, ein bisschen Psalmengedudel …«
    Sie gingen die Treppe hinunter, und mehr konnte Lore nicht verstehen. Erleichtert atmete sie auf und setzte ihren Weg fort. Sie fand die erwähnte Tür, die den Eingang zum Turm darstellen musste. Vorsichtig sah sie über die Schulter, dann drückte sie die Klinke nach unten und zog die Tür auf. Leise knarrte und quietschte sie, aber richtig: Nach einem Absatz begann eine weitere Treppe, die nach oben führte. Langsam schloss sie die Tür hinter sich und kletterte die eng gewundenen Stiegen empor. Aus schmalen Fensterluken fiel das Licht auf die Steinstufen, und als sie aus einer schaute, sah sie auf den Weingarten vor dem Gut. Dann tat sich eine Diele auf, von der man zu den Kammern der zweiten Ebene gelangte. Sie blieb lauschend stehen. In einer davon unterhielten sich einige Frauen, doch was sie sagten, konnte sie durch die schweren Holztüren nicht verstehen. Sie schlich also die weiteren Stufen nach oben, und hier, offensichtlich unter dem Dach des Turmes, gab es einen weiteren offenen Absatz. Truhen, reich geschnitzt, und ein bunt bestickter Wandbehang machten ihn wohnlich. Vor der einzigen Tür aber lag ein schwerer Riegel, der offensichtlich kürzlich erst angebracht worden war.
    Das musste der Frau Herrin ihr Gefängnis sein.
    Denn warum sollte man eine Tür von außen verriegeln?
    Lore stellte die Kanne ab und hob vorsichtig den Riegel an. Hoffentlich, hoffentlich war wirklich die Frau Herrin in dem Raum. Und nicht irgendein eingesperrter Irrer. So was machten manche Familien ja.
    Ganz langsam schob sie die Tür einen Spalt auf und lugte hinein.
    Ein Bett, ein Kamin, eine Fensternische … Da saß sie!
    »Frau Herrin«, wisperte Lore.
    Riesige, schreckgeweitete Augen sahen sie an. Dann erhob sich die Frau Herrin, kam auf sie zu und fiel auf die Knie.
    »Lore! Oh mein Gott, Lore.«
    »Schsch. Hört zu, Frau Herrin. Wir sind hier. Alle. Der Herr Master und der Herr Marian und die Gislindis und Frieder und Cedric und alle. Ich mach die Küchenmagd. Ich muss flöck wieder weg.«
    »Merten, Lore, der war hier. Er hat gesagt, er wollte mir helfen.«
    »Dresskääl, der. Der lügt.«
    Die Frau Herrin war ganz blass, aber sie setzte sich jetzt auf die Betttruhe und verschränkte die Hände im Schoß.
    »Was werdet ihr tun?«
    »Ich sag denen, dass ich Euch gesehen hab, Frau Herrin. Und dann überlegen die sich was. Der Herr Master is so wütich, und der Herr Marian auch. Gibt es was, das ich ihnen sagen soll?«
    »Die Duretta will mich verheiraten. Ich glaube, mit ihrem Bruder. Dem Edgar von Isenburg.«
    »Nee, Frau Herrin. Das glauben wir nicht. Der Merten, der will das. Der hat Euch entführen lassen. Der steckt da mit drin.«
    Die Frau Herrin schwieg, dann stöhnte sie leise.
    »Heilige Maria.«
    »Er wird Euch nix tun, Frau Herrin. Frau Herrin, ich muss wech, sonst suchen die mich. Aber denkt dran, wir helfen Euch. Wir alle, Frau Herrin.«
    »Ja, Lore.«
    Und dann stand die Frau Herrin auf und gab ihr ene Bützje op de Backe.
    »Leg den Riegel wieder vor, Liebes, sonst wissen sie, dass ich Besuch bekommen habe.«
    »Oh …«
    Hurtig verließ Lore die Kemenate und legte den Riegel vor. Dann nahm sie den Krug wieder in die Hand und lief die Treppe nach unten. Just, als sie auf dem zweiten Absatz angekommen war, ging dort eine Tür auf, und ein aufgeputztes Weib trat heraus. Sie blieb stehen und sah sie misstrauisch an.
    »Was hast du hier zu suchen?«
    »Ich … ich hab mich verlaufen, wohledle Frau Dame. Ich wollte zu dem … äh … Pater Mattes. Wegen dem Krug hier. Ich bin neu, wohledle Frau Dame. Küchenmädchen.«
    »Mach, dass du wegkommst, hier

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