Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
dann begann so ein blöder Vogel zu kreischen, und Cedric erwachte schnaufend. Auch Frieder regte sich, und darum richtete sie sich ebenfalls auf und rieb sich die Augen.
    »Es ist schon hell«, meinte Frieder. »Machen wir uns bereit.«
    Sie verteilten die Reste des Proviants, besuchten die eifrig sprudelnde Strunde, um sich Gesicht und Hände zu waschen, und Lore klopfte ihren Kittel aus. Sie warteten noch eine Weile, bis die Sonne höher gestiegen und der Tau von den Wiesen gewichen war. Zu früh, hatte die Schlyff…, also die Gislindis gemeint, sollte sie nicht am Gut vorsprechen, erst musste man das Fehlen der Küchenmagd bemerken. Dann würde man sie vermutlich gerne als Ersatz anstellen. Als das scheppernde Glöckchen die dritte Stunde verkündete, beschlossen sie, dass es der richtige Zeitpunkt zum Aufbruch war.
    »Wir begleiten dich noch bis an den Weg, der zum Gut führt, dann musst du alleine weitergehen, Lore. Aber Cedric und ich werden ganz in der Nähe bleiben und das Gebäude im Auge behalten. Die anderen sind sicher auch bald hier.«
    »Is jut.«
    »Wenn es möglich ist, komm heute Abend vor das Tor und berichte uns, was du gehört und gesehen hast.«
    »Is jut.«
    »Möglicherweise hält sich Merten dort auf. Pass auf, dass er dich nicht sieht.«
    »Is jut. Und wenn doch, dann stech ich ihn ab.«
    Frieder gab einen eigenartigen Laut von sich.
    »Nein, Lore. Da haben andere ein Vorrecht. Nur gucken und uns Bescheid geben.«
    »Mpf.«
    Sie gingen, die Pferde am Halfter führend, die kurze Strecke vom Wäldchen an der Mühle bis zu dem gepflasterten, von hohen Bäumen gesäumten Weg, der zum Tor des Herrenhauses führte.
    Cedric legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Guten Erfolg, Maid Lore.«
    Netter Jong!
    »Ja, du wirst das schon gut machen, Jungfer Lore«, sagte auch Frieder und lächelte sie an.
    Auch ene nette Jong.
    Beschwingt wanderte Lore ihrem Abenteuer entgegen. Das Tor stand offen, und im Hof sah sie einige Mägde und Knechte ihren Arbeiten nachgehen.
    Man verwehrte ihr den Eintritt nicht, und neugierig sah sich Lore um. Ein Brunnen stand in der Mitte des Hofes, aus dem ein Knecht Eimer für Eimer Wasser hochhaspelte. Die Eimer wurden von zwei Mägden davongetragen. Der Backes war in Betrieb, und eine fluchende Magd lutschte an dem Daumen, den sie sich am heißen Blech verbrannt hatte. Zwei Brote waren in den Staub gefallen, und eine rundliche Frau schimpfte sie einen Trampel.
    Lore witterte eine Gelegenheit.
    Sie ging auf die beiden zeternden Weiber zu, legte ihr Bündel ab und packte den langen Stiel des Brotschiebers. Laibe aus dem Backes zu holen, war eine ihrer üblichen Tätigkeiten bei den Beginen, sie war geschickt darin, die braunen Brote vom heißen Stein loszumachen und auf dem Schieber nach draußen auf das Gestell zum Erkalten zu legen. Flink hatte sie die ersten vier aus dem Ofen geholt, als die Rundliche sie ansprach.
    »Wer bist du? Was machst du hier?«
    »Ich bin Lore. Ich hole Brote aus dem Backes.«
    »Das sehe ich selbst.«
    »Frau Herrin, ich bin von Kölle, ich war Küchenmagd, Frau Herrin. Bei einem gelehrten Mann, Frau Herrin, doch der is jestorve. Und ich such Arbeit.«
    »Ich bin nicht die Herrin, ich bin Julena, die Schaffnerin. Und du bist Küchenmagd?«
    »Ich kann abwaschen und kneten und Gemüse putzen und Fische ausnehmen und alles.«
    »Du bist ziemlich klein.«
    »Macht den Fischen und den Hühnern nichts.«
    »Das stimmt wohl. Hol das restliche Brot raus und komm dann in die Küche.«
    So einfach war das.
    Na, so ganz einfach war das nicht, denn die andere Magd zischte sie an: »Zicke. Du kriegst nicht Madelins Stelle. Vergiss das.«
    »Wer ist Madelin?«
    Die Frage wurde nicht beantwortet, die Magd stakste weg.
    Keine Freundin fürs Leben also.
    Lore holte die restlichen Brote aus dem Backes, nahm ihr Bündel wieder auf und wandte sich zur Tür, hinter der Frau Julena verschwunden war.
    Dunkle Balken bildeten die Decke der geräumigen Küche, ein riesiger, gemauerter Kamin, auf dem zwei Feuerstellen flackerten, beherrschte den Raum. Über der einen hing ein Kupferkessel, auf der anderen stand eine flache Pfanne, in der irgendwelche Küchlein in heißem Öl brutzelten.
    »Speck muss geschnitten werden, dann die Zwiebeln dort«, wies die Schaffnerin sie an. »Bist zur Probe hier.«
    »Is jut.«
    Lore machte sich an die Arbeit. Sie war nicht schwer, und so spitzte sie zunächst die Ohren, um dem Geschwätz der anderen zuzuhören. Ergiebig war es nicht,

Weitere Kostenlose Bücher