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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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wurde rot, stellte Lore fest. Aber das Pferd war doch wirklich schön, so mit seinem glänzenden braunen Fell.
    »Eine schöne Frau alleine erregt auch Aufsehen, Gislindis.«
    »Soll sie auch. Aber gut, bring mich bis zur Gemarkung, dann warte, bis die Sonne untergegangen ist. Wenn ich bis dahin nicht zurückgekommen bin, habe ich Unterschlupf bei der Imkerin gefunden und kann Madelin überzeugen, mich morgen nach Köln zu begleiten. Wenn nicht, müssen wir weitersehen.«
    »Gut, wir bleiben hier und warten auf dich, Frieder«, sagte Cedric, stieg ab und half Lore ebenfalls, auf den Boden zu kommen. Verdamp hoch, so ene Pääd.
    Die Schlyfferstochter beugte sich zu ihr hinunter und strich ihr über den Kopf. Ganz sacht.
    »Viel Glück morgen, Lore.«
    »Euch auch, Schlyfferstochter.«
    »Sag Gislindis zu mir, Lore.«
    Lore reckte sich ein bisschen.
    »Viel Glück, Gislindis.«
    Die war eine Nette, die Schlyfferstochter. Also, die Gislindis.
    Frieder ritt mit ihr davon.
    »Wir richten hier unser Lager, Lore.«
    »Is jut.«
    »Sammeln wir ein paar lange Äste. Dann baue ich uns einen Unterstand.«
    »Was ist das?«
    »Ein kleines Haus. Ist besser für nachts.«
    Der war ein lustiger Kerl, der Cedric. Manchmal sprach er noch ein bisschen komisch, aber man konnte ihn gut verstehen. Und er hatte so rote Haare, fast so wie ihre. Und geschickt war er auch, wie er da aus Ästen und Zweigen ein Dach flocht. Sie selbst sammelte auf seinen Rat hin ein wenig trockenes Holz, um später ein kleines Feuer entzünden zu können. Und lauschte hin und wieder in den Wald rein. Er war ihr ein bisschen unheimlich.
    »Ob es hier Tiere gibt?«, fragte sie schließlich.
    Cedric sah zum Laubdach hoch.
    »Hörst du sie nicht?«
    »Das sind Vögel, die tun nix. Aber große, die beißen?«
    »Die haben Angst vor uns.«
    So ganz glaubte Lore ihm nicht und fasste sicherheitshalber nach dem schmalen Dolch, den sie in ihren Stiefel gesteckt hatte. Das war ein Geschenk der Schlyff… mhm … von Gislindis. Die hatte gesagt, besser, sie könne sich wehren. Und umgehen mit dem Messer, das konnte Lore. Fische ausnehmen und Hühner zerteilen hatte sie in der Küche gelernt. Man musste schon mutig zustechen, wenn man durch Haut wollte.
    Cedric deckte jetzt das Dach mit Tannenzweigen zu, und das sah ganz ordentlich aus. Sie nahm ihr Bündel und zog die Decke heraus, die Frau Catrin ihr gegeben hatte, und breitete sie unter dem Unterstand aus.
    »Gut, deinen Kopf kannst du auf das Bündel legen, und mit meiner Decke decken wir uns zu.«
    »Ich schlaf nicht neben dir.«
    »Nein? Dann pack deine Decke wieder ein. Das hier ist mein Unterstand.«
    Das war ja wohl das Letzte!
    »Däächste.« Lore ließ sich auf die Unterlage fallen und schaute grimmig zu Cedric hoch.
    Der grinste und plumpste neben sie.
    »Ich versteh dich nicht.«
    »Tuste wohl.«
    Sie schubste ihn zur Seite. Er schubste zurück. Lore kippte nach hinten. Er packte ihre Hände und grinste sie noch immer an.
    »Geh wech. Geh wech!«, kreischte sie und zappelte.
    Cedric ließ sie los und wurde ernst.
    »Magst du mich nicht?«
    Sie kroch in die Ecke und schlang die Arme um ihre Knie.
    »Ich mag keine Männer.«
    Er sah sie schweigend an, dann fragte er: »Hat dir einer wehgetan?«
    Lore merkte, wie ihre Muskeln sich verkrampften. Die Erinnerung an Thys und seine widerlichen Hände verursachte ihr immer noch Übelkeit. Sie musste schlucken.
    »Entschuldige, Lore«, sagte Cedric so leise und sanft. »Ist dein Unterstand.«
    »Nee, is deiner.« Sie schnaufte ein paar Mal tief durch. »Der Mann minger Schwester, Cedric … Ach, Scheiße …«
    »Ist schon gut. Komm, wir machen das Feuer an und essen etwas. Frieder wird bald zurück sein.«
    Als die Flammen lustig tanzten, näherte sich Hufschlag, und Frieder kehrte tatsächlich alleine zurück.
    »Gislindis hat Unterkunft gefunden. Und hier habt ihr auch schon ein Lager gerichtet. Gut. Ich habe von Hilda Pasteten zugesteckt bekommen.«
    »Und ich einen Krug Apfelwein.«
    »Und ich eine Wurst.«
    »Ein Festmahl.«
    Das war es dann auch, und als der Mond über den Baumwipfeln stand, rollten sie sich alle drei in ihre Decken, und Lore hatte nichts mehr dagegen, zwischen den beiden Männern zu schlafen.

34. Kapitel
    A ls sie aufwachte, hatte Cedric seinen Arm über sie gelegt und pustete ihr seinen Atem in die Haare. War das ein komisches Gefühl. Aber nicht schlecht, nein, eigentlich ganz nett. So, als ob sie bei dem Messveech eingekuschelt lag. Aber

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