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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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begleiten.

36. Kapitel
    L ore hatte schließlich die letzten Schüsseln gescheuert und bekam von Frau Julena einen Strohsack am Herd zugewiesen, wo sie die Nacht verbringen durfte. Von der Alten hatte sie erfragt, wann denn das Tor zugemacht wurde, und hatte zur Antwort bekommen, dass nach Sonnenuntergang der Hof abgeschlossen wurde. Ein kritischer Blick an den dunstigen Himmel zeigte Lore, dass noch eine kleine Weile Tageslicht herrschen würde, und sie stahl sich aus der Küche, um einen Rundgang außen um das Gut zu machen.
    Sie hatte kaum ein paar Schritte den baumbestandenen Weg entlang gemacht, als plötzlich ein Kiefernzapfen ihren Kopf traf. Eichen warfen nicht mit den Früchten der Kiefer, das fiel ihr augenblicklich ein. Und als aus dem Geäst des Baumes ein leises »Cuckoo, cuckoo!« lockte, schlüpfte sie unter die Krone und blickte nach oben. Beine baumelten nach unten, es rauschte und knackte, dann stand Cedric grinsend neben ihr.
    »Schnell, komm mit.«
    »Lange kann ich nicht.«
    »Schon gut.«
    Sie rannten zwischen den Rebstöcken hindurch, und an der Hecke wartete der Herr Master auf sie.
    »Maid Lore. Berichte.«
    Sie sammelte ihren Witz zusammen und sprudelte hervor, was sie erfahren hatte.
    »Die Frau Herrin hat geglaubt, wir hätten gedacht, sie sei tot. Und der Herr Merten war da und hat versprochen, sie zu retten«, endete sie atemlos.
    »Gut. Geh zurück, Lore. Und heute Nacht schleichst du dich wieder in den Turm und holst heimlich Mistress Alyss heraus. Bring sie zum Wehrgang neben dem Turm. Wir halten unten Wache und werfen euch ein Seil zu.«
    »Aber …«
    »Überlass die Wachen uns.«
    »Aber …«
    »Ich weiß, du willst die Verbrecher umbringen, Maid Lore, aber das muss warten, bis Mistress Alyss in Sicherheit ist. Wenn es nicht gelingt, kommen wir morgen in das Gut und holen sie mit Gewalt da heraus. Aber heimlich wäre es besser. Brauchst du irgendwas, Maid Lore?«
    »Jlück!«
    »Das wünschen wir dir.«
    »Besorg dir einen Tiegel Schmalz oder Butter, Maid Lore«, sagte Cedric. »Manche Türen gehen leiser auf, wenn man die Angeln schmiert.«
    »Du kennst dich ja aus, Cedric«, sagte der Herr Master, und Cedric grinste wieder.
    »Is jut!«
    Der Herr Master legte seinen Arm um sie und zog sie kurz an sich.
    »Du bist ein mutiges Kind, Maid Lore. Gott beschütze dich.«
    Lore schniefte kurz, dann nahm sie die Beine in die Hand und lief zum Tor zurück. Eben noch rechtzeitig, denn einer der Wachmänner wollte es eben schließen.
    »Hast dich mit deinem Liebsten getroffen?«, feixte er, und Lore wurde rot. Er lachte hämisch.
    Sie beeilte sich, in die Küche zu kommen. Da sie niemand beobachtete, füllte sie eine kleine Holzschale mit Schmalz, leckte sich genüsslich die Finger ab und warf sich dann auf ihren Strohsack. Die Alte, die ebenfalls in der Nähe des Herdes schlief, schnarchte schon herzhaft, und da Lore einen anstrengenden Tag hinter sich hatte, schloss sie auch die Augen. Aber sie nahm sich ganz fest vor, wieder wach zu werden, sobald es ruhig im Haus geworden war.
    Dabei waren ihr das harte Lager und die Alte, die unruhig im Schlaf vor sich hin brabbelte, eine große Hilfe. Lore erwachte in der Dunkelheit und sah nur die Glut unter dem Kessel schwelen. Vorsichtig tastete sie nach ihren Pantinen und dem Schmalztöpfchen und krabbelte aus der Decke. Dann schlüpfte sie auf bloßen Füßen aus der Küche in den Hof. Der Himmel hatte sich zugezogen, und in der Ferne grollte der Donner. Als ein Blitz den Hof erhellte, eilte sie auf das Haupthaus zu. Aus einigen Fenstern leuchtete noch Licht, und laute Männerstimmen redeten wild durcheinander. Mess aber auch!
    Trotzdem, die Männer waren vermutlich schon trunken und hörten nicht, wenn sie leise die Stiege erklomm. Besser mit bläck Fööss, entschied sie und ließ die Pantinen vor der Tür stehen.
    Sie tastete sich im Dunkeln die Treppe hoch und versuchte tapfer, ihr aufgeregtes Schnaufen zu unterdrücken. Die Stimmen aus dem Raum leiteten sie, Licht quoll unter der Türritze in den Gang. Nein, die würden sie nicht hören.
    Der einsetzende Regen prasselte nieder, ein gewaltiger Donner krachte und grollte. Erschrocken blieb Lore stehen. Gewitter, darin entlud sich der Zorn Gottes.
    Ihre Zähne klapperten. Wie erstarrt blieb sie stehen.
    Die Tür ging auf.
    Der Mann trat heraus und sah sie an. Weindunst umgab ihn, und er kam näher.
    »Madelin?«
    »N… nein.«
    »Hach, eine Neue, jung und frisch!«
    Die behaarten Hände

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