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Das Lied des Todes

Das Lied des Todes

Titel: Das Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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abgeblieben ist. Aber ich hatte dir versprochen, noch etwas zu deiner Bitte zu sagen. Weil du Ketils Freund bist und ich es sehr schätze, wenn ein Heide die Sprache der Gelehrten erlernt, werde ich dir nun folgendes Angebot unterbreiten.»
    Aki holte tief Luft.
    «Du wirst vorerst im Kloster bleiben», sagte Brun. «Ich werde Abt Warin umgehend anweisen, dich als Novizen aufzunehmen. Du wirst schreiben und lesen lernen und gemeinsam mit den Mönchen beten. Wenn du den heidnischen Götzen abschwörst und mit der Taufe den christlichen Glauben annimmst, werde ich dich mit allen Mitteln unterstützen – aber erst, wenn alles andere ausgestanden ist.»
    Aki ballte die Hände wieder zu Fäusten.

58.
    Aki und Ketil liefen, so schnell sie konnten. Rechter Hand flogen die armseligen Hütten und Grubenhäuser vorbei, die sich außen unter die Stadtmauer duckten. Am Tag hatte es geregnet. Die Wege waren glatt, und die beiden mussten aufpassen, auf dem tückischen Untergrund nicht auszurutschen und somit die Reiter aus den Augen zu verlieren.
    Sie hielten einen Abstand von etwa dreihundert Schritt zwischen ihnen und den zwei Dutzend Männern, weit genug, dass die Reiter sie auf diese Entfernung nicht erkennen würden, wenn sich einer von ihnen umdrehen sollte.
    «Das ist wahnsinnig», stieß Ketil aus.
    Aki nickte nur, um sich den Atem für das Laufen aufzusparen.
    «Vollkommen wahnsinnig!», wiederholte Ketil.
    Am Morgen hatte er Aki mit der Nachricht überrascht, Brun, Wilhelm und Ricwin wollten noch heute Abend dem Markgrafen einen Besuch abstatten. Daraufhin hatte Aki beschlossen, sich an Bruns Fersen zu heften. Obwohl Ketil versuchte, ihm dies auszureden, war Aki nicht umzustimmen. Es war eine einmalige Gelegenheit, und Aki würde sie nutzen. Er musste herausfinden, ob Asny im Lager war.
    Aki wusste, wie riskant sein Vorhaben war. Sollte Brun davon Wind bekommen, würde man ihn aus dem Kloster jagen, was ja noch zu verschmerzen wäre. Die drei vergangenen Tage im Kloster mit den ständigen Gebeten zum Christengott gehörten nicht zu seiner besten Zeit. Nein, das Klosterleben mit den strengen Regeln würde Aki ganz sicher nicht vermissen. Aber er könnte dann jegliche Unterstützung durch den Erzbischof vergessen.
    Und was geschehen würde, wenn Thankmar sie entdeckte, wagte er sich gar nicht erst vorzustellen.
    Aki schlug das Herz bis zum Hals.
    Sie kamen an einer Kirche vorbei, die Ketil ihm vor einigen Tagen gezeigt und dabei erklärt hatte, dass man das Gotteshaus den Aposteln geweiht habe. Ketil hatte Akis ratlosen Blick richtig gedeutet und gemeint, er werde schon noch lernen, wer die Apostel seien. Aki hatte sich dazu nicht geäußert.
    Nicht weit entfernt von der Kirche tauchte das westliche Stadttor auf. Dahinter beschrieb die Mauer einen Bogen in Richtung Flussufer – und dann sahen sie das Heerlager, ein gewaltiges Lager mit einer Ausdehnung von gut einer Meile. Es gab Hunderte kleinere, dachförmige Zelte für Soldaten, Fußvolk und Gesinde, aber auch prächtige Zelte mit geraden Wänden, über deren Kuppeln die Banner der Heerführer im Abendwind flatterten.
    Als die Reiter die Ausläufer des Lagers erreichten, verlangsamten Aki und Ketil ihre Schritte und gingen schließlich hinter einer Eiche am Wegesrand in Deckung.
    «Was willst du jetzt tun?», keuchte Ketil.
    «Wir folgen ihnen, damit sie uns zu Thankmar führen.»
    «Ach, so einfach stellst du dir das vor?»
    Aki zuckte mit den Schultern. «Wir haben keine andere Wahl.»
    «Und wenn man uns entdeckt?»
    «Wir müssen vorsichtig sein.»
    Aki lugte hinter dem Baum hervor. Brun, Wilhelm und Ricwin standen abseits von den erzbischöflichen Leibgardisten und unterhielten sich. Dann setzte sich der Trupp auf ein Zeichen von Brun erneut in Bewegung.
    «Es geht los», sagte Aki.
    Ketil murmelte ein Gebet.
     
    Bevor die Erzbischöfe und die Soldaten aus ihrem Blickfeld verschwanden, hatten Aki und Ketil das Lager erreicht. Einige Männer waren bei den Pferden zurückgeblieben. Aber niemand beachtete die beiden Gestalten in Mönchskutten.
    Das taten auch die Männer nicht, die zumeist in Gruppen bei den Zelten standen oder saßen. Überall loderten mit Einbruch der Dämmerung Feuer auf. Soldaten tranken Bier, redeten und lachten. Einige priesen in Liedern das wunderbare Kriegerleben. Diener versorgten Pferde und räumten Karren und Wagen aus. Es roch nach gebratenem Fleisch. Aus der Stadt waren Huren gekommen, die mit den Soldaten anbändelten.
    Die Kapuzen

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