Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

immer noch, in dem Badehaus gewesen zu sein und Marie gewürgt zu haben, bis der Tod eintrat? Denkt daran, wir haben eine Zeugin. «
    Pankratius zog es vor, zu schweigen.
    » Wie Ihr wollt. «
    Ein junger Mann in Begleitung eines Gerichtsdieners und gestützt auf zwei Krücken betrat den Saal. Peter Gehbauer.
    » Nennt Euren Namen « , forderte der Richter den Zimmermannsgesellen auf. Anschließend bat der Ankläger ihn, näher zu treten. » Ihr wisst, warum Ihr vorgeladen seid? «
    » Ich soll eine Aussage machen. «
    » Richtig. Es geht um Euren Sturz von dem Baugerüst des neuen Hauses am Grünen Markt. Seitdem lauft Ihr an Krücken. «
    Gehbauer schlug die Augen nieder.
    » Dieser Unfall geschah, nachdem Ihr die Bruderschaft des Angeklagten verlassen und Euch Pfarrer Osiander anvertraut hattet? «
    Gehbauer nickte zaghaft.
    » Es gibt einen weiteren jungen Mann, der vor einiger Zeit beim Stadtrat den Verdacht äußerte, bei Eurem Sturz sei nachgeholfen worden, und zwar durch Anhänger des Angeklagten. «
    Sepp sprang auf. » Wer behauptet so etwas? «
    » Sebastian Stäubling, ebenfalls ein früheres Mitglied der Bruderschaft. « Bei der Erwähnung seines Namens zog Sebastian unwillkürlich den Kopf zwischen die Schultern, aber sein einstiger Freund hatte ihn bereits inmitten der Zuschauer ausgemacht. » Du bist genauso ein Verräter wie der Krüppel da! « , stieß Sepp lautstark hervor.
    Der Richter ignorierte ihn und nickte dem Ankläger zu. » Also, Gehbauer, wollt Ihr uns nicht endlich erzählen, warum Ihr von dem Baugerüst gestürzt seid? Stand vielleicht jemand hinter Euch, um Euch einen Stoß zu versetzen, wie Euer früherer Gesinnungsgenosse Sebastian Stäubling es dem Ratssekretär gegenüber angedeutet hat? «
    » Ja, da war jemand « , kam es ihm zögernd über die Lippen. » Er hat zu den Männern des Propheten gehört. Seinen Namen kenne ich allerdings nicht, er war erst wenige Tage dabei. Bisher habe ich aus Angst vor der Rache der Bruderschaft geschwiegen. «
    » Ich danke Euch, Gehbauer. Ihr könnt gehen. Der Gerichtsschreiber wird Eure Aussage zu Protokoll nehmen. «
    Der Ankläger trat vor die Bank, auf der Pankratius neben einem Büttel saß. » Angeklagter, habt Ihr den Befehl gegeben, den jungen Mann vom Gerüst zu stürzen? «
    Der Gefragte schwieg beharrlich.
    Nachdem sich der Ankläger und der Richteherr kurz miteinander beraten hatten, ergriff Letzterer das Wort.
    » Wenn Ihr noch immer zu schweigen gedenkt, kommen wir zum nächsten Punkt. Es gibt einen weiteren Zeugen, der beim Rat ausgesagt hat, dass Ihr den Befehl gegeben habt, Erhardt Grubers Haus anzuzünden. Dieser Mann dürfte Euch bekannt sein. Tilmann Schimpf, tretet vor. «
    Sebastians Mund wurde trocken, und er schob sich weiter nach vorn. Tilmann belastete Pankratius? Dann hatte also auch er die Bruderschaft verlassen.
    Der junge Kupferschmied stellte sich vor die beiden Männer in den Polsterstühlen.
    Der Ankläger beugte sich vor. » Tilmann Schimpf, Ihr habt noch bis vor wenigen Tagen zu den Anhängern des Angeklagten gehört? «
    » Das ist richtig. «
    » Ihr wart dabei, als dieser befohlen hat, das Haus des Nürnberger Tuchhändlers Erhardt Gruber in Brand zu setzen? «
    » Ja. Es sollte eine Warnung sein. «
    » Eine Warnung, Schimpf? Warum hat Euer Prophet diesen Befehl gegeben? «
    » Gruber ist ein besonders eifriger Befürworter der … « Tilmann stockte, dann straffte er den Rücken und fuhr fort: » … der Lehren des Reformators Martin Luther. «
    Die Miene des Anklägers spiegelte Fassungslosigkeit wider. » Ihr wisst sicher, dass Grubers Schwiegersohn Martin Pfanner bei dem Brand sein Leben verloren hat? «
    » Ich habe davon gehört « , antwortete der Kupferschmied. » Grubers Haus sollte nur der Anfang sein. Pankratius hat davon gesprochen, in den nächsten Wochen weitere Anhänger des Wittenbergers ihrer gerechten Strafe zuzuführen. «
    » Ihr meint also, die Bruderschaft wollte noch mehr Nürnberger Bürger … «
    » So ist es. «
    » Das ist ungeheuerlich! Nur fürs Protokoll: Wiederholt hier und heute, wer das Feuer im Haus der Grubers gelegt hat. War einer der beiden Mitangeklagten daran beteiligt? «
    Tilmann Schimpf drehte sich um und wies auf Ferdinand und Bratler. » Die beiden hier sowie zwei weitere Männer, deren Namen ich Euch bereits vor drei Tagen genannt habe. «
    » Danke. Auch sie sind bereits verhaftet. Ihr könnt jetzt gehen, Herr Schimpf. «
    » Auf den Scheiterhaufen mit dem