Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)
Pankratius nach wie vor wohnte, hatte nach den beiden Bruderschaftlern schicken lassen, da der Prophet mit ihnen zu reden wünschte. Als der Bierbrauer nun erfuhr, warum sie Nürnberg verlassen sollten, riss er die Augen auf. » Ihr habt das Feuer bei Erhardt Gruber gelegt? Aber warum? «
Pankratius antwortete an ihrer Stelle. » Weil ich den Befehl dazu gegeben habe, Hofer! «
Fassungslosigkeit zeigte sich in den Zügen des Brauers. » Ihr? «
Kilian Pankratius legte die Fingerspitzen gegeneinander. » Habt Ihr etwas daran auszusetzen, Hofer? Glaubt mir, ich weiß, was ich tue. Dieser Tuchhändler hat sich öffentlich gegen die Bruderschaft gewandt, er hat uns als Teufelsbrut bezeichnet. «
» Und da habt Ihr ihm den roten Hahn aufs Dach gesetzt? «
» Ihr wisst sicher, was unser Herr einst sagte, als Er auf Erden wandelte? Er sei nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern um auf Erden ein Feuer zu entzünden! Ich bin Sein Prophet, Hofer. Deshalb vollende ich Sein Werk! «
Sein Gegenüber schüttelte den Kopf. » Da mache ich nicht mit! «
» Ihr seid doch längst dabei « , ließ sich Ferdinand vernehmen. » Mitgefangen, mitgehangen. «
Hofer schob seinen Stuhl zurück und wollte aufspringen. Im nächsten Moment erklang ein kräftiges Klopfen an der Haustür, gefolgt von einem herrischen Befehl, diese zu öffnen. Der Brauer hielt in der Bewegung inne und lauschte. Pankratius’ Augen verengten sich zu Schlitzen.
» Was ist da unten los? «
Der Mann mit dem bis auf die Brust fallenden Bart wandte sich zu Sepp. » Sieh nach, Simon « , blaffte er.
Der sprang von seinem Stuhl auf, um zum Eingang des Kontors zu stürzen, da waren auch schon schwere Stiefeltritte zu hören, die die Treppenstufen zum ersten Stockwerk heraufpolterten. Pankratius erhob sich und wich an die Fensterseite des Raumes zurück. Im nächsten Augenblick flog die Tür auf, und ein kräftiger Mann stand breitbeinig im Raum, gefolgt von drei weiteren.
» Stadtbüttel « , rief einer von ihnen, der ihr Anführer zu sein schien. Sein Blick schweifte suchend durch den Raum und blieb auf dem Propheten hängen. » Kilian Pankratius? «
» Was wollt Ihr von mir? «
Der Büttel legte die Hand auf den Griff des kurzen Schwertes, das an seiner Seite baumelte. » Begleitet uns, auf der Stelle. «
Hofer löste sich aus seiner Erstarrung und trat mit erhobenem Kinn vor. » Was soll das? Dieser Mann ist mein Gast. «
» Das ist uns bekannt. Wir haben Befehl vom Rat, ihn mitzunehmen. Beiseite mit Euch! «
» Mitnehmen? Wohin denn? «
» Zum Lochgefängnis. «
Während Hofer nach Luft schnappte, senkte der Büttel den Blick auf Ferdinand, Dietrich und Sepp, die sich bisher still verhalten hatten.
» Nennt Eure Namen! «
Sichtlich eingeschüchtert folgten die drei der in harschem Ton hervorgestoßenen Aufforderung.
» Dann seid Ihr ebenfalls verhaftet. «
Sepp riss die Augen auf. Seine Rechte fuhr zu dem Dolch, der in seinem Gürtel steckte.
Blitzschnell zogen die vier Büttel ihre Schwerter. » Kein Widerstand, Jungchen – sonst müssen wir Gewalt anwenden! « , rief der Hauptmann und ließ seine Klinge schwingen, deren Spitze nun auf Sepps Brust zeigte.
Pankratius wedelte mit beiden Händen und löste sich von der Wand. » Lass es bleiben, Simon. Unser Herr hat einst zu Petrus gesagt, wer das Schwert erhebt, der wird durch das Schwert umkommen. «
» Ihr wisst, dass ich bereit bin, Euch zu verteidigen und wie ein Löwe für Euch zu kämpfen, Elia « , stieß Sepp hervor.
» Ich weiß, mein Freund. Es wird dir im Himmel reich gelohnt werden! «
» Ich sehe, Ihr seid vernünftig. « Der Büttel senkte seine Klinge, behielt das Schwert aber in der Hand. » Her mit Euren Dolchen. «
Widerwillig zogen die Bruderschaftler ihre Waffen und warfen sie auf den Tisch. Auf einen Wink des Anführers hin nahm einer der Büttel die Dolche an sich.
» Folgt uns zum Rathaus. – Eines noch: Der Rat lässt Euch ausrichten, dass Ihr Euer Haus nicht verlassen dürft! « Das Letzte galt Augustin Hofer, der wie betäubt auf einen Stuhl sank.
» Ich bin also ein Gefangener in meinem eigenen Haus? «
» So lange, bis Ihr die Erlaubnis bekommt, es zu verlassen. Oder bis man Euch vor Gericht lädt, um Eure Aussage zu machen. «
» Meine Aussage? Ihr müsst verrückt sein! «
» Vorsicht. Seid froh, wenn Ihr nicht ebenfalls ins Loch wandert. Ihr habt diesen Mann beherbergt, und das seit über einem Jahr. «
Wenig später erreichten die vier Stadtbüttel
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