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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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mit Pankratius, Sepp, Dietrich und Ferdinand den Eingang zum Lochgefängnis. Davor stand ein kahlköpfiger Mann, dessen einfache Uniform und das Schwert an seiner Seite ihn ebenfalls als Büttel auswiesen. Als Pankratius vor ihm stand, hoben sich die Lippen des Mannes zu einem spöttischen Grinsen, und er deutete eine Verbeugung an.
    » Willkommen, mein Herr. « Er wies in die Tiefe des Kellergewölbes. » Euer Gastgeber erwartet Euch unten. Dort werdet Ihr es allerdings nicht so bequem haben wie beim Hofer. «
    Pankratius’ Lippen wurden schmal. » Weshalb bin ich hier? «
    Der Kahlköpfige stieß ein heiseres Lachen aus. » Wisst Ihr das wirklich nicht? Ich dachte, Ihr seid ein Prophet. «
    Die anderen Büttel stimmten in das Gelächter ein. Kilian Pankratius schwieg und setzte den Fuß über die Schwelle.
    » Zieht den Kopf ein, da unten ist die Decke ziemlich niedrig « , grinste einer der Büttel. » Nicht, dass Ihr Euch den Schädel einschlagt, bevor es vor den Richteherrn geht. «
    Sepp warf dem Mann einen wütenden Blick zu. » Mistkerl « , zischte er und fing sich dafür einen derben Schlag in den Nacken ein.
    Die Gefangenen stiegen die von einer dünnen Eisschicht überzogenen Stufen hinab, die zu einer weiteren Tür führten. Als einer der Büttel dagegenschlug, wurde sie geöffnet.
    » Wir bringen dir wieder mal ein paar Gäste, Lochwirt. «
    Jakob Tobler hob die unruhig flackernde Talgfunzel. » Weiß schon, der neue Prophet. «
    » Mitsamt drei seiner Jünger « , ergänzte der andere.
    » Damit wären wir dann voll belegt. «
    » Keine Sorge, mit denen hier wird’s schnell gehen « , antwortete der Büttel, » nach allem, was man so hört. «

KAPITEL 36
    B ereits fünf Tage später wurden Pankratius, Sepp, Dietrich und Ferdinand kurz nach Sonnenaufgang aus ihren Zellen geholt und mit gefesselten Händen in den Saal des Rathauses geführt. Zahlreiche Männer und Frauen hatten sich eingefunden, um das Schauspiel zu verfolgen. Auch Sebastian war unter den Zuschauern und beobachtete das Geschehen mit Spannung. An der Stirnseite des Saales saßen ein Richteherr und ein Ankläger der Stadt Nürnberg sowie ein Dutzend Ratsmitglieder, die als Schöffen berufen worden waren. Außerdem waren zwei der Bürgermeister erschienen.
    » Wir halten Gericht gegen Kilian Pankratius, Sepp Stadler, Dietrich Bratler und Ferdinand Kärner « , eröffnete der Richteherr die Verhandlung und bedeutete dem Ankläger, einem Mann mit einem gewaltigen Backenbart, zu beginnen. Dieser nickte.
    » Zunächst zu Euch, Pankratius oder Bruder Elia, wie Ihr Euch nennt. Gibt es jemanden, der für Euch sprechen wird? «
    Ein Mann mit tief liegenden Augen trat vor. » Ich bin der Fürsprecher der Angeklagten. «
    Während der Gerichtsschreiber den Namen des Mannes in das Protokoll aufnahm, wandte sich der Ankläger erneut an Pankratius.
    » Wir halten heute Gericht über Euch, weil Ihr einen Menschen entleibt haben sollt. «
    Durch die Menge ging ein Raunen. Sebastian, der sich in die hinterste Reihe gesetzt hatte, reckte den Hals.
    » Ihr habt einen Menschen auf dem Gewissen « , fuhr der Ankläger fort. » Habt Ihr etwas dazu zu sagen? «
    Der Mann, dem Sebastian einmal willig gefolgt war, verzog keine Miene.
    » Dann will ich Euch ein wenig auf die Sprünge helfen. Kennt Ihr die Badestube beim Rossmarkt? «
    Der Adamsapfel des Mannes schnellte nach oben. » Nein. «
    » Das ist seltsam. Rosel Sterner, die Betreiberin, schwört Stein und Bein, dass Ihr in der ersten Aprilwoche dort wart und ein Bad genommen habt. Zur selben Zeit wie eine junge Hübschlerin mit Namen Marie, die Rosel, kurz nachdem Ihr das Haus verlassen habt, im Badebottich vorfand – erwürgt. «
    Sebastian erstarrte zur Salzsäule. Er traute Pankratius ja so einiges zu, aber einen kaltblütigen Mord? Schamesröte stieg ihm ins Gesicht, als ihm blitzartig klar wurde, dass er selbst noch bis vor wenigen Wochen Teil dieser Gemeinschaft gewesen war.
    » Das ist eine verdammte Lüge! « Sepp hatte sich dem Griff des Büttels entwunden.
    » Haltet Euch zurück! « , mahnte der Fürsprecher, aber der Sohn des Sattlers stürzte bereits auf den Ankläger zu.
    Um Sepps Lippen lag ein Zug wilder Entschlossenheit. » Das Weib lügt, Herr! Der Gesalbte des Herrn soll einen Mord begangen haben? Niemals! «
    » Büttel, packt den Kerl « , befahl der Mann mit dem Backenbart. » Du da bist später dran, und bis dahin halt gefälligst den Mund. Zurück zu Euch, Pankratius. Leugnet Ihr

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