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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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herab und sammelte sich auf den knorrigen Bäumen zu ihrer Rechten und Linken.
    Anna stieß ihren Bruder in die Seite und wies mit ausgestrecktem Arm auf ein Rudel Wild, das im Schatten einer Reihe Buchen graste. Die Geschwister zwinkerten sich zu, während das Kaltblut in einen gemächlichen Trab fiel und mit dem Schweif lästige Insekten vertrieb.
    Zur Mittagszeit brachte Sebastian den Wagen am Ufer eines Weihers zum Stehen. Sie tränkten das Pferd und gaben Rupert, der sich ihnen langsam näherte, einen Wink, es ihnen gleichzutun. Kurz darauf setzten sie sich ins Gras, um eine Rast einzulegen. Die drei taten sich an den mit Butter bestrichenen Brotscheiben und einem dicken Stück Schinken gütlich, tranken verdünnten Wein aus einem Schlauch und sahen mit Vergnügen einem Blesshuhn zu, das mit seinen fünf Küken durch das stille Wasser zog. Anna lächelte beim Anblick eines der Küken, das offenbar die ersten Tauchversuche unternahm und dabei sein Hinterteil keck in die Luft reckte.
    » Mit etwas Glück sind wir zum Abendessen in Ansbach « , sagte Sebastian kauend.
    » Ja, allerdings nur, wenn der dämliche Esel nicht dauernd stehen bleibt « , erwiderte Dürers Knecht und wischte sich den Mund am Ärmel seines Hemdes ab.
    Kurz darauf rafften sie ihre Habseligkeiten zusammen und setzten ihren Weg fort.
    Die Reisenden hatten Schwabach hinter sich gelassen, als Sebastian eine Gruppe von fünf Männern auffiel, die in einiger Entfernung vor ihnen am Wegesrand kauerten. Er kniff die Augen vor dem grellen Sonnenlicht zusammen und spähte zu ihnen hinüber. Anna hatte sie ebenfalls bemerkt, und sie beschlossen, sich ihnen vorsichtig zu nähern. Auf dieser Strecke, so hatte Sebastian gehört, wurden immer wieder fahrende Händler überfallen. Zuweilen waren die Straßenräuber wie Bettler gekleidet und taten recht harmlos, aber kaum hatten die Händler sie erreicht, machten sie sich über die Ladung her.
    Die Männer waren allesamt betagt, denn ihre Rücken waren krumm und die Gesichter von einem Netzwerk feiner Falten durchzogen. Einer von ihnen besaß nur noch ein Bein und hielt einen Weidenstock in der Hand. Die Geschwister blickten einander an, und Sebastian schüttelte unmerklich den Kopf. Grüßend nickte er zu den Fremden hinüber und fuhr an ihnen vorüber. Nachdem sie nur noch als winzige Punkte zu erkennen waren, fuhr er sich über die verschwitzte Stirn, wobei er einen nachdenklichen Blick seiner Schwester auffing.
    » Na, was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Mich von den Kerlen in ein Gespräch verwickeln lassen, damit sie … «
    Anna strich ihm über den Arm. » Schon gut. Die Gruppe hat nicht den Eindruck gemacht, als würde sie Hilfe suchen. Die Männer haben sich angeregt miteinander unterhalten. «
    » Oder sie haben bemerkt, dass wir ohne Ladung fahren « , entgegnete er trocken. » Bei uns ist schließlich nichts zu holen. « Er trieb das Pferd an. » Jedenfalls, wenn man von unserem prall gefüllten Geldbeutel absieht. «
    Anna schwieg. Sebastian wandte den Kopf und beobachtete, wie sich Rupert auf dem Maulesel den Fremden näherte. Der Knecht ritt ebenfalls unbehelligt an den Männern vorüber. Ihre Eltern hatten sie gelehrt, nicht achtlos an Alten oder Hilfsbedürftigen vorüberzugehen. Andererseits bestand auch immer die Möglichkeit, sich mit irgendeiner Krankheit anzustecken. Mit einem bangen Gefühl fragte sich Sebastian, wie es ihm selbst ergehen würde, wäre er einer jener alten Männer am Wegesrand.
    » Lass sie uns im Auge behalten, Anna. Sollten wir ihnen abermals begegnen, halten wir an. «
    Sie stimmte ihm zu. Bald darauf gelangten sie an den Ort, an dem Annas Mann begraben lag, und Sebastian brachte das Kaltblut zum Stehen. Seine Schwester nahm einen Strauß Bauernrosen vom Boden des Wagens auf, den sie im Garten der Dürers gepflückt hatte, und stieg wortlos aus. Ihre Haltung war aufrecht, als sie sich dem kleinen Hügel näherte. Wie sie dastand, so schmal in ihrem dunklen Gewand und mit der Witwenhaube auf dem glänzenden Haar, machte sie einen gefassten Eindruck. Doch der Schein trog, denn oft genug ertappte er sie dabei, wie sie abwesend Löcher in die Luft starrte oder sich nachts in die Stube schlich, wenn sie nicht schlafen konnte.
    Erneut wanderten seine Gedanken zu Barbara. Ob sie ebenso enttäuscht war wie er, dass aus ihrer Verabredung nichts geworden war? Sebastian glaubte es nicht. Wenn er es recht bedachte, hätte er sich vielleicht sogar mit seinem Wunsch,

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