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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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Schinken darfst du auch dazu stecken. Susanne soll alles für die Reise richten. Sie wird sich unterdessen gut um die Kleine kümmern, nicht wahr, Susanne? «
    » Gern « , antwortete die Magd und ging in die Hocke. » Kommst du mit mir, Lenchen? Ich glaube, ein wenig Honigkuchen ist noch da. «
    Das Kind sah Anna mit großen Augen an.
    » Geh nur, Schätzchen. Wir sehen uns später. «
    Sie küsste die Mädchenstirn und beobachtete, wie die Kleine sich von Susanne an die Hand nehmen ließ, um mit ihr die Küche zu verlassen.

KAPITEL 39
    A m folgenden Morgen war Sebastians Laune auf dem Tiefpunkt angelangt. Nicht nur, dass er sich nach wie vor unwohl fühlte bei dem Gedanken, durch Nürnberg zu fahren. In den Augen seiner einstigen Glaubensgenossen war er schließlich ein Verräter. Obendrein sollte Anna ihn auch noch begleiten. Als ob es diese verflixte Reise erleichtern würde, mit einem hübschen, wehrlosen Weib unterwegs zu sein! Sebastian schnaubte. Zugegeben, er fühlte sich geschmeichelt, eine derart verantwortungsvolle Aufgabe übertragen zu bekommen. Aber würde er ihr auch gerecht werden? Üblicherweise machte sich Meister Dürer höchstpersönlich auf den Weg zu seinen Händlern, um die Ware zu begutachten, während er sich lediglich auf die Ratschläge des Malers sowie seinen Instinkt verlassen konnte.
    Sebastian stand in der Kammer, die er in Annas Haus bewohnte, kämmte sich das dichte Haar und blickte griesgrämig in den Spiegel, der auf einem Schränkchen nahe seiner Schlafstatt lag. Nun gut, es gab noch einen weiteren Grund, warum ihm die Fahrt nach Ansbach missfiel. Am Nachmittag hatte er sich vorgenommen, Barbara zu besuchen. Daraus würde nun nichts werden. Er schnitt seinem Spiegelbild eine Grimasse, die wohl jeden das Fürchten gelehrt hätte, und ging hinaus.
    Kurze Zeit später trafen die Geschwister mit Magdalena vor dem Haus des Malers ein. Das Fuhrwerk war bereits mit allem beladen, was sie unterwegs benötigten. Außerdem hatte die Dürerin den dreien für die Nacht zwei ordentliche Kammern in einem Gasthof besorgt, in dem ihr Mann immer nächtigte, wenn er zwischen Nürnberg und Ansbach pendelte. Scheinbar unbeeindruckt von seiner miesen Stimmung bedachte Anna ihn mit einem Lächeln und kletterte auf den Kutschbock.
    » Bist du so weit, Brüderchen? «
    Sie legte ihnen beiden eine Decke über die Beine, denn die Luft war noch feucht. Nebelschwaden waberten über die ungepflasterte Gasse und ließen die Burg auf dem Hügel nahe dem Tiergärtnertor beinahe unwirklich erscheinen.
    Er schnalzte mit der Zunge, um das gutmütige Kaltblut, das den Wagen zog, in Bewegung zu setzen. Frau Dürer, Magdalena und Susanne winkten ihnen hinterher, dann waren die drei ihrem Sichtfeld entschwunden. Schweigend verließen sie das Stadttor. Vögel sangen in der dunstigen Morgensonne ihr erstes Lied. Nur das gleichmäßige Getrappel des Pferdes unterbrach die friedliche Stille, sodass jeder der Geschwister seinen Gedanken nachhing. Sebastian drehte sich um, aber der Nebel war zu dicht, um den Knecht auf seinem Maultier erkennen zu können, der sie in einiger Entfernung begleitete. Noch etwas, das er nicht verstand. Vertraute die Familie Dürer ihm etwa nicht, oder warum schickten sie ihm den Mann hinterher? Eine leise Stimme in seinem Inneren mahnte ihn, nicht ungerecht zu sein. Sebastian pustete sich eine Haarsträhne aus der Stirn, die der Wind ihm ins Gesicht geweht hatte.
    » Du machst vielleicht ein Gesicht, Bruderherz « , schmunzelte Anna, ohne in ihrer eingehenden Betrachtung innezuhalten. » Hast du etwa Angst? «
    » Wieso sollte ich? « , antwortete er schroff und dachte an den vergangenen Nachmittag zurück.
    Er war nach der Arbeit noch schnell zum Haus der Freislers gegangen. Barbara hatte er nicht angetroffen, da sie für ihren Vater einige Botengänge erledigte. Wie dämlich er sich vorgekommen war, ihr die Absage durch Frau Freisler ausrichten lassen zu müssen! Widerwillig richtete Sebastian seine Aufmerksamkeit auf den vor ihnen liegenden Weg, der sie an Feldern und Wiesen vorbei und durch kleine Ortschaften hindurch nach Ansbach führen würde. Das Pferd schnaubte, seine Huftritte wirbelten den feinen Sand auf und erschwerten zusätzlich die Sicht. Er fluchte, als ein Hase direkt vor ihnen den Weg kreuzte und er im letzten Moment verhindern konnte, dass Meister Lampe unter die Wagenräder geriet.
    Bald versank Sebastian wieder in dumpfes Schweigen. Ein Schwalbenschwarm schoss aus der Höhe

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