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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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sprach er laut und mit fester Stimme. Er erhob sich von dem Stuhl und trat an die Tür der Kammer, die Traugott Engel ihm zur Verfügung gestellt hatte. Der Medicus war nicht begeistert gewesen, außer Elia noch zwei weitere Männer beherbergen zu müssen. Traugott Engel war einst mit ihm aus dem Kloster geflohen, fast fünfzehn Jahre war das inzwischen her. In der Zeit danach hatten sie sich nur selten gesehen, aber ihre Erlebnisse im Kloster und die spätere Flucht verband sie auf ewig. Immer noch fühlte er den alten Ekel, wenn er über die Vergangenheit nachdachte. Er lauschte auf die Stimmen von Jakobus und Johannes, die sich in dem kleinen Raum gegenüber unterhielten.
    » Wir werden die Pferde verkaufen müssen « , hörte er Jakobus sagen, » sonst sitzen wir in ein, zwei Wochen ohne einen Pfennig im Beutel da. «
    Pankratius fluchte. Stand es bereits so schlecht um sie? Er kehrte an den Tisch zurück und öffnete erneut die Heilige Schrift. Da sprangen ihm einige Verse förmlich in die Augen. » Wenn jemand einen eigenwilligen oder ungehorsamen Sohn hat, der seines Vaters und seiner Mutter Stimme nicht gehorcht, und wenn sie ihn züchtigen, ihnen nicht gehorchen will, so sollen ihn steinigen alle Leute der Stadt, dass er sterbe … « Die Worte verschwammen vor seinen Augen. War es das, was der Herr von ihm verlangte? Wollte Gott, dass Sebastian starb?
    » Du warst wie ein Sohn für mich, Sebastian Stäubling « , stieß er hervor, » warum hast du mich verraten? «
    Er schloss die Augen. Was soll ich tun, Herr?
    Opfere ihn mir. Deutlich, als stünde jemand hinter ihm, vernahm er diesmal die Worte.
    Wenn du es willst, oh Herr. Wann soll es geschehen?
    Ich werde dich wissen lassen, wenn es so weit ist.
    Seine Gedanken wanderten weiter, das Antlitz Anna Dietls tauchte vor ihm auf. Herr, was ist mit ihr? Soll sie ebenfalls sterben? Diesmal schwieg der Allmächtige. Nun gut, das Weib war genug gestraft mit dem, was seine Männer ihrem Gatten angetan hatten.
    Anna und Sebastian stiegen drei Tage vor dem Pfingstfest die Gasse hinan, an deren Ende sich die kaiserliche Veste trutzig in den wolkenverhangenen morgendlichen Himmel erhob. Auf sie warte eine Menge Arbeit, hatte die Dürerin ihnen am vorigen Abend, als Sebastian und Anna sich verabschiedeten, angekündigt: » Auch für dich, Sebastian. Mein Mann hat einen wichtigen Auftrag für dich und deine Schwester. «
    Sie erreichten das Haus gegenüber dem Stadttor und klopften. Die Magd öffnete und trat zur Seite.
    » Gott zum Gruße, Susanne. Der Herr wünscht meinen Bruder zu sprechen. Ist er da? « , fragte Anna.
    » Da ist er, aber Pirckheimer ist bei ihm. «
    » So früh schon? «
    Die Magd zuckte die Achseln.
    Frau Dürer betrat die Diele und begrüßte die drei. Magdalena streckte die Arme nach der Hausherrin aus, die das Kind sofort hochnahm. » Guten Morgen, meine Kleine. Susanne wartet schon auf dich. «
    Sebastian zog die Mütze vom Kopf. » Ihr sagtet, Euer Gatte habe einen Auftrag für mich. «
    » Sobald Pirckheimer gegangen ist, wird mein Mann dich rufen, Sebastian « , antwortete Frau Dürer. » Bis dahin kannst du Hans Gesellschaft leisten. «
    Anna gab Susanne das Kind, küsste ihre Tochter zum Abschied und stieg die Treppe ins erste Stockwerk zur Küche hinauf. In diesem Augenblick vernahm sie durch die angelehnte Tür der Stube die kräftige Stimme des Patriziers.
    » Der Wittenberger ist dafür verantwortlich, Albrecht, glaubt mir! Ohne die Reformation der Kirche wäre es niemals zu solchen Ausschreitungen wie in Zürich gekommen. Diese Narren meinen, Gott einen Dienst zu erweisen, wenn sie die Bilder und Fenster in den Kirchen zerstören. «
    » Ich stimme Euch zu « , räumte Dürer ein. » Mich stößt das ebenso ab wie Euch. Als Künstler tut es mir in der Seele weh, zu hören, dass Bilder und andere Kunstwerke verbrannt werden. Aber womöglich weiß Luther gar nichts von den Vorgängen in Zürich und anderenorts. «
    » Er weiß davon, Albrecht. Glaubt mir! Andreas Karlstadt hat es selbst in seiner Reformatorischen Ordnung der Stadt Wittenberg gefordert. ›Bilder und Altäre sollen entfernt werden, um Abgötterei zu vermeiden‹, schreibt er darin. ›Drei Altäre ohne Bilder genügen.‹ In Lübeck und Danzig haben die Verblendeten bereits die Kirchen gestürmt. Ich bin übrigens davon überzeugt, all das geschieht nicht nur aus frommen Motiven. Das Volk will es uns Patriziern vielmehr so richtig zeigen. «
    » Weil es der Meinung ist,

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