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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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wartete, bis sich die Sicht wieder geklärt hatte, und nahm die Fremden in Augenschein. Mit ihren Armen, die sie schützend auf die Decke gelegt hatte, verbarg sie die wertvolle Fracht vor neugierigen Blicken. Unauffällig musterte sie die alten Männer und war erleichtert, ihnen bei Tage zu begegnen, denn sie boten einen wirklich erschreckenden Anblick. Neben den drei von Krankheiten und Gebrechen entstellten Gestalten wirkten der Kahlkopf und der Einbeinige geradezu harmlos. Da entdeckte sie Rupert, der auf seinem Maulesel herbeigeritten kam, und atmete auf.
    Sebastian machte einige Schritte auf die fünf Gestalten zu.
    » Der Tag verspricht heiß zu werden « , nahm er das Gespräch wieder auf. » Wo wollt Ihr denn hin? «
    Von der freundlichen Ansprache ermutigt, trat der Verkrüppelte näher, lüftete seinen Hut und wischte sich den Schweiß von der Stirn. » Eigentlich wollten wir einen Freund besuchen, den guten Gottfried, nicht wahr, Leute? «
    Die anderen grummelten zustimmend.
    » Leider ist er wie vom Erdboden verschluckt « , ergänzte der Einbeinige und stützte sich schwer auf seinen Stock.
    Rupert, der von seinem Esel gestiegen war, um ihn an einer schlanken Buche anzubinden, baute sich vor dem Pferdewagen auf, warf Anna einen beschwörenden Blick zu und lehnte sich lässig gegen die Flanke des Kaltblutes. An seinem Gürtel blitzte im hellen Sonnenlicht ein Messer auf, und Anna schluckte.
    Er tätschelte das Tier und ergriff das Wort. » So, Ihr habt ihn also nicht gefunden. Wusste er denn, dass Ihr ihn besuchen wollt? «
    » Wo denkt Ihr hin? « , wehrte der Kahlhäuptige ab. » Wir haben ihn schon seit Monaten nicht gesehen. Meistens haben wir uns zwischen Schwabach und Nürnberg auf diesem Weg getroffen, wegen der vielen Händler hier, Ihr versteht? Manche besitzen nämlich noch ein Herz und werfen uns die eine oder andere Münze in den Hut. «
    » Geld haben wir nicht, falls Ihr das meinen solltet « , antwortete Sebastian mit einer Spur Schärfe in der Stimme. » Aber wir wollten ohnehin eine Rast einlegen. Wenn Ihr mögt, könnt Ihr mit uns essen. Wir haben noch genug Proviant übrig. « Er betrachtete einen nach dem anderen. » Falls Ihr es allerdings auf Bier oder Wein abgesehen habt und einen Rausch sucht, muss ich Euch leider enttäuschen. «
    » Etwas Essbares wäre gut « , antwortete der Einbeinige rasch.
    Anna fing Ruperts finsteren Blick auf. » Ist schon gut « , flüsterte sie ihm zu. » Wenn sie uns etwas hätten antun wollen, dann hätten sie es längst getan, oder? Außerdem – schau sie dir doch nur mal an. «
    » Stimmt. Aber was machst du mit den Waren für den Meister? «
    Sie biss die Zähne aufeinander. » Ich bleibe auf dem Wagen, was sonst? Sagt ihnen, ich sei krank, oder was immer euch einfällt. Aber bitte lasst mir noch etwas Proviant übrig. «
    » Wir werden beide hierbleiben « , entschied Rupert energisch. » Soll sich Sebastian allein mit ihnen abgeben. Schließlich hat er uns in diese verflixte Lage gebracht. «
    Anna krauste die Stirn. » Mein Bruder meint es wirklich nur gut. «
    Dürers Knecht murmelte etwas vor sich hin, das sie lieber nicht verstehen wollte, und schlenderte zu den anderen hinüber.
    » Das Weib auf dem Wagen soll mit dem da allein bleiben? « , erboste sich der Kahlhäuptige mit einem Wink auf Rupert. » Ist sicher Eure Angetraute, oder, Jungspund? «
    Sebastian nickte der Einfachheit halber, wobei sich seine Mundwinkel unmerklich hoben.
    » Kommt nicht infrage! Frauen lässt man nicht allein, erst recht nicht, wenn sie krank sind « , ereiferte sich der Narbengesichtige. » Stellt den Wagen hier in den Schatten, und wir passen gemeinsam auf das Weib auf, Junge. «
    So kam es, dass sich die Bettlergruppe mit Rupert und Sebastian rund um den Pferdewagen gruppierte. Der Kahlhäuptige musterte Anna mitfühlend und fragte, was ihr fehle, aber sie winkte mit den Worten ab, es sei nur ein leichtes Unwohlsein.
    » Darf ich mich mal in den Wagen setzen? « , bat der Einbeinige und erklomm das Gefährt mit einer Geschicklichkeit, die Anna dem Krüppel niemals zugetraut hätte. » Gestattet mir, mich vorzustellen. Mein Name ist Tassilo. «
    Anna nannte ebenfalls ihren Namen. » Hier, nehmt eine Scheibe Brot und etwas Schinken. «
    Gierig griff der Mann danach.
    » Erzählt von Eurem Freund « , forderte Anna ihn auf. » Wie sieht er aus? Vielleicht treffen wir ihn unterwegs und können ihn benachrichtigen. «
    » Schön wär’s « , seufzte der Mann.

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