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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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hinein.
    Der Herr meinte es gut mit ihnen.

KAPITEL 47
    D ie gut dreistündige Fahrt hatte sich endlos hingezogen, aber nun wies Sebastian auf eine hohe, verwitterte Mauer am Ende einer Gasse und lenkte den Wagen hinein.
    » Da müsste es sein. «
    Als er den Wagen anhielt, sprang Anna auf den ungepflasterten Platz.
    » Ich warte hier « , schlug der Bruder vor.
    Anna nickte, trat an das Tor der Zisterzienserabtei und zog an dem Klingelzug. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    Ein gerötetes Gesicht erschien in der Luke, und der Torwärter murmelte einen Gruß.
    » Grüß Gott. Ich habe erfahren, dass ein Mitglied Eures Ordens im letzten Jahr einen schwer verletzten Reisenden versorgt hat. Wäre es möglich, mit diesem Bruder zu sprechen? «
    » Sprechen? Hier, innerhalb der Klostermauern? « Der Mönch schürzte die Lippen. Irgendwie erinnerte er Anna mit seinem breiten Mund und den wässrigen Augen an einen Karpfen. » So einfach geht das nicht, werte Frau. Dazu braucht Ihr eine schriftliche Genehmigung von Bruder Johannes, dem Vorsteher dieser Abtei. «
    » Dann holt ihn bitte, damit ich ihm mein Anliegen vortragen kann. «
    » Unser Abt ist beschäftigt. Um diese Zeit bespricht er sich in der Schule mit dem Novizenmeister. Außerdem darf ich die Pforte nicht verlassen. Ich will einen Bruder rufen, der entscheiden wird, ob er Euer Anliegen dem Vorsteher vorzutragen gedenkt. «
    Das Fischgesicht verschwand, die Luke wurde geschlossen, und Anna vernahm den hellen Ton einer Glocke. Sie kehrte zu Sebastian zurück, der an dem Wagen lehnte.
    Einige Zeit lang war nichts zu hören, dann drangen die Geräusche eiliger Schritte sowie die Stimmen zweier Männer an ihr Ohr. Wenige Augenblicke später sah sie sich einem hageren Gottesmann gegenüber, der den Torwärter um Haupteslänge überragte. Abermals erklärte sie sich.
    » Ich werde Bruder Johannes Euer Ansinnen vortragen « , versprach der Mönch.
    Wieder hieß es warten, bis der Hagere zurückkehrte. In der Hand hielt er ein zusammengefaltetes Blatt Papier.
    » Hier, die Bewilligung, die Abtei zu betreten. « Er reichte Anna das Schriftstück. » Kommt mit mir. Ich bringe Euch zu Bruder Johannes. «
    Mit trockener Kehle folgte sie dem Mann über den Hof an einem zweigeschossigen Gebäude vorbei bis zu einem beinahe ebenso großen Haus.
    » Bitte wartet hier « , bat der Mönch und verschwand im Inneren.
    Mit zitternden Knien setzte sich Anna auf eine einfache Holzbank neben dem Eingang, erhob sich jedoch sofort wieder, um über den Hof zu wandern. Quälend langsam verstrich die Zeit. Sie starrte in eine Gasse zwischen einigen weiteren Gebäuden, hinter denen sich der Turm einer Kirche erhob. In diesem Moment trat ein Mönch aus dem Eingang eines der gemauerten Häuser. Die graue Kutte spannte sich bedenklich über seinem Leib, der von krummen Beinen getragen wurde. Ein zweiter Mann in einem Bauernkittel folgte ihm. Letzterer wandte ihr das Gesicht zu, und obwohl die beiden mindestens zwei Steinwürfe weit entfernt waren, konnte Anna die Züge des Mannes deutlich erkennen. Wie angewurzelt stand sie da.
    Korbinian – er lebte!
    Ihr Puls begann zu rasen. Die Männer redeten miteinander. Es war unverkennbar seine Stimme. Anna lehnte sich schwer gegen den dicken Stamm eines Baumes, als sie hörte, wie der Mönch ihren Ehegatten Franz nannte. Daraufhin drehte sich Korbinian um und schlenderte in die Gasse hinein. Ein erstickter Schrei formte sich in ihrer Kehle, sie wollte ihn rufen, aber aus ihrem Mund drang nur ein heiserer Laut.
    Der Ordensmann hatte sie bemerkt und kam auf sie zu.
    » Kann ich Euch helfen? «
    Annas Hände wurden feucht . » Der Mann, mit dem Ihr soeben gesprochen habt … er ist mein Gemahl « , stieß sie mit zitternder Stimme hervor. » Sein Name ist Korbinian Dietl. Warum nennt Ihr ihn Franz? «
    » Euer Gemahl? «
    Anna nickte. Sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Korbinian lebte, und er befand sich hier in der Abtei Heilsbrunn!
    Sie wollte ihm folgen, doch der Mönch hatte ihr zu verstehen gegeben, hier zu warten. Der dicke Ordensbruder entfernte sich mit einem schrägen Blick, und Anna war wieder allein.
    Endlich trat ein in das schwarz-weiße Habit der Zisterzienser gekleideter Mönch von etwa vierzig Jahren heraus und näherte sich ihr mit langen Schritten.
    » Gott mit Euch « , begrüßte er Anna. » Ich bin Johannes Wenck, der Prälat dieses Klosters. Bruder Melchior sagte mir, Ihr wollt mich sprechen? «
    » Mein Name ist Anna

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