Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)
gesprochen habt? «
» Keine halbe Meile. «
» Ich gehe keinen Schritt weiter bei diesem Mistwetter « , rief einer der beiden von hinten.
» Ihr habt gehört, was Jakobus sagt. «
» Ich habe keinen Platz, um Gäste aufzunehmen. Steigt vom Wagen « , forderte Spieß ungehalten. Was bildete der Kerl sich eigentlich ein, ihn so von oben herab zu behandeln?
» Wir werden die Nacht in Eurem Haus verbringen. Fahrt weiter « , befahl Engel, » andernfalls … « Er drehte sich um und machte eine Kopfbewegung.
» Wollt Ihr mir etwa drohen? Das wäre ja noch schöner. Seid froh, dass ich Euch bis hierher mitgenommen habe. Jetzt herunter mit Euch. «
Da krallten sich Hände um seinen Hals. Unbarmherzig drückten sie immer fester zu. Spieß keuchte auf. Wehrte sich verzweifelt. Versuchte, die Finger von seinem Hals zu lösen. Vergeblich. Ein letztes Mal sammelte er seine Kräfte und trat um sich, aber der Griff verstärkte sich nur noch mehr. Schwindel setzte ein und wenig später schwanden ihm die Sinne. » Der Herr sei dir gnädig « , hörte er Engel noch flüstern und fühlte, wie seine Beine einknickten. Dann hörte sein Herz auf zu schlagen.
» Nach hinten mit ihm « , befahl Pankratius.
Seine beiden Begleiter zogen den zusammengesackten Toten auf die Ladefläche. Bratler hockte sich zu dem Propheten auf den Kutschbock, Kärner blieb bei dem Leichnam sitzen, während Pankratius das Pferd in den schmalen Feldweg trieb, bis dieser in den Hof des Bauern mündete. Die Männer blickten sich um.
» Der Kerl hat nicht gelogen « , stellte Bratler fest, » sieht ziemlich armselig aus. «
Kärner spuckte auf den vom Regen durchnässten Hof. » Dieser Schweinebauer war wirklich ’ne arme Sau. « Er lachte meckernd über sein eigenes Wortspiel, aber Kilian Pankratius bedachte ihn mit einem strengen Blick.
» Burkhart Spieß hat sein Leben für eine gute Sache gelassen, spart euch also eure dummen Witze! Brecht lieber die Haustür auf, damit wir ins Trockene kommen. «
Die beiden zogen ihre Dolche. Kurz darauf sprang das Schloss auf, und sie betraten den winzigen Flur. In der Küche ließ sich Pankratius auf einem Stuhl nieder und streckte die Beine von sich.
» Johannes, sieh nach, ob du etwas zu essen findest. Jakobus, du gehst raus und bringst das Pferd in den Stall. Ich nehme an, dort liegt auch das Heu. Gib ihm etwas davon und sieh nach, ob du irgendwo Wasser entdeckst. Das arme Tier soll schließlich nicht verhungern oder verdursten. «
» Mach ich, Elia. «
Bratler verschwand in der angrenzenden Vorratskammer, um kurz darauf mit zwei Brotlaiben und einer geräucherten Wurst zurückzukehren. » Wie lange bleiben wir hier? «
» Bis der Herr mir zeigt, was ich als Nächstes zu tun habe. Vertrau mir einfach, Johannes. «
» Wäre ich sonst noch bei Euch, Elia? «
Die Augen des Propheten wurden feucht. » Du und Jakobus seid die Einzigen, die noch zu mir halten. Alle anderen haben mich verlassen und verraten. Zuerst Sebastian, auf den ich so große Stücke gehalten habe. Erinnert ihr euch noch, wie sich der Verrückte mit seinem Dolch auf mich stürzte, Sebastian sich zwischen uns warf und sein Leben für mich aufs Spiel setzte? Dann Gehbauer und Schimpf. Bei der Verhandlung ergriff niemand für mich Partei, wenn man mal von Bruder Simon absieht. Wir hätten ihn mitnehmen sollen. «
» Wir hatten nur drei Pferde, Elia. Außerdem war er es, der den Verräter Stäubling in die Bruderschaft mitgebracht hat « , erinnerte ihn Bratler. Er schnitt eine dicke Scheibe Wurst ab und reichte sie dem Propheten. » Es gab so viele, die an Euch geglaubt haben. Einflussreiche Männer wie Johann Samer und Augustin Hofer. «
» Vergiss sie alle. Mitläufer, nichts als Mitläufer, Johannes. In Zeiten wie diesen trennt sich die Spreu vom Weizen. Da zeigt sich, wer an deiner Seite steht. «
» Euer alter Freund Traugott wollte uns auch so schnell wie möglich wieder loswerden. Aber das Geld für die Kammern hat der feine Herr gern genommen. «
» Ja, der schnöde Mammon verdirbt die Menschen. « Pankratius seufzte. » Früher sind die Leute mir aus Überzeugung gefolgt, heute muss ich sie bezahlen. «
Kärner betrat die Küche. » Im Stall liegt eine Sau « , berichtete er mit glänzenden Augen.
Bratler wies auf die Vorratskammer. » Da drinnen gibt’s Brot, Wurst und Kohl, außerdem zwei Fässer Bier. «
» Offensichtlich war dieser Hof die richtige Wahl « , stellte Pankratius fest. Er riss ein Stück Brot ab und biss
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