Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
Vom Netzwerk:
Wollmantel und mit dem Barett auf dem Kopf wirkte er wie ein Stadtbewohner. » Ich muss die Straße nach Nürnberg nehmen. Warum wollt Ihr das wissen, Herr? «
    » Ich suche jemanden, der mich und meine beiden Begleiter mitnimmt. Die Richtung passt mir sehr gut. Würdet Ihr uns ein Stück auf Eurem Wagen mitfahren lassen? «
    » Ihr seht nicht aus wie ein Straßenräuber. «
    » Dann bin ich ja beruhigt. « Der andere lächelte dünn. » Im Übrigen sollt Ihr uns nicht umsonst mitnehmen. Bis wohin fahrt Ihr denn? «
    » Mein Hof liegt in der Nähe von Bubenreuth, unweit von Erlangen « , gab Spieß bereitwillig Auskunft. » Wenn Ihr Eure Begleiter holt, können wir uns auf den Weg machen. Von Bubenreuth bis Erlangen ist es nicht mehr weit, dort findet ihr bestimmt einen Gasthof, in dem Ihr die Nacht verbringen könnt. «
    Der Hochgewachsene entfernte sich, und Burkhart Spieß legte der Stute das Zaumzeug an. Warum ein solcher Herr wohl zu Fuß unterwegs war? Nun, es geht mich nichts an, und wenn ein paar Pfennige zusätzlich für mich herausspringen, soll es mir recht sein, dachte er und erklomm den Kutschbock. Kurz darauf kehrte der Fremde in Begleitung zweier junger Männer zurück. Sie wirkten allerdings längst nicht so gepflegt wie der Herr im Wollmantel. Einen Augenblick lang ärgerte Spieß sich, dem Fremden allzu schnell zugesagt zu haben. Die beiden murmelten einen Gruß und kletterten auf die Ladefläche, während der andere sich wie selbstverständlich neben Spieß auf den Kutschbock setzte.
    Der Bauer schnalzte mit der Zunge, und nach einem lauten » Hüh! « setzte sich das Pferd in Bewegung. Wenig später lenkte Spieß den Wagen aus Forchheim hinaus.
    » Wie groß ist Euer Hof? « , sprach der Mann neben ihm ihn an.
    » Ach, viel ist nicht übrig geblieben, werter Herr « , antwortete er, » früher hatte ich zehn Sauen, eine Kuh, und auf dem Hühnerhof lief jede Menge Federvieh umher. Aber die Zeiten sind schlechter geworden. Vor zwei Jahren sind mir fast alle Schweine am Rotlauf elend verreckt. Meine Kuh musste ich im letzten Jahr verkaufen. Zurzeit habe ich eine Sau, deren Ferkel ich auf dem Forchheimer Markt verkaufe, und ein paar Hühner. «
    » Bewirtschaftet Ihr den Hof allein? «
    » Ihr meint, ob ich einen Knecht habe? « , fragte Spieß belustigt zurück.
    Der andere schüttelte den Kopf. » Ich meinte eigentlich, ob es eine Bäuerin gibt. «
    » Die gab’s, aber sie ist ebenfalls an dieser verdammten Krankheit gestorben. «
    » Da habt Ihr wirklich ein hartes Los, Herr … «
    » Spieß, Burkhart Spieß. Und mit wem habe ich das Vergnügen? «
    » Entschuldigt, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Meine Name ist Traugott Engel, und die beiden jungen Männer hinten im Wagen sind meine Söhne Jakobus und Johannes. «
    » Ihr wollt also weiter nach Nürnberg? Eine schöne Stadt ist das. Wart Ihr schon einmal dort? «
    » Habe ich das etwa gesagt? « Traugott Engels Stimme war schneidend geworden. » Diese Stadt ist ein Sündenpfuhl wie kaum eine andere im Land, merkt Euch das. Wenn Gott Nürnberg im Jüngsten Gericht verschont, muss er sich bei den Menschen von Sodom und Gomorrha dafür entschuldigen, sie einst vernichtet zu haben! «
    Der Bauer war unter den hastig hervorgestoßenen Worten zusammengezuckt wie unter einem Peitschenhieb. Er warf Engel einen schnellen Seitenblick zu und erschrak. Das Gesicht des Fremden hatte sich verdüstert, die Züge wirkten angespannt. Erneut fragte sich Spieß, ob es richtig gewesen war, die drei Männer mitzunehmen, aber inzwischen war es höchstens noch eine halbe Stunde Wegs, bis er sie los sein würde. Er hob den Kopf zum wolkenverhangenen Himmel. Wenige Momente später fielen die ersten Tropfen und durchnässten die vier Männer im Nu. Dazu wehte seit dem Morgen schon ein heftiger Wind, und Engel musste sein Barett festhalten, damit es ihm nicht vom Kopf flog. Hinter ihnen fluchten dessen Söhne laut über das » Dreckswetter « .
    Bald darauf stand das Wasser fingerbreit auf dem Pflaster, und noch immer goss es wie aus Eimern. Jetzt entwich auch den Lippen des Wagenlenkers ein deftiger Fluch. Endlich tauchte der Weg vor ihnen auf, der von der Straße zu seinem Hof führte. Er zog am Zügel, brachte das Pferd zum Stehen und wandte sich Engel zu.
    » Da wären wir « , rief er gegen das Rauschen des Windes an.
    » Ihr wollt uns einfach hier stehen lassen? «
    » So war es abgesprochen. «
    » Wie weit ist es noch bis zu dem Dorf, von dem Ihr

Weitere Kostenlose Bücher