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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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Dietl « , stieß sie atemlos hervor. » Der Mann, den Euer Mitbruder soeben Franz genannt hat, ist mein Gemahl. «
    » Ihr seid Korbinian Dietls Gattin? «
    » Ja, bitte lasst mich zu ihm! «
    » Gewiss, aber nicht heute. Zunächst möchte ich mich mit Euch unterhalten. «
    » Wieso nicht? Er ist mein Mann. Das könnt Ihr nicht von mir verlangen! « Sie zitterte wie Espenlaub. » Ich dachte, er wäre tot, hört Ihr? Ich verstehe das alles nicht. «
    » Das werdet Ihr gleich, Frau Dietl. Bitte folgt mir. «
    Kurz überlegte sie, ob sie den Prälat stehen lassen und auf Korbinian zulaufen sollte.
    » Gehen wir ins Haupthaus « , schlug dieser vor und ergriff sachte ihren Arm. » Dort werde ich Euch hoffentlich all Eure Fragen beantworten können. Bitte. «
    Widerstrebend folgte Anna dem hochgewachsenen Mann über den Hof, auf dem sich Regenpfützen gebildet hatten, wobei der Abt das lange Habit raffte. Ein junger Mönch hielt ihnen die Tür auf, und sie betrat hinter dem Prälat eine Halle, in der ihnen eine ganze Anzahl weiterer Klosterbrüder begegneten, die – schweigend und in Zweierreihen – in einem der Räume verschwanden. Am Ende eines langen Ganges im Obergeschoss öffnete der Abt eine Tür.
    » So, da wären wir « , sagte er. » Darf ich Euch etwas zu trinken bringen lassen? «
    Anna schüttelte den Kopf. Sie wollte nur eines: zu Korbinian laufen und ihn in die Arme schließen. Angestrengt versuchte sie, das Zittern ihrer Glieder zu verstecken, aber es wollte ihr nicht gelingen.
    » Es ist nun über ein halbes Jahr her « , eröffnete Wenck das Gespräch, » dass einer unserer Brüder unweit der Straße zwischen Ansbach und Heilsbrunn einen Mann gefunden hat, der augenscheinlich schwer verletzt war. Zwei Frauen hatten ihn entdeckt und notdürftig verbunden, der Mann hatte eine Wunde am Kopf und viel Blut verloren. Was ihm widerfahren war, konnte er uns leider nach dem Erwachen nicht mitteilen. Wir nehmen an, dass ihn Straßenräuber überfallen hatten. Natürlich brachte ihn der Bruder hierher, und unser Infirmarius untersuchte ihn. Zwar erholte sich Euer Gatte in den folgenden Wochen, doch konnte er sich lange Zeit an nichts erinnern. Weder an seinen Namen noch an das, was mit ihm geschehen war. Daher nannten wir ihn zunächst Franz, und einige von uns tun es noch heute, obwohl wir seinen Namen inzwischen kennen. Seit einigen Wochen erinnert er sich wieder daran, in Nürnberg gelebt zu haben. «
    » Weiß er von mir und seinem Kind? «
    » Nein. Sonst hätte ich gewiss einen der Brüder nach Nürnberg geschickt, um nach Euch zu suchen. «
    » Mein Mann hat vergessen, dass er verheiratet ist? « Ihre Stimme klang schrill. » Das ist unmöglich! «
    » Leider doch, Frau Dietl. So etwas kommt vor, wenn Menschen einen Schlag auf den Kopf erhalten, wie es Eurem Gatten geschehen ist. Daran kann er sich inzwischen erinnern. «
    » Wie auch immer, Herr Prälat, ich danke Euch für alles und werde meinen Mann nun mit nach Hause nehmen. Seid gewiss, ich werde gut für ihn sorgen. «
    Prälat Wenck hob die Hände. » Das glaube ich gern, Frau Dietl. Dennoch würde ich damit warten, bis Euer Gatte vollständig genesen ist . Zeitweilig leidet er unter Angstzuständen und Albträumen. Außerdem weist sein Gedächtnis noch Lücken auf, die ihn beunruhigen. Es gibt Dinge, an die er sich bis heute noch nicht erinnert. Womit hat er beispielsweise sein Geld verdient? «
    » Mein Mann war … ist Buchmaler. « Einen kurzen Moment lang schloss sie die Augen, bis sie sich stark genug fühlte, der Realität wieder zu begegnen . » Wird Korbinian jemals …? «
    » Gesund werden, meint Ihr? Ihr wisst doch, die Zeit heilt alle Wunden, auch die der Seele. Gebt Eurem Mann diese Zeit. Hier im Hause Gottes, in der Abgeschiedenheit hat er die Ruhe, die er benötigt, um zu sich selbst zurückzufinden. « Wenck stand auf. » Denkt darüber nach, Frau Dietl. Es steht Euch frei, jederzeit in unsere Abtei zu kommen und Euren Mann zu besuchen. Auch seid Ihr herzlich willkommen, in unserem Gästehaus zu übernachten. Allerdings schlage ich vor, Ihr wartet noch ein wenig, bis Ihr ihn ansprecht. « Er strich ihr über den Arm. » Ihr könntet ihm seine Malutensilien bringen. Lasst ein wenig Zeit vergehen, denn er sollte auf die Begegnung mit Euch allmählich vorbereitet werden. Regt Euer Gatte sich zu sehr auf, sehe ich den Genesungsprozess gefährdet . Am besten richtet Ihr es so ein, dass er Euch über den Weg laufen muss. Er wird Euch

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