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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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und wettergegerbt. Dann umschlang sie seine Taille und presste sich an ihn.
    Reglos verharrte sie, bis sie seine Hand auf ihrem Haar spürte. Die zarte Berührung ergriff sie bis ins Innerste. Voller Sehnsucht schmiegte sie sich noch enger an seine Brust. Sie nahm Korbinians Geruch nach Erde und Schweiß wahr.
    Er atmete heftiger. » Ich habe einen Raum gesehen, der über und über mit Farben, Pinseln und allerlei anderen Dingen übersät war. Ein bestimmter Geruch lag in der Luft. «
    » Das war deine Werkstatt, Korbinian « , entfuhr es ihr mit vor Freude bebender Stimme, ohne ihn loszulassen. » Du hast dich erinnert! Es gibt diesen Raum, eines Tages wirst du ihn wieder betreten. «
    Sanft löste er sich von ihr. » Zwei Männer haben mich dort besucht. Sie wollten etwas von mir … was war es nur? Sie waren mir unangenehm, das ist alles, woran ich mich erinnere. «
    Anna erzählte ihm, was sie über die beiden und den Streit mit Konrad Mutz wusste. » Das ist nicht viel, aber du wolltest nicht mit mir über dieses Gespräch reden. Du hast behauptet, mich durch dein Schweigen zu beschützen. Dein Verhalten hat mich damals ziemlich beunruhigt. « Sie forschte in seinem Gesicht, entdeckte die Anspannung in seinen Zügen.
    » Ich erinnere mich nicht, verflixt. « Er drehte sich ruckartig um. » Ich danke dir für alles. Allerdings ist es besser, wenn du jetzt gehst. «
    » Ich verstehe nicht. «
    » Kehre nach Nürnberg zurück. Zu deinem Leben, zu Lenchen. In der Stadt glaubt ohnehin jeder, ich wäre tot. Gut so. Bitte belasse es dabei, und nun geh mit Gott. «
    Anna glaubte, der Boden würde unter ihr nachgeben. » Das kann nicht dein Ernst sein. « Sie umfasste seine Oberarme, schüttelte ihn. » Verdammt noch mal, ich bin deine Frau! Daheim wartet unsere Tochter auf dich! « Ihre Stimme wurde schrill, überschlug sich. » Was denkst du dir, Korbinian Dietl, dass du meinst, du könntest uns aus deinem Leben streichen? Einfach so? Wie ein Dieb auf der Flucht verkriechst du dich hier im Kloster und schickst mich davon wie … wie einen räudigen Hund? « Hitze wallte in ihr auf. » Was fällt dir ein? «
    Er fuhr sich mit der flachen Hand über die schweißnasse Stirn. » Ich weiß noch nicht, warum, aber ich kann nicht heimkehren. Jedes Mal, wenn ich an diesen seltsamen Besuch von früher denke, beschleicht mich ein ungutes Gefühl. Etwas Bedrohliches. Fahr zurück nach Nürnberg. Lass alle Leute in dem Glauben, ich wäre tot. Glaub mir, es ist das Beste. Für dich und Lenchen. «
    » Aber … wir brauchen dich! «
    Korbinian wich zurück und schüttelte den Kopf. » Anna, ich möchte, dass du jetzt gehst. Wenn du willst, besuch mich von Zeit zu Zeit. Doch ich werde nicht mit dir nach Nürnberg zurückkehren. «
    Wie erstarrt stand sie da, während ihr Mann sich wieder seiner Arbeit widmete, als wäre nichts geschehen.
    Blicklos starrte Anna auf die Mauern ihrer Heimatstadt, die sich in der Ferne am Horizont abzeichneten. Er hatte sie fortgeschickt. Wenn du willst, besuch mich von Zeit zu Zeit. Sie zuckte zusammen, als der Fuhrmann der Dürers die Peitsche auf den Rücken des Pferdes knallen ließ. Korbinians Worte waren ebenfalls wie Peitschenhiebe gewesen, die ihr auch Stunden nach ihrer Begegnung noch wehtaten. Das Fuhrwerk näherte sich allmählich dem Spittlertor. All ihre Hoffnungen waren zerstoben wie die Spreu im Wind.
    Die Wächter senkten ihre Hellebarden, traten zur Seite und winkten Hans hindurch. Einer der Männer erkannte sie und lächelte freundlich. Bald darauf rollte das Fuhrwerk an dem aus Backsteinen errichteten, weiß verputzten Turm vorbei, der sich trutzig hinter dem Stadttor erhob.
    » Bringt mich bitte in die Waaggasse « , bat Anna den Fuhrmann, da es bereits dämmerte.
    » Wie Ihr wünscht, Anna. «
    Wenig später brachte Hans den Wagen vor Korbinians Haus zum Stehen, und Anna kletterte hinunter.
    In der Küche empfing Sebastian sie. » Schwester, ich muss dir so viel erzählen « , rief er und sprang auf.
    Ach ja, heute war sein erster Tag im Offizin der Kobergers gewesen. Als der Bruder freudestrahlend auf sie zustürmte, um sie in die Arme zu schließen, versteifte sie sich.
    Sebastians Miene wurde ernst. » Was ist geschehen? Ist etwas mit deinem Mann? « , prasselten seine Fragen auf sie nieder.
    Anna ließ sich auf einen Stuhl sinken. » Korbinian hat mich fortgeschickt. Er will mich nicht mehr sehen, das heißt nein, er erlaubt mir gnädigerweise, ihn zu besuchen. « Mit stockender

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