Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)
angekommen, bedankten sie sich beim Fuhrmann und nahmen die Habseligkeiten vom Wagen. Vor der Haustür trafen sie auf Sebastian und Barbara. Der Bruder hatte den Arm um die Schultern des Mädchens gelegt.
» Endlich lerne ich Euch kennen, junger Mann « , lächelte Korbinian, » ich habe schon einiges von Euch gehört. «
» Ich hoffe, nur Gutes, Herr Dietl « , gab Sebastian zurück. » Das ist Barbara, die Frau, die ich eines Tages heiraten möchte. «
Anna und Korbinian wechselten einen Blick, und Barbaras Wangen röteten sich leicht, als sie den Hausherrn begrüßte. Daraufhin folgten die Verliebten dem Ehepaar in die Diele.
» Willkommen zu Hause, Korbinian. « Behutsam nahm Anna ihm das schlafende Kind ab. » Setzt euch schon mal in die Stube. Ich bringe Lenchen zu Bett und bin gleich wieder bei euch. «
Korbinian machte sich noch kurz in der Schlafkammer zu schaffen, öffnete danach die Stubentür und ließ sich in seinem Polsterstuhl nieder. Sebastian und Barbara nahmen ebenfalls Platz.
» Ich hoffe, Ihr habt nichts dagegen, wenn ich in Eurem Haus wohne, Herr Dietl « , eröffnete Sebastian das Gespräch. » Nur so lange, bis ich mir eine eigene Kammer leisten kann. «
» Aber nein « , winkte Korbinian ab. » Allerdings müssen wir etwas zusammenrücken. «
» Das sollte kein Problem sein « , ergänzte Anna, die in diesem Moment den Raum betrat. In der Hand hielt sie einen mit Bier gefüllten Krug. Sie nahm vier Becher von einem der Regale und schenkte den beiden Männern, Barbara und sich ein.
» Das sehe ich ebenso, Liebes. «
Sebastian sprang auf und ergriff Korbinians Hand. » Danke, Herr Dietl. «
» Schon gut. « Korbinian verzog das Gesicht. » Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich auf meine eigene Kammer freue, nachdem ich fast ein Jahr lang zusammen mit drei Dutzend Männern in einem Saal schlafen musste. Eines noch, Sebastian. «
» Ja, Herr Dietl? «
» Sag doch bitte Korbinian zu mir. «
» Gern. Ich werde Barbara noch nach Hause bringen. Euch beiden schon mal eine gute Nacht. «
Im Haus war es still. Anna stand im Flur und trat vor den Spiegel, um sich das Haar zu kämmen. Ihre Finger zitterten, wie damals, als sie nach der Hochzeit im Bett auf Korbinian gewartet hatte. Einst war es das Zittern eines jungen Mädchens gewesen, das ohne Freude in die Ehe gegangen war und sich vor den Berührungen seines Gatten fürchtete. Sie lächelte ihrem Spiegelbild zu, betrachtete ihre rosige Haut und die vor Glück strahlenden Augen. Nun hatte sich alles verändert. Ihr Mann war zu ihr und Lenchen heimgekehrt. Eine schier endlose Zeit hatte sie diesen Moment herbeigesehnt und sich zuweilen gefragt, ob er jemals eintreten oder ein Wunschtraum bleiben würde.
Kurz darauf drückte sie die Klinke des Schlafraumes herunter und trat ein. Die Kammer hatte sich in ein einziges Blütenmeer verwandelt. Weiße Rosenblüten bedeckten den Boden und verströmten einen betörenden Duft. Auf einem Schränkchen neben dem Bett lagen weiße und rosafarbene Dahlien verstreut. Überall standen dicke Wachskerzen, deren Flammen die Kammer in weiches Licht tauchten. Anna entfuhr ein überraschter Laut.
Korbinian, der am Fenster stand, drehte sich um und kam lächelnd auf sie zu. » Gefällt es dir? «
» Es ist wunderschön, Liebling. Wann hast du das nur bewerkstelligt? «
Sein Lächeln vertiefte sich und ließ seine Züge weich erscheinen. Jene Zerstreutheit, die ihm sonst zu eigen war, hatte sich verflüchtigt. » Die Blumen sind aus dem Klostergarten. Bruder Titus hat mir angeboten, für dich die schönsten Blüten abzuschneiden. «
Er streckte die Hände aus und zog sie an sich. Reglos standen sie da. Anna lehnte sich gegen seine Brust und lauschte in die Stille.
Seinen Körper so nah an ihrem zu fühlen, löste eine Flut von Empfindungen in ihr aus. Hatte sie wirklich niemals bemerkt, wie kräftig seine Arme und Schultern waren, dass sie wie dafür gemacht waren, sie zu halten? Mit den Fingerspitzen fuhr sie seine Brust entlang und spürte den Schlag seines Herzens unter ihrer Hand.
Er zögerte, räusperte sich und hob ihr Kinn. » Dieser Moment, diese Nacht soll uns für immer im Gedächtnis bleiben. Deshalb dachte ich mir, wir feiern unsere Hochzeit ein zweites Mal. Dazu benötigen wir weder einen Priester noch Zeugen. Nur uns, mein Liebling. Was meinst du? «
Anna konnte nur nicken.
Korbinian löste sich ein wenig von ihr, nahm ihre Hände und führte sie wieder an die Stelle, an der sein Herz
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