Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)
jedoch der Anwesenheit der Mönche und strich ihm nur über den Handrücken. » Ich möchte dich heute mit nach Hause nehmen. In Nürnberg wartet ein kleines Mädchen auf seinen Vater. «
Das Lächeln auf Korbinians Gesicht wärmte ihr Herz. » Was sagt Ihr dazu? « , wandte er sich an den Klostervorsteher.
» Meinen Segen habt Ihr, Herr Dietl. Nicht, dass Ihr kein angenehmer Gast gewesen wäret. Dennoch denke ich, es wird allmählich Zeit für Euch, sonst tretet Ihr noch eines Tages unserem Orden bei. Dagegen hätte Eure Gattin gewiss etwas einzuwenden. «
Die beiden Männer lachten, und auch Anna konnte sich eines Schmunzelns nicht erwehren. Korbinian – ein Mönch? Nein, dazu war ihr lieber Mann sicherlich nicht geschaffen.
» Lasst mich Euch danken für alles, was Ihr für mich getan habt. Ohne die Fürsorge in Eurer Abtei wäre ich gewiss nicht mehr unter den Lebenden « , sagte ihr Mann zum Abt.
» Krankenpflege gehört neben dem Gebet und der Arbeit zu unseren Hauptaufgaben, Herr Dietl « , erwiderte Wenck. » Gott sei mit Euch und mit Euch ebenfalls, Frau Dietl. «
Von einem der Mönche nahm Korbinian zwei Bündel entgegen, die seine Habe enthielten. Dann erklomm er mit Anna den Wagen, in dem der Fuhrmann der Dürers ein Nickerchen gehalten hatte. Die Beutel legte Korbinian zu seinen Füßen ab. Die Männer begrüßten einander, und Hans nahm die Zügel in die Hand, um das Pferd anzutreiben. Er wendete den Wagen und lenkte ihn die Abteigasse hinunter, der Straße nach Nürnberg zu.
Anna schob ihre Hand in die Korbinians. Nachdenklich betrachtete sie ihren Mann von der Seite. Er machte einen gelösten Eindruck. Also räusperte sie sich, um ihm eine Frage zu stellen, die ihr schon seit Längerem auf der Seele brannte, die sie sich die letzten Wochen über jedoch nicht zu stellen getraut hatte.
» Entschuldige, wenn ich in dich dringe, mein Lieber « , begann sie behutsam, während Hans den Wagen an den Straßenrand lenkte, da ihnen ein breites, mit Schweinen beladenes Fuhrwerk entgegenkam .
Er musterte sie ruhig. » Was möchtest du wissen? «
Seine Hand in ihrer war warm, sein Druck fest.
» Kannst du dich eigentlich an die Männer entsinnen, die dich damals so furchtbar zugerichtet haben? «
Seine Züge wurden hart. » Nein, nicht genau. Ich erinnere mich nur noch an Schritte, die sich mir im Halbdunkel von der Straße her genähert haben. Als ich mich umwandte, war da dieser Kerl, der mich mit meinem Namen ansprach. Währenddessen muss sich ein zweiter Mann von hinten an mich herangeschlichen haben. Im nächsten Augenblick traf mich etwas am Kopf. Das ist alles. «
Das andere Fuhrwerk war vorüber, und ihr Wagen setzte sich wieder in Bewegung.
» Konrad Mutz. Du hast diesen Namen neulich erwähnt. Daraufhin ist mir etwas eingefallen. « Sein Blick glitt an ihr vorbei in die Ferne, an einen Ort, an dem seine spärlichen Erinnerungen jäh wieder aufflammten.
Anna konnte an seiner Miene ablesen, wie die Ereignisse erneut vor seinem inneren Auge abliefen.
» Die beiden wollten mir ein Angebot unterbreiten. Fünf Gulden sollte ich für das Fälschen eines Pergamentes bekommen. «
» Ist das dein Ernst, Korbinian? « Anna schnappte nach Luft.
Seine Lippen wurden schmal. » Es ging um eine Bibelstelle, in der von dem letzten Propheten die Rede ist, der erscheinen soll, bevor das Ende der Welt naht. Eine Zeitangabe sollte ich ändern, in der ein gewisser Elia angekündigt wird. Ich bin mir sicher, dass es kein Traum war, sondern eine Erinnerung. «
» Du hast das Angebot doch hoffentlich ausgeschlagen? Immerhin hast du die Männer damals der Tür verwiesen. «
Korbinian hielt ihre Hand an seine Lippen und küsste sie zart. » So ist es. «
» Du meinst, er und Konrad Mutz haben dich … «
» Nein, Anna, an die Kerle, die mir aufgelauert und mich überfallen haben, entsinne ich mich nicht. Das waren andere, sonst würde ich es sicher wissen. Trotzdem werde ich den Gedanken nicht los, dass die beiden hinter der Sache stecken und sich an mir rächen wollten. «
Anna schüttelte fassungslos den Kopf. » Wieso gibt sich Konrad Mutz nur für so etwas her! «
Sie dachte an den Besuch des Mannes Anfang des Jahres, bei dem er ihr geraten hatte, Haus und Werkstatt zu verkaufen. An ihn natürlich. Sie schnaubte verächtlich .
Korbinians Züge waren von seinen Empfindungen gezeichnet. Anna bemerkte, wie er eine Hand zur Faust ballte.
» Wirst du dem Rat deinen Verdacht mitteilen? «
» Das werde
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