Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)
gegenübertreten. Bei der Gerichtsverhandlung wurde Konrad Mutz der Anstiftung zur Körperverletzung eines Nürnberger Bürgers angeklagt. Das Urteil lautete lebenslange Haft im Schuldturm bei Wasser und Brot. Ein karges Mahl für den fettleibigen Mann, wie Korbinian nicht ohne innere Befriedigung feststellte, als Mutz aus dem Saal geführt wurde. Anna war ebenfalls unter den Zuschauern, und danach machten sich die drei gemeinsam auf den Heimweg. Lenchen lief zwischen ihnen die Waaggasse hinab.
Als Korbinian einen Blick seiner Frau auffing, erschrak er. » Was ist mit dir? Du siehst aus, als hättest du den Leibhaftigen gesehen. Du hättest zu Hause bleiben sollen, Liebes. «
» Ich wollte bei dir sein, Korbinian. « Sie blieb stehen. » Jetzt ist es ja endlich vorbei. «
Kilian Pankratius stand am Küchenfenster und spähte hinaus, als Dietrich Bratler den Wagen neben dem Brunnen zum Stehen brachte und vom Kutschbock stieg. In der Hand hielt er einen mit Brot, Rüben und Fischen gefüllten Korb. Der Prophet hatte ihn am Morgen nach Bubenreuth zum Markt geschickt, da die Vorräte in der Speisekammer merklich geschrumpft waren. Auch die Sau hatten Kärner und Bratler längst geschlachtet.
» Es gibt Neuigkeiten aus Nürnberg « , berichtete Johannes und stellte den Korb auf den Tisch. » Ich habe zwei Händler über die Bruderschaft reden gehört. Sie haben Mutz in den Schuldturm geworfen. «
» Konrad Mutz? Warum? « Pankratius begutachtete Bratlers Einkäufe, roch an den Fischen und nickte zufrieden.
» Ganz frisch gefangen, die Fische. Zu Eurer Frage: Korbinian Dietl hat ihn angezeigt. «
Pankratius knirschte mit den Zähnen. » Ich dachte, sein gottloses Maul sei für immer gestopft, nachdem du und Mutz ihn habt zusammenschlagen lassen. «
Johannes erzählte ihm die ganze Geschichte. » Der kann froh sein, dass wir ihn nicht einen Kopf kürzer gemacht haben « , schloss er.
Draußen erscholl lautes Gebell. Jakobus mit seinem Hund. Er hatte das kräftige Tier bei seinem letzten Besuch in Bubenreuth einem Mann abgekauft, der es auf Märkten gegen andere Hunde kämpfen ließ. » Kann nicht schaden, einen Wachhund zu besitzen « , waren seine Worte gewesen.
» Johannes, die Dietls sind vom Teufel besessen, davon bin ich mehr denn je überzeugt « , erklärte Pankratius. » Mit ihnen hat unser ganzes Unglück angefangen. Zuerst weigert sich der Buchmaler, das Pergament herzustellen. Dann verlässt Sebastian die Bruderschaft, um uns beim Stadtrat zu beschuldigen, Gehbauer von dem Gerüst gestoßen zu haben. Nein, ich muss endlich etwas gegen diese Leute unternehmen. Ich fürchte, es reicht ihnen nicht, dass die Bruderschaft nicht mehr existiert. Sie werden mit ihren Plänen, uns zu zerstören, fortfahren. «
Die Augen seines Gegenübers wurden groß. » Wir sollen zurück nach Nürnberg? «
Jakobus betrat die Küche.
» Elia will sich an den Dietls rächen « , berichtete Johannes seinem Glaubensbruder, der fragend zwischen ihnen hin und her geblickt hatte.
» Ein Prophet des Herrn hat es nicht nötig, sich zu rächen, Johannes « , rügte Pankratius ihn. » Es geht vielmehr darum, diesen Werkzeugen des Satans Einhalt zu gebieten. Der Allmächtige hat mich auserwählt, in Seinem Namen zu wirken. «
» Elia, werden wir dann nicht alle auf dem Scheiterhaufen enden? « , stieß Jakobus hervor.
» Niemand wird nach Nürnberg gehen! Hört mir gefälligst zu, wenn ich mit euch spreche! Ich habe euch nur mitgeteilt, dass ich etwas gegen die Dietls unternehmen werde. Dazu ist es nicht nötig, die Stadt zu betreten.« Er wandte sich Johannes zu. » Wie viel Geld besitzen wir noch? «
Der löste den prall gefüllten Beutel von seinem Gürtel und schüttete den Inhalt auf den Tisch. Zwischen einem Haufen Pfennige glänzten fünf Silbergulden, der Rest der Summe, die sie für die drei Pferde erhalten hatten.
Elia griff nach einer der Münzen und betrachtete sie mit einem dünnen Lächeln. » Für einen Gulden dürfte sich leicht jemand finden lassen, der uns einen Dienst erweist. «
Johannes’ Brauen hoben sich. » Was meint Ihr damit, Elia? «
Erwartungsvoll hingen die Gefährten an seinen Lippen.
» Endlich ist der Tag angebrochen, unsere Verräter zu richten. Auch um diesen Kupferschmied, der uns vor Gericht der Brandstiftung bezichtigt hat, werden wir uns kümmern. «
» Was habt Ihr vor? « , fragte Jakobus.
» In Würzburg hat mir der Herr gesagt, Er wünsche sich ein Opfer. Er wollte mir mitteilen,
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