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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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Rippen.
    Sebastian stöhnte auf. Hinter ihm schloss sich ächzend das Holztor.
    » Glück gehabt « , rief der andere, der auf dem Kutschbock saß. » Was macht unser Gast? Willst du ihn nicht noch ein bisschen schlafen legen? «
    » Nur, wenn er Dummheiten macht. «
    Sebastian röchelte.
    Der Wagen rollte weiter durch die Dunkelheit und den Regen, der unablässig fiel und ihn längst bis auf die Knochen durchnässt hatte. Wie viel Zeit war wohl vergangen, seit seine Entführer ihn überwältigt und verschleppt hatten? Es musste an diesem Zeug liegen, mit dem sie ihn betäubt hatten, dass er jedes Zeitgefühl verloren hatte.
    Die Fahrt schien kein Ende zu nehmen, bis der Mann auf dem Kutschbock das Zugtier langsamer laufen ließ und den Wagen auf einen holprigen Weg lenkte. Während er sich seinem Ziel näherte, schwiegen die Männer, bis der neben ihm Sitzende ihn erneut in die Rippen hieb.
    » So, Stäubling, unsere kleine Reise ist beendet. « Der Wagen hielt an. » Hoch mit dir! «
    Sebastian setzte sich mühsam auf. Seine Knochen schmerzten. Hände griffen nach dem Sack, zerrten ihn über seine Schultern, seinen Kopf. Finger rissen ihm den Mund auf, zogen den nassen Knebel heraus. Gierig atmete Sebastian die frische Abendluft ein. Der Fahrer hatte das Gefährt vor einem stallähnlichen Gebäude zum Stehen gebracht.
    » Absteigen « , befahl der andere.
    Sebastian gehorchte und blickte sich um. Auf der gegenüberliegenden Seite des kleinen Hofes stand ein Haus, dessen Tür sich nun öffnete. Im Halbdunkel erkannte er Kilian Pankratius.
    Der Prophet kam gesetzten Schrittes auf Sebastian zu, in der Hand eine Fackel. » So sehen wir uns also wieder, mein Freund. Ich nehme an, damit hast du nicht gerechnet, oder? « Elias Lippen hoben sich zu einem Lächeln. » Du wirst es nicht glauben, aber ich habe in den letzten Monaten oft an dich gedacht. « Er trat noch näher und strich Sebastian beinahe zärtlich über die Wange. » Du hast mich schwer enttäuscht, mein Freund. Ich weiß noch, als ob es gestern gewesen wäre, wie wir uns kennengelernt haben. Du hast dich nicht würdig gefühlt, der Bruderschaft beizutreten, weil du gegen Gottes Gebote verstoßen hattest. «
    Sebastian wollte etwas entgegnen, aber Pankratius bedeutete ihm zu schweigen, indem er einen Finger auf den Mund legte.
    » Ich habe dir damals geantwortet, dass jenen, die sich mir anschließen, alle Sünden vergeben seien. Du erinnerst dich bestimmt, oder? «
    Sebastian nickte.
    » Sepp hatte das begriffen « , fuhr der Prophet mit einem entrückten Lächeln fort, » die biblia sagt, wem viel vergeben ist, der liebt viel. Deshalb war Sepp einer meiner treusten Anhänger. Wie viel lieber würde ich heute ihm gegenüberstehen als demjenigen, der ihn verraten hat. « Das Lächeln des Propheten erstarb, und plötzlich erinnerte sein Blick Sebastian an klirrendes Eis. » Wie es deinem und meinem Freund wohl ergehen mag, nachdem die feinen Nürnberger ihn mit Schimpf und Schande aus der Stadt gejagt haben? « Seine Hand legte sich schwer auf Sebastians Schulter. » Du hast uns alle verraten. Weil du ein Judas bist. Ich habe oft mit unserem Herrn über dich gesprochen und Ihn gefragt, wie ich mit dir verfahren soll. Gleich morgen werde ich dir erzählen, was Er mir befohlen hat. «
    Sebastian wollte etwas einwenden, aber aus seinem Mund drang nichts als ein erstickter Ton. Auf einen Wink des Propheten hin packten ihn die beiden Männer. Sie stießen ihn zum Stall hinüber, entriegelten die Tür und schoben ihn hinein. Der Gestank von Tierkot, verbunden mit dem widerlich süßlichen Geruch von Verwesung schlug ihm entgegen und raubte ihm schier den Atem.
    » Schöne Träume « , lachte einer seiner Entführer meckernd, » dahinten sind die Schlafkammern. «
    Hinter ihm schloss sich die Tür, und Sebastian taumelte vorwärts. In der Mitte des fensterlosen Gebäudes blieb er stehen und hob den Kopf zur Decke. Durch ein wagenradgroßes Loch fiel Mondlicht herein. Er starrte ins Halbdunkel und schauderte. Die verdammte Dunkelheit, seine Hände zitterten, kalter Schweiß brach ihm aus den Poren. Er versuchte seine Angst im Zaum zu halten, sah sich blinzelnd um und nahm Strohballen und eine Schubkarre wahr. An einer Seite des Stalls befanden sich mehrere Schweinekoben. Als er näher trat und hineinsah, bewegte sich etwas. Bei allen Heiligen, das war kein Tier! Auf dem Boden lag, zusammengekrümmt und stöhnend, ein Mann.
    Sebastian beugte sich über die halbhohe

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