Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
Vom Netzwerk:
Das müsst Ihr mir glauben! Ihr müsstet wissen, dass ich so etwas niemals tun würde. Ich bewundere Euren Mann und die Kunstwerke, die er geschaffen hat … «
    Agnes Dürer bedeutete ihr mit einer Handbewegung, zu schweigen. » Das wissen wir doch! Albrecht hat nicht gewollt, dass Ihr beschuldigt werdet. Er ist manchmal etwas … nun ja, wie soll ich sagen, ohne ungebührlich zu werden … vorschnell mit seinen Äußerungen. « Sie winkte ab. » Aber seid unbesorgt, es wird sich alles aufklären. «
    » Ich danke Euch, Frau Dürer! « , entfuhr es ihr. » Bitte helft mir, aus diesem furchtbaren Loch herauszukommen. Lenchen braucht mich doch. «
    Die Frau des Malers hatte den Blick auf den Eimer gerichtet, über dem Anna in der Nacht ihre Notdurft verrichtet hatte. Sie schämte sich für den Gestank, den er verströmte.
    Die Besucherin nickte. » Das werden wir. «
    » Warum hat man ausgerechnet mich verdächtigt? «
    » Nun ja, das Bild hat Euren Unmut erregt. Daraus habt Ihr bei Eurem letzten Besuch kein Hehl gemacht, meine Liebe. Außer Euch hatten nur noch unsere Bediensteten die Möglichkeit, das Bild zu sehen. Als der Ratssekretär, bei dem mein Mann den Diebstahl anzeigte, ihn fragte, wer das Bild außer uns überhaupt kenne, nannte Albrecht ihm Euren Namen. Unglücklicherweise erwähnte er, wie sehr das Bild Euer Missfallen erregte. «
    » Euer Gatte kann nicht ernsthaft glauben, ich hätte … « Annas Stimme klang hohl. » Eher soll mir die Hand abfallen, bevor ich mich an fremdem Eigentum vergreife. Wenn er mir etwas Derartiges zutraut, werde ich niemals wieder Euer Haus betreten. «
    » So beruhigt Euch doch. Albrecht traut Euch eine derartige Tat keinesfalls zu, dennoch wart Ihr die Einzige, der mein Gatte es gezeigt hat. Ihm ist die ganze Angelegenheit äußerst unangenehm. Wir werden für Eure Freilassung sorgen. Nun muss ich gehen. Gehabt Euch wohl. « Sie nickte dem Gefängniswärter zu. » Bringt mich nach oben, Lochwirt, bevor ich hier unten ersticke. Leert den Eimer dort und sorgt dafür, dass es Frau Dietl an nichts mangelt. «
    » Jawohl, Frau Dürer. Ich kümmere mich darum. « Tobler öffnete die Tür, und die Dürerin trat aus der Zelle.
    Nachdem sie sich wieder geschlossen hatte, sank Anna auf die Pritsche und stieß die Luft aus. Dankbar für die Ruhe in der Nachbarzelle sann sie über die Worte der Besucherin nach. Zum Besten stand es mit der Ehe der Dürers offenbar nicht. Kein Mann, der seiner Frau zugetan war, nannte diese vor anderen Leuten » eine alte Krähe « , wie der Maler es einmal gegenüber Korbinian getan hatte. Gewiss, Hochzeiten wurden üblicherweise aus anderen Gründen als der Liebe wegen geschlossen. Korbinian und sie waren hingegen glücklich gewesen, mehr als das. Er war ein Teil ihres Lebens geworden und hatte eine Lücke in ihr hinterlassen, die mit jedem Tag größer zu werden schien. Tränen rollten ihr über die Wangen, als ihre Gedanken von ihm zu Magdalena wanderten. Ob die Kleine gut geschlafen hatte? Die Vorstellung, dass sie schrie und Sebastian sie vielleicht nicht hörte, tat Anna weh. Was mochte in dem Kind vorgehen, wenn nun auch sie nicht mehr heimkam?
    Anna zwang ihre Gedanken in die Gegenwart zurück. Eine fette Spinne kroch geradewegs auf ihren rechten Fuß zu. Als das Tier Anstalten machte, daran heraufzuklettern, beugte sie sich vor, schnippte es fort und zertrat es.
    Etwas später wurde die Zwischentür geöffnet und gleich darauf die Tür der Nachbarzelle aufgeschlossen.
    » Steh auf, Walburga « , vernahm sie die Stimme des Lochwirts, gefolgt von einem heiseren Krächzen der Alten.
    » Ist es so weit? «
    » Jetzt geht es vor den Richter « , antwortete der Gefängniswärter.
    Walburga fluchte.
    Glaubten die Ankläger der Alten wirklich, sie habe mit dem Teufel gebuhlt? Anna lauschte auf die sich entfernenden Schritte.
    Bald darauf kam der Wärter zurück und öffnete die Zellentür. » Ich bringe Euch hier jemanden. «
    Eine schlaksige Gestalt schob sich in die Zelle.
    » Sebastian! «
    Anna erzählte dem Bruder von Agnes Dürers Besuch und dass diese sich für sie einsetzen wolle. Sebastian konnte Anna beruhigen, Lenchen gehe es gut, sie solle sich keine Sorgen machen. Schon bald war die knapp bemessene Zeit vorüber, die den Untersuchungsgefangenen mit ihren Verwandten zugestanden wurde, und die Geschwister mussten Abschied nehmen. Jedoch nicht, ohne einander zu versichern, sich bald wiederzusehen.
    » Ich werde dafür beten « , versprach

Weitere Kostenlose Bücher