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Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Titel: Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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Gedanken, weil er scheinbar neben ihm zu existieren schien, nicht in ihm. Er schaute vorsichtshalber zur Seite. Nichts, nur endlose Lagerhäuser aus rotem Backstein.
    Robert schwieg, weil ihm nichts Besseres einfiel.
    Der Minister aber schaute endlich auf, wurde sofort blass, räusperte sich heftig, vollführte die gleiche Geste wie zuvor, doch jetzt war sie geduckt, mit überraschter Panik erfüllt. Trommels Kehlkopf ruckte hektisch. Er starrte noch immer Roberts Haarschopf an. Vier Bronzeklammern, die jede für sich nichts Ungewöhnliches darstellten, doch alle zusammen sehr wohl. Vier bedeuten zwar keine direkte Linie zur Königin, aber dennoch nah genug dran, um so einiges in ihrem Umfeld in Asche zu verwandeln. Trommels schleierhafte Augen zählten blinzelnd eins und eins zusammen. Dann sank er förmlich in sich zusammen.
    »Mein Lord«, begann er. Offensichtlich schien der Mann nicht einmal zu wissen, wer da vor ihm stand. »Ich lasse augenblicklich einen Wagen kommen, der Sie«, er stockte, wandte sich hilfesuchend an den Kommandanten neben ihm, der ebenfalls wirkte, als halte man ihm gerade ein Bajonett an die Kehle. Kurze Zwiesprache. Robert erkannte ein Oh-Heiliger-Odin-Gesicht. Doch dann trat ein Mann aus dem dunklen Oval des Bunkers, der die Schleuse bewachte. Die Gestalt war lässig, die Uniform wie aus einem Guss. Schwarz. Er hatte eine Zigarette in der behandschuhten Hand, schnippte den Stummel in eine Pfütze. Es zischte kurz. An dem schmal gefalteten Hut auf seinem Haupt baumelte der Orden des Tyr! Dies ließ erkennen, dass der Träger an einer Schlacht beteiligt gewesen war. An welcher, war unwichtig, der Tand zählte. Robert hatte keinerlei solcher Abzeichen. Plötzlich fühlte er sich unterlegen. Er presste die Kiefer aufeinander.
    »Sie sind also das langersehnte Genie. Das sind Sie doch, oder?« Der Mann sah unverschämt aristokratisch aus. Ein Gesicht wie das einer Statue. Blondes, langes Haar, welches ebenfalls vier Klammern offenbarte. Ein schmaler Oberlippenbart, der die Freundlichkeit wie eine Trennlinie durchzog. Unten lachten die weißen Zähne - einer war aus Gold - oben sezierten die blauen Augen ihr Gegenüber. Er streckte jovial die Hand aus.
    »Herzog Leopold von Graubergen, der Name.« Der Griff war fest, unangenehm fest.
    Robert verbeugte sich leicht. ›Wenn du ihnen nicht beikommen kannst, ersticke sie mit Höflichkeit‹, hatte Opa Lawrence immer gepredigt. ›Aber wenn sie aussehen, als ob sie ihre Großmutter für einen Stein verkaufen würden, dann bleib wie unser guter alter englischer Nebel. Nichts Genaues sieht man nicht!‹
    Robert verzog ganz leicht den Mund, als er sich wieder aufrichtete, uups, ein Rückenleiden - ganz unvermutet. Er rieb sich den metallischen Arm dabei, zog bewusst die Aufmerksamkeit auf seinen Makel. Doch der Herzog wirkte eher gelangweilt, musterte verdrossen die Gefolgschaft des Lords.
    »Die sind ab jetzt überflüssig«, stellte er fest. Damit war Coldlake gemeint, der sofort sein Notizbuch in der Jackentasche verschwinden ließ.
    »Ich bin ab sofort der Verbindungsmann zum Kronprinzen und die da«, er deutete auf Famke, wobei sich seine Mundwinkel angewidert verschoben, »kann hier meinetwegen stehenbleiben, bis Odin selbst sie ablöst.» Er sagte das, während er sich eine neue Zigarette aus einem silbernen Etui zog. Ohne aufzublicken. Es war längst beschlossen. Der Herzog ließ eine Flamme aus einem schmalen Stein aufsteigen, stieß gelangweilt den Rauch von seinen schönen Lippen. Sein Wort war das Wort des Kronprinzen. Man fügte sich oder der eigene Name stand plötzlich auf einer Liste, auf der niemand stehen wollte.
    Ein dunkler Wagen setzte rückwärts an die Gruppe heran. Trommel  sah aus, als wollte er demnächst über einen heroischen Tod nachsinnen, sein Kommandant blickte stoisch auf die gemauerten Schanzanlagen. Coldlake wirkte sichtlich verstört, die Odinstochter  aber stand einfach nur da, bewegte sich nicht.
    Robert stieg ein. Plötzlich hatte er ein ganz ungutes Gefühl. Ein richtig dunkles, ungutes Gefühl.
    Der Herzog nahm ihm gegenüber Platz. Sein Grinsen war jetzt mehr eine Klinge.
    »Man erwartet große Fortschritte von Ihnen, Lord Humberstone. Neue, bahnbrechende Impulse. Der Kronprinz ist bereits in freudiger Erwartung, ach, was sage ich, der gesamte Feuerbund ist es.« Er vollführte dabei fast salbungsvolle Handbewegungen, die so unecht wirkten, wie sie auch waren. »Der Mann, dem wir die Pfeiler der Könige zu

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